Rechtsgebiet für Einstieg

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yglueck
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Rechtsgebiet für Einstieg

Beitrag von yglueck »

Hallo, ich bin am Ende meines Studiums und überlege jetzt, in welche Richtung ich mich beruflich entwickeln möchte. Ich habe als Schwerpunkt an der Uni Kartellrecht gehabt, habe aber auch immer Medizinrecht beäugt (habe mich dagegen entschieden weil der Prof nicht der Beste war). Ich interessiere mich für das Kartellrecht aber da ich aber kein Prädikat habe sind die Perspektiven da wohl sehr begrenzt (Außer GK und Boutiquen macht das ja niemand). Nun meine Frage: Weiß einer von euch, wo man ohne Prädikat im Kartellrecht arbeiten kann? Und sehen die Perspektiven in Medizinrecht rosiger aus für nicht-Prädikatsjuristen?
Danke schon mal im Voraus,
Yannick
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Blaumann
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Re: Rechtsgebiet für Einstieg

Beitrag von Blaumann »

Gibt nicht wenige Boutiquen und weniger renommierte Großkanzleien, die auch Leute mit zwei soliden Befriedigend einstellen, insbesondere wenn eine einschlägige Schwerpunktsetzung erkennbar ist. Auch eine Frage des Standorts. Insofern würde ich da aufgrund eines fehlenden Prädikats nicht von einem Rechtsgebiet Abstand nehmen, das mich interessiert. Einfach entsprechende Anwalts- und Wahlstationen machen und den Markt auschecken.
Sektnase
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Re: Rechtsgebiet für Einstieg

Beitrag von Sektnase »

Blaumann hat geschrieben: Dienstag 27. April 2021, 09:54 Gibt nicht wenige Boutiquen und weniger renommierte Großkanzleien, die auch Leute mit zwei soliden Befriedigend einstellen, insbesondere wenn eine einschlägige Schwerpunktsetzung erkennbar ist. Auch eine Frage des Standorts. Insofern würde ich da aufgrund eines fehlenden Prädikats nicht von einem Rechtsgebiet Abstand nehmen, das mich interessiert. Einfach entsprechende Anwalts- und Wahlstationen machen und den Markt auschecken.
"Kein Prädikat" kann halt von 4,0 bis 8,9 alles sein. Mit 8,9 ist eh wurst, mit 4,0 dürfte Großkanzlei schwer werden^^
In einem Umfeld, in dem mittelschwere Hurensöhnigkeit häufig zum Stellenprofil gehört, muss einen nicht wundern, wenn man Scheiße behandelt wird. -Blaumann
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Blaumann
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Re: Rechtsgebiet für Einstieg

Beitrag von Blaumann »

In diesem Fall sollte der TE seine Frage modifizieren. ;)
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Re: Rechtsgebiet für Einstieg

Beitrag von Theopa »

Im Medizinrecht kommt es eben auf den Zuschnitt der Kanzlei an.

Auch dort kann man wieder bei der GK oder Boutique mit entsprechenden Notenanforderungen landen, wenn man dagegen in eine kleine bis mittelgroße Einheit (evtl. sogar auf Patientenseite) einsteigen möchte dürfen Noten eher zweitrangig sein.
yglueck
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Re: Rechtsgebiet für Einstieg

Beitrag von yglueck »

Ich habe viel dazu gehört, dass Kartellrecht wenig Sinn macht wenn man es nicht in einer GK praktiziert. Das ist natürlich nur Gerede aber in letzter Zeit frage mich deshalb, ob man mit Medizinrecht mehr für die Zukunft gewappnet ist (weil da wird es immer eine große Nachfrage geben).
Liz
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Re: Rechtsgebiet für Einstieg

Beitrag von Liz »

Du musst Dir überlegen, wen Du beraten möchtest und wo und wie Du mittelfristig arbeiten möchtest. Und rein tatsächlich ist natürlich der potentielle Mandantenstamm im Kartellrecht anders als im Medizinrecht und geht auch in andere Kanzleien.
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Fyrion
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Re: Rechtsgebiet für Einstieg

Beitrag von Fyrion »

Das ist nicht falsch, was Du zum Kartellrecht sagst, mithin also kein bloßes "Gerede". Es gibt zwar einen gewissen Markt für mittelständische Kartellberatung, weil das BKartA in den letzten Jahrzehnten vermehrt auch Praktiken der Mittelständler ins Visier genommen und auch kräftig bebußt hat. Dort hat sich also gerade in den letzten 20 Jahren durchaus einiges an Beratungsbedarf ergeben, der nicht primär von Großkanzleien abgedeckt wird. Allerdings sind auch dort zumindest bekannte Boutiquen positioniert, die vielleicht kein VB, aber doch wenigstens solide Befriedigend verlangen.

Insofern wäre es wichtig zu wissen, was "kein Prädikat" konkret bedeutet. Zum anderen möchte ich anmerken, dass das zweite Examen für den Berufseinstieg natürlich wichtiger ist. D.h. selbst wenn das Erste jetzt nicht so pralle ist, mit einer stringenten Spezialisierung und einem ordentlichen zweiten Examen, stehen dir viele Türen wieder offen.
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Blaumann
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Re: Rechtsgebiet für Einstieg

Beitrag von Blaumann »

Fyrion hat geschrieben: Mittwoch 28. April 2021, 17:04 Das ist nicht falsch, was Du zum Kartellrecht sagst, mithin also kein bloßes "Gerede". Es gibt zwar einen gewissen Markt für mittelständische Kartellberatung, weil das BKartA in den letzten Jahrzehnten vermehrt auch Praktiken der Mittelständler ins Visier genommen und auch kräftig bebußt hat. Dort hat sich also gerade in den letzten 20 Jahren durchaus einiges an Beratungsbedarf ergeben, der nicht primär von Großkanzleien abgedeckt wird. Allerdings sind auch dort zumindest bekannte Boutiquen positioniert, die vielleicht kein VB, aber doch wenigstens solide Befriedigend verlangen.

Insofern wäre es wichtig zu wissen, was "kein Prädikat" konkret bedeutet. Zum anderen möchte ich anmerken, dass das zweite Examen für den Berufseinstieg natürlich wichtiger ist. D.h. selbst wenn das Erste jetzt nicht so pralle ist, mit einer stringenten Spezialisierung und einem ordentlichen zweiten Examen, stehen dir viele Türen wieder offen.
+1

Ich möchte noch anmerken, dass man die Vorgaben des Kartellrechts aus Compliance-Gesichtspunkten auch dann mitdenken muss, wenn die Akteure mangels Größe nicht im Fokus der Kartellbehörden stehen. Für die Beratung im öffentlichen Wirtschaftsrecht sind daher kartellrechtliche Kenntnisse auch dann wichtig, wenn der Beratungsschwerpunkt nicht im Kartellrecht liegt. Praktisch gibt es viele Kanzleien im öffentlichen Wirtschaftsrecht, bei denen das Kartellrecht zum Portfolio gehört, obwohl sie nicht zur High Society zählen. ;)

Es könnte sich daher meines Erachtens anbieten, sich breiter im öffentlichen Wirtschaftsrecht aufzustellen und den Studienschwerpunkt auf diese Weise zu verwerten. In den verwandten Gebieten (Energiewirtschaftsrecht, Vergaberecht, Beihilferecht etc.) gibt es diverse MKs und spezialisierte KKs, bei denen auch Leute mit eher mäßigen Noten Chancen haben dürften.
yglueck
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Re: Rechtsgebiet für Einstieg

Beitrag von yglueck »

Also meine Note ist 8,0. Ich bin leider nicht sonderlich stark im öffentlichen Recht und es interessiert mich auch eher weniger, weshalb mich solche Vergaberechtsfragen eher weniger catchen. Ich bin eigentlich mehr in die Richtung gewerblicher Rechtsschutz vom Kartellrecht aus interessiert. Das ist jedenfalls was ich so aus meinen Praktika mitgenommen habe.
Am Medizinrecht finde ich cool, dass es auch für den Staatsdienst nützlich sein kann. Denn ich habe auch überlegt irgendwann (wenn das mit meinen Noten geht) vielleicht ins Richteramt zu wechseln wenn Rechtsanwalt keinen Spaß mehr macht. Auch habe ich das Gefühl mit Kartellrecht den Reichen zu helfen noch reicher zu werden und ich weiß nicht, ob ich das als Erfüllung meines Lebens sehe. Da kann man im Medizinrecht schon wesentlich mehr zur gesellschaftlichen Wohlfahrt beitragen.
Ich weiß, dass mir am Ende keiner die Entscheidung abnehmen kann aber es ist ganz nett, mal meine Gedanken niederzuschreiben und vielleicht so auf einen grünen Ast mit mir selbst zu kommen. :D
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Re: Rechtsgebiet für Einstieg

Beitrag von Theopa »

yglueck hat geschrieben: Donnerstag 29. April 2021, 17:08 Auch habe ich das Gefühl mit Kartellrecht den Reichen zu helfen noch reicher zu werden und ich weiß nicht, ob ich das als Erfüllung meines Lebens sehe. Da kann man im Medizinrecht schon wesentlich mehr zur gesellschaftlichen Wohlfahrt beitragen.
Naja, so romatisch ist es im Medizinrecht auch nicht.

Wenn du Geld verdienen möchtest berätst du dort auch wieder Pharmakonzerne, Krankenhäuser, MVZs und Ärzte, wobei du höchstens bei letzteren mal wirklich Einzelpersonen helfen kannst, die unverdient echte Probleme haben. Alternativ ist auch als wenig seriöser Patientenanwalt (absurde Streitwerte ansetzen, unzulässige Erfolgshonorare verlangen) ein gutes Einkommen drin.

Sobald du vorwiegend "dem kleinen Mann" helfen willst ist es eben oft wieder viel Arbeit für eher wenig Umsatz, da neben Haftungsfällen mit 100.000 € Streitwert auch viel viel Kleinzeug ("meine Versicherung zahlt mir das Implantat für 678 € nicht") anfällt, wo man auch nicht über Stundensätze arbeiten kann.
Atropos
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Re: Rechtsgebiet für Einstieg

Beitrag von Atropos »

yglueck hat geschrieben: Donnerstag 29. April 2021, 17:08 Also meine Note ist 8,0. Ich bin leider nicht sonderlich stark im öffentlichen Recht und es interessiert mich auch eher weniger, weshalb mich solche Vergaberechtsfragen eher weniger catchen. Ich bin eigentlich mehr in die Richtung gewerblicher Rechtsschutz vom Kartellrecht aus interessiert. Das ist jedenfalls was ich so aus meinen Praktika mitgenommen habe.
Am Medizinrecht finde ich cool, dass es auch für den Staatsdienst nützlich sein kann. Denn ich habe auch überlegt irgendwann (wenn das mit meinen Noten geht) vielleicht ins Richteramt zu wechseln wenn Rechtsanwalt keinen Spaß mehr macht. Auch habe ich das Gefühl mit Kartellrecht den Reichen zu helfen noch reicher zu werden und ich weiß nicht, ob ich das als Erfüllung meines Lebens sehe. Da kann man im Medizinrecht schon wesentlich mehr zur gesellschaftlichen Wohlfahrt beitragen.
Ich weiß, dass mir am Ende keiner die Entscheidung abnehmen kann aber es ist ganz nett, mal meine Gedanken niederzuschreiben und vielleicht so auf einen grünen Ast mit mir selbst zu kommen. :D
Der fettgedruckte Satz klingt eigentlich eher danach, dass du dich für Wettbewerbsrecht (UWG etc., Abmahnungen und Verfahren vor Zivilgerichten, einstweiliger Rechtsschutz etc.) interessierst? Kartellrecht (GWB, AEUV) kann - natürlich je nach Zuschnitt der Kanzlei/Partner - bedeuten, dass man zu einem erheblichen Teil Fusionen zwischen großen Unternehmen betreut. In meinem Umfeld haben die Kartellrechtler eigentlich 0 Bezug zum gewerblichen Rechtsschutz, stehen quasi nie vor Gericht...

Zum Thema "Reiche noch reicher machen": Im Kartellrecht hilft es schon, wenn man sich für die ganzen ,,herrschende Lehre" zu volkswirtschaftlichen Theorien etc. interessieren kann, man muss je nach Fällen ja auch eng mit Ökonomen zusammen arbeiten und versuchen, das im Detail zu verstehen. Klingt jetzt spontan nicht so, als ob du dich dafür begeistern kannst, aber das weißt du natürlich am besten.
Liz
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Re: Rechtsgebiet für Einstieg

Beitrag von Liz »

Theopa hat geschrieben: Freitag 30. April 2021, 08:24 Sobald du vorwiegend "dem kleinen Mann" helfen willst ist es eben oft wieder viel Arbeit für eher wenig Umsatz, da neben Haftungsfällen mit 100.000 € Streitwert auch viel viel Kleinzeug ("meine Versicherung zahlt mir das Implantat für 678 € nicht") anfällt, wo man auch nicht über Stundensätze arbeiten kann.
Das scheint mir aber in vielen Rechtsgebieten strukturell ein Problem zu sein: Entweder berät man vorwiegend "den kleinen Mann", dann hat man bei zumeist überschaubaren Streitwerten relativ viel Aufwand, weil es einerseits für Mandanten subjektiv superwichtig ist, ob sie in ihrer Wohnung bleiben dürfen, Asyl bekommen, ihren Arzthaftungsprozess gewinnen usw., und die Mandanten andererseits für "das viele Geld" vom Anwalt auch echte Leistung sehen wollen. Oder man berät eben Unternehmen, bei denen es natürlich häufig um die Frage geht, wie man mehr Geld verdienen kann und wie man etwas, was eigentlich (völlig zu Recht) verboten ist, vielleicht doch in legal machen kann.
gola20
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Re: Rechtsgebiet für Einstieg

Beitrag von gola20 »

Theorie des RVG: Der Anwalt hat kleine und große Streitwerte. Er kann alles erledigen und verdient ordentlich durch die Quersubvention.

Praxis: Die guten Fälle landen bei der Boutique und GK. Der kleine unwirtschaftliche Mist bei der Kleinkanzlei.

von der romantischen Vorstellung dem kleinen Mann zu helfen verabschieden sich die meisten, wenn sie merken, dass sie trotz 60h Woche am Ende (Umsatz minus Kosten) weniger raus haben als eine Rechtsanwaltsfachangestellte
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Toefting
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Re: Rechtsgebiet für Einstieg

Beitrag von Toefting »

gola20 hat geschrieben: Freitag 30. April 2021, 19:51

von der romantischen Vorstellung dem kleinen Mann zu helfen verabschieden sich die meisten, wenn sie merken, dass sie trotz 60h Woche am Ende (Umsatz minus Kosten) weniger raus haben als eine Rechtsanwaltsfachangestellte
Und es mit der Dankbarkeit des kleinen Mannes auch oft nicht weit her ist.
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