Bundestagswahl 2021

[Urs Blank]

Die vielleicht sogar gleich intensive Berichterstattung über Fehltritte von Politikern "wirkt" offenbar extrem unterschiedlich: SPD, Grünen usw. laufen in solchen Fällen die Wähler scharenweise davon, während insofern jegliche Unverschämtheit in CDU oder CSU offenbar einfach folgenlos bleibt.

Das wäre noch die Frage, ob ABs Fehltritte überhaupt die Ursache für die aktuell zurückgehenden Umfragewerte sind oder ob es sich nicht um die gewöhnliche Regression zum Mittelwert handelt, hier: Das normale Abflauen eines Hypes.

[Seeker]

Zumal ein solches Phänomen ja keinesfalls neu wäre, wenn ich nur an den berühmten Zug erinnern darf.

[Tibor]

Zumal ein solches Phänomen ja keinesfalls neu wäre, wenn ich nur an den berühmten Zug erinnern darf.

[Sektnase]

Toll zu sehen, dass der sachliche Diskurs über Parteiprogramme mal wieder einen Wahlkampf bestimmt. So funktioniert Demokratie!

[stilzchenrumpel]

Toll zu sehen, dass der sachliche Diskurs über Parteiprogramme mal wieder einen Wahlkampf bestimmt. So funktioniert Demokratie!

Wer nach Berlin will, das wusste ja schon Sido ...

frisch rasiert, frischen Sack, frisch tätowiert
Kleine äußerliche Mängel retuschiert
Du musst gut ausseh'n in Berlin, sonst wird's stressig
Guck dich um, alle Versager sind hässlich
Coole Klamotten und der richtige Sound
Scheibe runter, Bass dröhnt, Loveparade staunt

[Joshua]

Die Plagiatsavorwürfe gegen die Kandidatin Baerbock halte ich für völlig übertrieben. Man schaue mal, wie etwa das Springerblatt "Welt" das Thema ausschlachtet und praktisch im Studentakt mit neuen "Zeugen" aufwartet, die abwechselnd konstatieren, dass es sich entweder nach (nota bena: meist wissenschaftlichen) "Maßstäben" keinesfalls um ein "Kavaliersdelikt" handele bzw. - küchenpsychologiseriend - all dies tief auf den Charakter der Kandidatin blicken lasse.

Das ist brutaler, sachferner Kampagnenjournalismus gegen Baerbock, der in dem Auftrag der Presse, als 4. Gewalt ausgewogen zu berichten, keine Stütze mehr findet.

In der Sache sind alle "Fundstellen" des Herrn Weber unbedeutend. Überwiegend übernimmt Baerbock in einem eher begrenzten Umfang Faktendarstellungen, ohne nach akademisachen Regeln zu paraphrasieren; für den Wert eines allgemeinpolitischen Buches ist letzteres aber auch nicht erforderlich.

Die Demokratien bestätigen in ihrer nicht mehr vorhandenen Diskursfähigkeit längst die "Postdemokratie" iSv Colin Crouch und fallen - mehr noch - hinter grundlegende Postulate der Aufklärung zurück, die eine Auseinandersetzung mit ARGUMENTEN in der Sache erzwingen.

PS:
In der Sache bin ich weiter überhaupt nicht von Baerbock überzeugt. Ich halte sie für eine ungeeignete Kandidatin, die nicht einmal annähernd in der Lage ist, die sozial destabilisierenden Effekte ihrer "Umweltpolitik über den Markt" zu analyiseren. Der Ansatz "Umwelt retten durch allgemeine Verteuerung von Kraftstoffen u.a." ist sozial derbe unausgewogen und wird uns den klassichen "Herolds-Effekt" bringen, den man moderner auch als "Gelbwesten-Reflex" wird bezeichnen können: (Zu Recht) aufgewiegelte Massen bis in der Mittelschicht hinein, die sich dann in der Mehrheit (zu Unrecht) rechten Rattenfängern zuwenden. Baerbock erwidert dann, man wolle doch einen sozialen Ausgleich; für die steigenden Benzin- oder Heizölpreise solle etwa die betroffene alleinerziehende Mutter auf dem Land eine Ausgleichszahlung nach bestimmten Parametern erhalten usw. Die Vertreterin eines Sozialverbands erwiderte zu Recht sinngemäß: "Dann bekommt diese Frau also am Jahresanfang 200 Euro, sieht, dass die Kinder endlich mal neue Winterjacken erhalten könnten, weg ist das Geld; um die Verteuerung dann wieder Monat für Monat an der Zapfsäule und auf den Heizölrechnungen zu spüren".

[Django]

Joshua möchte ich in einem Punkt beipflichten. Ich finde es ebenfalls äußerst bedenklich, dass weite Teile der Bevölkerung gefühlt seit 2005 von der h.M. der Presse erzählt bekommen, es stünde nur ein Kandidat(in) als Kanzler zur Verfügung. Das ist dann auch zufällig immer der/die CDU Kandidat(in). Alle anderen werden durch die Arena gepeitscht, als stünde bei deren Wahl der Untergang Deutschlands bevor. Dabei wird dann auch immer subtil an das Anstandsgefühl "des normalen Michels" appeliert, Deutschland könne quasi nur von einem CDU Kandidaten geführt werden, da alle anderen die personifizierten Volldeppen sind.

Bei Steinbrück und Schulz war das echt nicht mehr feierlich. Steinbrück hatte trotz Negativkampagne 2013 eine Kanzlermehrheit am Ende. Ich denke das er sie nicht genutzt hat, hat den Untergang der SPD besiegelt. Und das alles sage ich wohlgemerkt als jemand, der nicht SPD/Grüne/Linke wählt.

Der jetzige Wahlkampf steht den anderen in nichts nach. Baerbock wird grade aufgrund ihrer eigenen dummen Patzer medial zerfetzt. Selbst Schuld. Allerdings frage ich mich da schon, wo das Mittelmaß ist, denn auch Laschet hat seinen Lebenslauf geschönt und seine Lehrtätigkeit endete bekanntermaßen mit Würfelgeschichten um Noten. In Laschets politischer Bilanz ist kein politischer Erfolg bekannt (außer nicht noch gegen Hannelore Kraft verloren zu haben). Laschet derzeitiger Chef der Staatskanzlei findet zudem Homosexuelle "krank und bedauernswert", der zukünftige Chef des Bundeskanzleramtes. Die Korruptionsgeschichten der CDU? Peanuts, wichtiger ist ob Baerbock wirklich ein Praktikum auf Bauernhof xy gemacht hat.

Laschet wird nicht durch die Arena geprügelt, wie es bei den anderen Kandidaten der Fall ist. Ich finde das nicht gut. Es schadet der parlamentarischen Parteiendemokratie nachhaltig.

[gola20]

Ich bitte um Belege. Jeder Kanzlerkandidat wird von der Presse und in der Presse zerlegt. Wer mehr Angriffsfläche bietet, der kriegt mehr ab. Das ist bei Bierbock nicht schlimmer als sonst. Die CDU war auch Dauerthema in der Presse als es den Machtkampf zwischen Söder und Laschet gab.

[Joshua]

Ob es dazu mal eine fundierte medienwissenschaftliche Studie geben wird, kann doch jetzt noch keiner absehen. Als dnnd/newstral-Dauerleser kann ich aber ein deutliches, um nicht zu sagen: krasses Missverhältnis negativer, durchweg kampagnenartiger Schlagzeilen gegen die Kandidatin Baerbock in Relation zu den anderen Kandidaten attestieren, wobei die WELT hier der absolute Vorreiter ist.

[famulus]

Jetzt hast du deine beiden Accounts verwechselt. Beim letzten Mal hast du noch Joshua über Baerbock herziehen lassen und ihren Namen - wie jetzt gola20 ("Bierbock") - verhohnepipelt ("Bockbier"). Etwas mehr Konzentration bitte.

[Joshua]

Jetzt hast du deine beiden Accounts verwechselt. Beim letzten Mal hast du noch Joshua über Baerbock herziehen lassen und ihren Namen - wie jetzt gola20 ("Bierbock") - verhohnepipelt ("Bockbier"). Etwas mehr Konzentration bitte.

Ich stehe zu dem Joke mit "Bockbier" und dem Sprachspiel mit dem "Doppelbock"; dass sie einen Bock nach dem anderen schießt, bewahrheitet sich gerade wieder. Für mich ist die Kandidatin Baerbock aber auch und gerade aus inhaltlichen Gründen abzulehnen.

Diese Ablehnung bedeutet mitnichten, dass ich grundlegende Fairnessanforderungen für den Umgang mit der Kandidatin in der Presse aufgebe.

Um das zu verstehen, bedarf einer gewissen Kennntnis der Dialektik.

Oder ganz undialektisch, analog zur Meinungsfreiheit:

"Mein Herr, ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, daß Sie sie äußern dürfen."

Voltaire (1694-1778)

[Sektnase]

Diese Ablehnung bedeutet mitnichten, dass ich grundlegende Fairnessanforderungen für den Umgang mit der Kandidatin in der Presse aufgebe.

Das ist der Punkt, der mich stört. Amerikanische Wahlkampfverhältnisse wird hier doch wohl keiner wollen.

[famulus]

@Joshua: Das finde ich auch ausdrücklich lobenswert -und nicht nur, weil es meinem Eindruck entspricht.

[Joshua]

@sektnase
Stimmt, aber wir sind auf dem "besten" Weg dahin... Diese Polarisierung hat ihren Grund m.E. aber wiederum nicht - wie v.a. Konservative immer wieder oberflächlich behaupten - in den neuen Medien und den "Echokammern" des Internets, sondern in den materiellen, post-fordistischen Realien, welche die Mittelschichten zu nicht unerheblichen Teilen in ihren wirtschaftlichen Grundverhältnissen erodiert und umfänglich verunsichert haben.

[famulus]

Naja, so wird man das auch nicht sagen können - Social Media und Echokammern bestärken sämtliche Effekte immens. Da habe ich im Nahbereich leider zig Präzedenzfälle.