Rüthers vs. Canaris

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HRP
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Re: Rüthers vs. Canaris

Beitrag von HRP »

Scaevola hat geschrieben:Was C.H. Beck betrifft: Nicht nur seine Autoren, der Verlag selbst hat eine problematische Vergangenheit (Arisierungsvorteile), mag aber sein, dass das inzwischen einigermaßen glaubwürdig aufgearbeitet ist, weiß da jemand Näheres?
Und wieder etwas gelernt. Na ja, vielleicht auch recht praktisch, wenn der Verlagsort die "Hauptstadt der Bewegung" ist.
EliElezra
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Re: Rüthers vs. Canaris

Beitrag von EliElezra »

@ Swann

Da hier überhaupt keine Strafbarkeit in Rede stand sollte der Hinweis, dass die von mir angeführten "mildernde Umstände" nicht im juristischen Sinne zu verstehen sind, eigentlich überflüssig sein. Sie beziehen sich auf die Diskussion hier und konkret auf einen Beitrag, in dem die Frage aufgeworfen wurde, ob Larenz Karrierist oder Überzeugungstäter war (was offenbar für die Bewertung seiner Rolle in der NS-Zeit von Bedeutung sein soll).

Ich finde diese Frage ziemlich uninteressant, weil diese Differenzierung für die Bewertung aus den von mir genannten Gründen keine große Rolle spielen sollte. Mehr habe ich nicht gesagt.

Ich habe Larenz übrigens immer gerne gelesen. Ich kann seine fachlichen Qualitäten durchaus schätzen ohne seine Person verklären zu müssen.
Swann hat geschrieben:Das geht, finde ich, zu weit. Man muss Larenz' Verhalten während des Nationalsozialismus bei der Würdigung seiner Person und seines Werkes in Rechnung stellen, aber ihn auf ewig zur Unperson zu machen, weil er Nazi-Jurist war, schießt m. E. über das Ziel hinaus.
Wäre Larenz nach 1945 offensiv und selbstkritisch mit seiner Rolle im NS umgangen würden wohl 99% der User diesen Satz unterschreiben. Ist er aber nicht. Sein Pech.
recht_selten
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Re: Rüthers vs. Canaris

Beitrag von recht_selten »

Scaevola hat geschrieben:Es sei denn, man hat Ingo Müllers "Furchtbare Juristen" gelesen. Dort auch nähere Einschätzungen zur zweifelhaften Tätigkeit des von Swann erwähnten Staatsanwaltes (Eduard Dreher) im BMJ in den 60ern...
Letzteres wird durch das neue Buch von Ferdinand von Schriach "Der Fall Collini" vielleicht einer bereiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. (Schleichwerbung für meinen Thread "Das gute Buch reloaded" auch hier im Treffpunkt ;) letzte Seite)
markus87
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Re: Rüthers vs. Canaris

Beitrag von markus87 »

EliElezra hat geschrieben:Ich kann seine fachlichen Qualitäten durchaus schätzen ohne seine Person verklären zu müssen.
+1

Aus diesem Grund halte ich es auch nicht per se für problematisch, wenn beispielsweise das Werk des Herrn Schönfelder auch dessen Namen trägt.
Swann
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Re: Rüthers vs. Canaris

Beitrag von Swann »

markus87 hat geschrieben:
EliElezra hat geschrieben:Ich kann seine fachlichen Qualitäten durchaus schätzen ohne seine Person verklären zu müssen.
+1

Aus diesem Grund halte ich es auch nicht per se für problematisch, wenn beispielsweise das Werk des Herrn Schönfelder auch dessen Namen trägt.
Ob es ein so riesiges Werk ist, das Parteiprogramm der NSDAP und einen Haufen wichtiger Gesetze in einem Band abzudrucken, sei mal dahingestellt.
markus87
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Re: Rüthers vs. Canaris

Beitrag von markus87 »

Finde ich schon. Nicht zu vergessen die Paragraphenüberschriften.
recht_selten
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Re: Rüthers vs. Canaris

Beitrag von recht_selten »

Ja, also den würde ich auch nicht mit den vorher genannten in eine Reihe stellen. Wenn der Schönfelder nicht als einziges offizielles Hilfsmittel zugelassen wäre, bin ich mir nicht sicher, ob ich mir dieses Werk überhaupt je gekauft hätte. Das ewige Nachsortieren ist einfach ne Plage ;)
Flash
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Re: Rüthers vs. Canaris

Beitrag von Flash »

In der neuen JZ gehts weiter. Duplik von Rüthers.
Die Beurteilung, ein Antrag im Sinne des § 24 Satz 1 BVerfGG sei offensichtlich unbegründet, setzt nicht voraus, daß seine Unbegründetheit auf der Hand liegt; sie kann auch das Ergebnis vorgängiger gründlicher Prüfung sein. (BVerfGE 82, 316)
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Re: Rüthers vs. Canaris

Beitrag von Einwendungsduschgriff »

HRP hat geschrieben:
immer locker bleiben hat geschrieben:Das war mich nicht bekannt. (Ich gebe zu, ich musste den Lebenslauf des Otto Palandt erst bei wikipedia nachlesen). Schließe mich den "sich-darüber-aufregern" an.
Ich hatte schon früher überlegt, diesbezüglich an C. H. Beck zu schreiben, aber letztlich würde ich als einzelner nur als Querulant abgestempelt und mit einer Standardantwort abgespeist, wie ich annehme. Der Protest müsste aus Lehre und Praxis kommen, damit der Verlag und die Herausgeber den Namen des Werkes überdenken. Ich finde nämlich den Gedanken, dass ein bspw. jüdischer Student ein Buch nutzt bzw. im 2. Examen quasi nutzen muss, das den Namen eines Menschen trägt, der ihn aus der sog. "Volksgemeinschaft" ausschließen und entrechten wollte, pervers.
Und nun jährte sich auch noch ein runder Todestag. Sachen gibt's:
http://www.lto.de/de/html/nachrichten/4 ... r-ziegels/
Hier gibt's nichts zu lachen, erst recht nichts zu feiern.
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Re: Rüthers vs. Canaris

Beitrag von AdamCarter »

Hihi, hab ich auch gerade gelesen - Ganz ehrlich: Der Palandt ist der Palandt, es ist ein Buch das damals nichts mit seinem Namensvetter zu tun hatte und heute erst recht nicht, damit ist es mit Sicherheit kein 'Denkmal für einen braunen Wichser' sondern eben nur ein Buch mit dem selben Namen, dass der Name sich historisch auf ihn zurückführen lässt ist mir dabei völlig wuppe. Den Titel jetzt zu ändern dürfte wohl kaum zu 'Aufarbeitung der Geschichte' beitragen.
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Re: Rüthers vs. Canaris

Beitrag von HRP »

Einwendungsduschgriff hat geschrieben:http://www.lto.de/de/html/nachrichten/4 ... r-ziegels/
"Bei der Meldung zur ersten juristischen Prüfung ist der Nachweis zu führen, daß der Bewerber mit Volksgenossen aller Stände und Berufe in enger Gemeinschaft gelebt, die körperliche Arbeit kennen und achten gelernt, Selbstzucht und Einordnung geübt und sich körperlich gestählt hat, wie es einem jungen deutschen Manne zukommt."

:lmao:
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AdamCarter
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Re: Rüthers vs. Canaris

Beitrag von AdamCarter »

Ja du lachst, mir ist dabei schmerzlich bewusst geworden wie wenig Sport ich z.Z. im Vergleich zu vor dem Studium mache ::oops:
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Re: Rüthers vs. Canaris

Beitrag von HRP »

AdamCarter hat geschrieben:Hihi, hab ich auch gerade gelesen - Ganz ehrlich: Der Palandt ist der Palandt, es ist ein Buch das damals nichts mit seinem Namensvetter zu tun hatte und heute erst recht nicht, damit ist es mit Sicherheit kein 'Denkmal für einen braunen Wichser' sondern eben nur ein Buch mit dem selben Namen, dass der Name sich historisch auf ihn zurückführen lässt ist mir dabei völlig wuppe. Den Titel jetzt zu ändern dürfte wohl kaum zu 'Aufarbeitung der Geschichte' beitragen.
Stimmt, die Justiz hätte bessere Bereiche der Aufarbeitung und wäre damit jahrzehntelang beschäftigt.

Dennoch finde ich den Gedanken, dass bspw. ein jüdischer Referendar ein Buch, das den Namen Palandt trägt, quasi benutzen muss, so er sich keine Nachteile schaffen will, nicht gerade toll. Es zeugt zumindest nicht gerade von Fingerspitzengefühl seitens C. H. Beck.
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Re: Rüthers vs. Canaris

Beitrag von Scaevola »

AdamCarter hat geschrieben:Hihi, hab ich auch gerade gelesen -
Offenbar nicht. Und zum Glück ist auch nicht jeder so geschichtsvergessen wie Du...
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AdamCarter
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Re: Rüthers vs. Canaris

Beitrag von AdamCarter »

Scaevola hat geschrieben:
AdamCarter hat geschrieben:Hihi, hab ich auch gerade gelesen -
Offenbar nicht. Und zum Glück ist auch nicht jeder so geschichtsvergessen wie Du...
Lies doch mal den Rest von meinem Post, das 'hihi' bezog sich übrigens darauf, dass ich vor ca. 10 Sekunden den Artikel fertig gelesen hatte, dann ins Juraforum gehe und einen Beitrag über selbigen lese.

Und ich wiederhole mich gerne nochmal: Mit dem Namen Palandt verbinde ich trotzdem nunmal nur den Kommentar, ja der Name lässt sich historisch auf einen Nazi zurückführen, es ist trotzdem nur ein Name. Und der führt nicht dazu dass einem Nazi ein Denkmal gesetzt würde oder irgendetwas verharmlost würde. Jetzt, 60 Jahre später, den Namen zu ändern würde nichts zur Geschichtsaufarbeitung beitragen, würde kein 'Zeichen gegen Rechts' setzen und hätte auch sonst keine nennenswerten Vorteile. Der Kommentar hat den Namen mittlerweile 'ersessen', er hat nichts mehr mit Otto Palandt zu tun. Dass man den Namen damals weitergeführt hat mag man durchaus als geschmacklos betrachten, heute spielt es aber keine Rolle mehr und das hat nichts mit Geschichtsvergessenheit zu tun.
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