Staatsversagen ungewohnten Ausmaßes

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Theopa
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Re: Staatsversagen ungewohnten Ausmaßes

Beitrag von Theopa »

Iriss hat geschrieben: Donnerstag 18. März 2021, 13:25 ...abstrus für mich was Sie schreiben um die derzeitigen Zustände des Lobbyismus zu verteidigen.
es geht darum, dass Lobbyismus ,wie Tibor schreibt offengelegt sein muss.
Und dies geschieht eben in vielen Fällen nicht.
Natürlich soll er offengelegt werden. Meine Antwort bezog sich auf ein Zitat, das öffentliche Gespräche oder sogar "Livestreams der Besprechungen" etc. forderte.

Es sollte öffentlich und für jeden klar sein wer wen trifft, aber nicht was dort besprochen wird.
Theopa
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Re: Staatsversagen ungewohnten Ausmaßes

Beitrag von Theopa »

Iriss hat geschrieben: Samstag 20. März 2021, 09:22 Ich verstehe Sie also richtig, dass Sie die jetzige Form des Lobbyismus soweit für in Ordnung halten.

Dass die Kontakte oft eben nicht offengelegt oder legal umgangen werden schrieb ich .
Sie schreiben,dass die Kontakte öffentlich und für jeden klar sein sollte, wer wen trifft.
Stimme Ihnen hier voll zu.
Weiter schreiben Sie .. aber nicht, was dort besprochen wird.
Hier folge ich Ihnen nicht.
Kommt jetzt etwa Ihr Shitstormargument?
Nein, da es aktuell eben nicht offengelegt wird. Auch durch das neue Gesetz werden nur Kontakte mit gewählten Vertretern offengelegt, nicht aber in niedrigeren Ebenen, obwohl bekanntlich bei einigen Behörden der Minister im Ergebnis weniger zu sagen hat als der "Unterbau", der die Gesetze tatsächlich entwirft. Natürlich sollte jeder Beamte offenlegen müssen, wenn er Interessenvertreter trifft.

Man kann auch über das Thema sprechen, es ist überhaupt kein Problem wenn man die Dokumentation auf "Abgeordneter Maier trifft den Vorsitzenden des Vereins XYZ zum Thema Fluglärm" erweitert.

Wer aber bei jeder Diskussion Öffentlichkeit bezüglich des Gesprächsinhalts fordert, kennt die Öffentlichkeit offenbar nicht gut genug. Jedes völlig unwichtige Thema führt zu absurden Reaktionen bei Einzelnen, die "Dank" des Internets ihren Müll heute weltweit veröffentlichen können. Ich hatte schon mit ernsthaften (zum Glück nur verbalen) Angriffen auf Gemeinderatsmitglieder wegen der Umbenennung einer Straße - keine politisch aufgeladenen Begriffe, es ging nur um doppelte Straßennamen in zwei winzigen Orten einer Gemeinde - zu tun.
Joshua
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Re: Staatsversagen ungewohnten Ausmaßes

Beitrag von Joshua »

Zum Staatsversagen kommt auch noch eine sehr fragwürdige Bereicherung u.a. der Apotheken hinzu: Masken konnten zum Großhandelspreis von 1,22 € erworben werden, doch bekamen die Apotheken bis zu 6 € aus der Staatskasse erstattet.

Unverdiente windfall-profits.

Der Spiegel schreibt:
Spahns teures Maskenprogramm »Solche Aufschläge sind unmoralisch«
Hunderttausende Euro konnten Apotheken an der FFP2-Maskenverteilaktion von Jens Spahn verdienen.
Quelle: https://www.spiegel.de/wirtschaft/sozia ... 22381c035e

Zahlen dürfen die Steuerzahler.

Und jetzt auch noch das:
Das Bundesgesundheitsministerium von Jens Spahn (CDU) hat im vergangenen Jahr FFP2-Schutzmasken von der Burda GmbH gekauft. Das berichtet der "Spiegel" aus Unterlagen, die das Ministerium an den Bundestag schickte habe. Der Masken-Deal könnte demnach Interessenkonflikte bergen, weil der Ehemann von Minister Spahn, Daniel Funke, als Lobbyist und Büroleiter der Burda-Repräsentanz in Berlin arbeitet.
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/ber ... 26126.html

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Joshua
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Re: Staatsversagen ungewohnten Ausmaßes

Beitrag von Joshua »

Die Lobby-Verseuchung der konservativen CDU geht sehr tief. Ein Sumpf, dessen Trockenlegung sich v.a. auf die "Consulting-Firmen" von Abgeordneten erstrecken muss.

Jüngster Fall: Pfeiffer, s. hier:
Laut Handelsregister belief sich die Bilanzsumme von Pfeiffers Beratungs-GmbH im letzten veröffentlichten Geschäftsjahr 2019 auf mehr als 1,4 Millionen Euro. Für frühere Jahre wird auch ein Gewinnvortrag ausgewiesen, 2016 waren das zum Beispiel fast 70.000 Euro. In anderen Jahren seit Pfeiffers Einzug in den Bundestag war die Summe jedoch geringer. "Wenn Joachim Pfeiffer an den Aufträgen mitgewirkt hat, dann ist seine derzeitige Angabe der Nebeneinkünfte fehlerhaft", sagt Ulrich Müller von LobbyControl. "Die Bundestagsverwaltung muss seine Angaben zügig überprüfen." Der lobbykritische Verein hat an diesem Dienstag eine Studie zum Wirtschaftsrat der CDU als mächtigem Lobbygremium veröffentlicht. Auch darin taucht Joachim Pfeiffer mit einem Verstoß gegen die Transparenzregeln des Bundestags auf.
Quelle: https://www.zeit.de/politik/deutschland ... obal-de-DE

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Re: Staatsversagen ungewohnten Ausmaßes

Beitrag von gola20 »

Überrascht das hier jemanden? Das fängt doch schon ganz unten beim Gemeinderat an. Fast jeder nutzt seine politische Macht für das eigene wirtschaftliche Vorwärtskommen.

Das gesamte Vergaberecht wurde doch nur erfunden, damit nicht immer der Neffe des Bürgermeisters die Parkbänke für 50k € das Stück aufstellt.

Wenn man als Rechtsanwalt grob in den Bereichen tätig ist, dann weiß man das. Deswegen geht man doch in die Politik?!
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Tibor
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Re: Staatsversagen ungewohnten Ausmaßes

Beitrag von Tibor »

Und Gewinn einer GmbH ist 1:1 zuzurechnen? Wissen wir was über bezogene Gehälter aus der GmbH?

Verhaltensregeln BT für MdB:
Gesellschafter einer Personen- oder Kapitalgesellschaft, die für ihre Gesellschaft eine typischerweise entgeltliche Tätigkeit erbringen, z. B. als Sozietätsanwalt oder geschäftsführender Gesellschafter, ohne dafür von der Gesellschaft eine Vergü­tung zu erhalten, müssen die an sie ausgekehrten Anteile am Gesellschaftsgewinn als Einkünfte anzeigen (Nr. 4 AB). Diese werden mit der Angabe „Gewinn“ veröffentlicht (z. B. „2017, Stufe 3, Gewinn“). Ansonsten sind Einkünfte aus Beteiligungen an Kapital- oder Personengesellschaften nicht anzeige- und veröf­ fentlichungspflichtig (§ 1 Absatz 3, § 3 VR).
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Re: Staatsversagen ungewohnten Ausmaßes

Beitrag von Joshua »

Die Zeit hatte berichtet, dass die von Pfeiffer geleiteten Unternehmen „Dr. Joachim Pfeiffer Consulting“ und „Maconso GmbH“ unter der Telefonnummer von Pfeiffers Wahlkreisbüro in Waiblingen erreicht werden können. Eine solche Nutzung staatlich finanzierter Infrastruktur für ein privates Unternehmen wäre unzulässig.
https://taz.de/Nebentaetigkeiten-von-Jo ... /!5759637/

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Re: Staatsversagen ungewohnten Ausmaßes

Beitrag von scndbesthand »

Strenz, die in der Berichterstattung auftauchte, ist jetzt auf einem Flug von Kuba nach Deutschland gestorben.

https://www.faz.net/aktuell/politik/in ... 56990.html
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Re: Staatsversagen ungewohnten Ausmaßes

Beitrag von Sektnase »

Hat wohl jemand Urlaub im Risikogebiet gemacht.. Naja, jetzt auch egal.
In einem Umfeld, in dem mittelschwere Hurensöhnigkeit häufig zum Stellenprofil gehört, muss einen nicht wundern, wenn man Scheiße behandelt wird. -Blaumann
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Re: Staatsversagen ungewohnten Ausmaßes

Beitrag von Backstubentaler »

Joshua hat geschrieben: Sonntag 21. März 2021, 20:18
Laut Handelsregister belief sich die Bilanzsumme von Pfeiffers Beratungs-GmbH im letzten veröffentlichten Geschäftsjahr 2019 auf mehr als 1,4 Millionen Euro. Für frühere Jahre wird auch ein Gewinnvortrag ausgewiesen, 2016 waren das zum Beispiel fast 70.000 Euro. In anderen Jahren seit Pfeiffers Einzug in den Bundestag war die Summe jedoch geringer. "Wenn Joachim Pfeiffer an den Aufträgen mitgewirkt hat, dann ist seine derzeitige Angabe der Nebeneinkünfte fehlerhaft", sagt Ulrich Müller von LobbyControl. "Die Bundestagsverwaltung muss seine Angaben zügig überprüfen." Der lobbykritische Verein hat an diesem Dienstag eine Studie zum Wirtschaftsrat der CDU als mächtigem Lobbygremium veröffentlicht. Auch darin taucht Joachim Pfeiffer mit einem Verstoß gegen die Transparenzregeln des Bundestags auf.
Quelle: https://www.zeit.de/politik/deutschland ... obal-de-DE
Der Artikel ist hinter einer Paywall. Die Zeit meint doch wohl nicht wirklich, aus der Bilanzsumme und dem Gewinnvortrag Informationen ziehen zu können, wie lukrativ die GmbH ist. Aua.
Joshua
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Re: Staatsversagen ungewohnten Ausmaßes

Beitrag von Joshua »

Problematisch ist - wenn es zutrifft - v.a.:
Zuvor war bekannt geworden, dass Pfeiffer neben anderen Nebentätigkeiten noch zwei Beratungsunternehmen als Geschäftsführer betreibt, die er erst nach Einzug in den Bundestag gegründet hatte.
Quelle: wikipedia.

Treffend die Differenzierung von S. Wagenknecht in der Focus-Kolumne:
In vielen Berufen seien Pausen von vier oder acht Jahren eben kaum möglich, der Inhaber und Geschäftsführer eines Unternehmens etwa kann sich nicht einfach freistellen lassen. Wer auch Unternehmer im Parlament haben möchte, müsse ihnen daher das Recht einräumen, auch weiterhin unternehmerisch tätig zu sein.

Das stimmt, aber das Argument ist dennoch verlogen. Denn unternehmerische Tätigkeit und Lobbyismus, Nebeneinkünfte für eigene Leistungen und Schmiergelder für Gefälligkeiten lassen sich durchaus unterscheiden und könnten problemlos gesetzlich unterschiedlich behandelt werden. Wer es als Abgeordneter schafft, nebenbei weiter seine Softwarefirma oder seinen Handwerksbetrieb zu managen, verdient Respekt. Wer dagegen sein Mandat nutzt, dem eigenen Unternehmen öffentliche Aufträge oder besonders vorteilhafte Regeln zu verschaffen, hat im Parlament nichts zu suchen. Das gleiche gilt für Leute, die für Firmen arbeiten, deren ausdrücklicher Geschäftszweck die Beeinflussung der Politik im Interesse bestimmter Branchen oder Einzelunternehmen ist.
Quelle: https://www.focus.de/politik/deutschlan ... 01125.html

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Tibor
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Re: Staatsversagen ungewohnten Ausmaßes

Beitrag von Tibor »

Das Handelsregister sagt schlicht, dass die M. GmbH, deren GF der MdB ist, am 16. Juli 2012 gegründet wurde.
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Joshua
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Re: Staatsversagen ungewohnten Ausmaßes

Beitrag von Joshua »

Und?

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Re: Staatsversagen ungewohnten Ausmaßes

Beitrag von Tibor »

Ich wollte dir nur deine Frage „wenn das zutrifft“ beantworten.
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Re: Staatsversagen ungewohnten Ausmaßes

Beitrag von Joshua »

Ja, aber wie beantwortest du denn die Frage?

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