Der Punkt ist, dass du als Anwalt ganz einfach zunächst einmal zur Verschwiegenheit verpflichtet bist. Das ist Teil des Berufs, unabhängig davon ob es im konkreten Fall realistisch zu Schäden für den Mandanten führen kann oder nicht.
Wem gegenüber? Dem Papst? Dem Schutzheiligen der Anwälte? Oder vielleicht doch eher dem Mandanten, der, wie bereits mehrfach gesagt, darauf pfeifft, ob der Schriftsatz bei DeepL übersetzt wird oder nicht, solange ihn das nichts kostet und der entsprechend zustimmt? Oder soll das irgendwie ein "moralisches" Argument sein?
Wenn du den Mandanten gegenüber alles absolut offenlegst ("Die Vertragsunterlagen werden dabei auf irgendeinem Server landen und eventuell irgendwo für eine mir nicht bekannte Zeit gespeichert bzw. vielleicht von irgendjemandem irgendwie verwendet, diese Vorgehensweise ist mit dem Datenschutzrecht nicht vereinbar. Da im absoluten Regelfall aber überhaupt nichts passiert und ich das Datenschutzrecht ganz allgemein für blödsinnig halte würde ich Ihnen diesen günstigen und einfachen Weg dennoch empfehlen")
Da die Mandanten überwiegend US-Amerikaner sind, muss man denen nicht erklären was 1 Internet und was 1 DeepL ist und was das macht und wie das funktioniert. Die nutzen das selbst und kennen es gar nicht anders.
Rein aus der Tatsache, dass es alle einfach mal so machen kannst du aber nicht schlussfolgern, dass Entscheider A im Unternehmen X auch nur die geringste Ahnung hat was die Software macht.
Och doch, ich gehe davon aus, dass Entscheider in weltweit tätigen Konzernen eine vage Vorstellung davon haben was DeepL ist oder wie Google funktioniert. Wie gesagt, vielleicht nicht in Deutschland, aber überall sonst auf der Welt.
Ganz nebenbei gibt es in der klassischen GK (wenn auch offenbar nicht in deiner "Abteilung") ja wohl durchaus auch einige Bereiche in denen es sinnvoll wäre Spionage zu betreiben. Je nach Fachbereich sollten da z.B. doch gelegentlich recht wertvolle Insider-Informationen für den Aktienmarkt zu holen sein.
Natürlich gibt es die. Aber wie soll das technisch funktionieren? Willst du "den DeepL Server" hacken? Das ist doch wieder so ein typisches abstraktes Argument, ohne Realitätsbezug. Erklär mir bitte, wie das konkret ablaufen soll. Wie kommen die Daten von DeepL zu Auftraggeber X? Und woher weiß Auftraggeber X, dass irgend ein Schriftsatz bei DeepL ist? Und überhaupt, wenn Superhacker Mr. RobotMatrixMan DeepL hacken kann - wäre es dann nicht viel einfacher mein Outlook zu hacken und das Dokument im Original zu klauen (und ca. alle anderen Dokumente die man so per Mail bekommt inkl. Mandantenkommunikation)? Oder denkst du unsere Sicherheitsinfrastruktur ist so viel besser als die von DeepL, die mit ihrem Proservice ja gerade mit Vertaulichkeit werben und ein solcher Fall ein absolutes RIP für deren Business wäre?
Also mal ganz ehrlich, wenn das die Argumente sein sollen, dann dürft ihr auch keine vertraulichen Absprachen per Mail verschicken. Oder denkt ihr Microsoft wertet nicht jeden einzelnen Buchstaben jeder einzelnen Mail aus?
@goa20
Wenn man den Mandanten aufklärt und alle Einwilligungen einholt, dann gibt es bestimmt keine Probleme.
Ansonsten reicht ein unzufriedener Mandant, der dich anschwärzt. Nicht umsonst heißt es: "Der größte Feind des Anwalts ist der eigene Mandant."
Natürlich wird das Einverständnis eingeholt. Aber "it costs you 2 billable hours tops" vs. "4000 - 5000 €" und "cob" vs. "maybe in 2 weeks" sind meist alles was irgendwen interessiert. Again, das Thema Datenschutz interessiert erfahrungsgemäß außerhalb Deutschland wirklich niemanden auch nur im Geringsten. (Was ich im Übrigen auch nicht absolut korrekt finde. Ein bisschen Datenschutz ist schon nicht unwichtig. Aber nicht in der Art und Weise wie es in Deutschland und Europa betrieben wird, wobei auch hier erfahrungsgemäß überall sonst in der EU die Vorschriften eher als lose Handlungsempfehlungen gesehen werden).