Canabislegalisierung
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Re: Canabislegalisierung
@Fyrion: Das spricht aber vor allem für die Effizienz der Strafverfolgung sowie der Hilfsprogramme bzw. die Menge der in das Land eingeführten Drogen.
- Fyrion
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Re: Canabislegalisierung
Die direkt kausal damit zusammenhängt, dass die Polizei und stA die große Fische jagen kann, statt unsinnige Quatschverfahren gegen Konsumenten zu führen. Und die anderen Zahlen hast du irgendwie überlesen.
Macht ja nichts, die Bundesregierung hat das auch schon lange untersucht, Beispiel Niederlande:
https://www.bundestag.de/resource/blob/ ... f-data.pdf
Die Niederlande hat nicht mal so einen Schwenk gemacht wie Portugal. Schon die Entkriminalisierung von Cannabis reichte um messbar weniger Drogentote zu haben, weniger hard user, weniger Jugendliche mit kritischem Konsum.Die Drogenpolitik der Niederlande führte zu einem Rückgang der Konsumenten harter Drogen
auf ein Niveau, das unterhalb des Niveaus der meisten Länder Westeuropas und den USA lag.
Zwischen 1979 und 1994 sank die Konsumprävalenz in Bezug auf harte Drogen von 15 auf
2,5 Prozent. Auch sei die Anzahl der Toten durch Heroin- und Methadonkonsum in den Niederlanden im weltweiten Vergleich niedrig; der Anteil der Personen, die Drogen injizieren, sei einer
der niedrigsten in Europa. Ein Bericht der niederländischen Regierung aus dem Jahr 1995 habe
darüber hinaus gezeigt, dass im Vergleich zum übrigen Europa nur wenige junge Menschen einen
problematischen Drogenkonsum entwickeln
Ich kanns halt nur imme rund immer wieder sagen: Entkriminalisierung hat NUR Vorteile und keinen einzigen Nachteil. Es ist buchstäblich KEIN messbarer Parameter schlechter geworden, fast alles ist besser geworden. Da mit dem Argument zu kommeN "jaaa aber es GIBT ja trotzdem noch Probleme" ist irgendwie so...hä?
Angesichts dieser Empirie frage ich mich immer: was brauchen die letzten sieben Legalisierungsgegner die es in Deutschland noch gibt eigentlich noch für Argumente, damit sie einsehen, dass sie schief liegen?Trotz der faktischen Entkriminalisierung von Cannabis wiesen die Niederlande eine Lebenszeitprävalenz auf, die in den vergangenen Jahren leicht über, mittlerweile leicht unter dem europäischen Durchschnitt lag bzw. liegt.
So lag die Lebenszeitprävalenz Erwachsener im Alter von 15 bis 64 Jahre in den Niederlanden im
Jahr 2017 bei 26,6 Prozent, der europäische Durchschnitt18 lag bei 27,4 Prozent. Die Konsumprävalenz für junge Erwachsene im Alter von 15 bis 34 lag hingegen mit 17,5 Prozent über dem europäischen Durchschnitt von 14,4 Prozent. Die Lebenszeitprävalenz bei Schülern im Alter von 15
und 16 Jahren lag im Jahr 2017 bei 22 Prozent und damit unter dem im Jahr 201519 berichteten
Wert von 27 Prozent.
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Re: Canabislegalisierung
@Fyrion: Die anderen Zahlen sprechen vor allem dafür, dass ein Land mit einem ehemals massiven Problem seine Zahlen runterbekommen hat. Wenn man seriös vergleichend Schlussfolgerungen daraus ziehen möchte, müsste man sich anschauen, wie unterschiedlich tatsächlich die Regelungslage ist (in Deutschland wird ja auch nicht jeder Eigenbesitz strafrechtlich verfolgt) und inwieweit der „Erfolg“ möglicherweise darauf beruht, dass man die Hilfsprogramme hochgefahren hat (die es in Deutschland ja schon sehr lange gibt) bzw auf der allgemeinen Entwicklung des Suchtverhaltens der Bevölkerung.
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Re: Canabislegalisierung
Es ist doch nicht nur Portugal, es ist auch Holland, Kanada, USA, Costa Rica und weiß Gott welche Länder noch. Überall dasselbe Ergebnis. Ich verstehe nach wie vor nicht, was es da zu diskutieren gibt. Das liest sich wie das letzte Rückzugsgefecht um jaaaa nicht irgendwie einsehen zu müssen, dass die eigene Einstellung zu Drogen antiquiert und empirisch überholt ist.Liz hat geschrieben: ↑Dienstag 26. Oktober 2021, 18:35 @Fyrion: Die anderen Zahlen sprechen vor allem dafür, dass ein Land mit einem ehemals massiven Problem seine Zahlen runterbekommen hat. Wenn man seriös vergleichend Schlussfolgerungen daraus ziehen möchte, müsste man sich anschauen, wie unterschiedlich tatsächlich die Regelungslage ist (in Deutschland wird ja auch nicht jeder Eigenbesitz strafrechtlich verfolgt) und inwieweit der „Erfolg“ möglicherweise darauf beruht, dass man die Hilfsprogramme hochgefahren hat (die es in Deutschland ja schon sehr lange gibt) bzw auf der allgemeinen Entwicklung des Suchtverhaltens der Bevölkerung.
Kannst Du mir mal einen einzigen Nachteil der Legalisierung nennen und ein Datum dafür anführen? Was befürchtest Du? Die bisherigen Argumente gehen eher in Richtung "ja aber es gibt dann immer noch Probleme" (no shit). Das ist doch kein Argument. Es ist höchstgradig freiheitsfeindlich Menschen zu verbieten etwas mit ihrem eigenen Körper zu tun, das keinen Einfluss auf niemanden hat (und nein, indirekte Einflüsse wie "das Gesundheitswesen" sind für mich kein Argument). Dafür braucht es eine VERDAMMT gute Begründung und die gibt es einfach nicht.
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Canabislegalisierung
@Fyrion: ich habe weder Zeit noch Ehrgeiz für eine vertiefte rechtsvergleichende Analyse der Zahlen (was wird wo wie erfasst? wie war jeweils die Ausgangslage? wie sieht die „Liberalisierung“ genau aus? welche anderen Erklärungen gibt es ggf für die Effekte? usw.). Gleichwohl ist Dein Argument „aber die Zahlen“ ersichtlich unterkomplex und nicht überzeugend. Und selbst wenn man sich auf die Zahlen aus Portugal stützt, dann ist es ja dort mitnichten eine völlige Freigabe, sondern doch ein sehr überschaubarer „Freiraum“ mit sehr viel staatlicher Einmischung (Hilfsangebote).
Und im Übrigen halte ich - anders als Du - auch einen Schutz des Einzelnen vor sich selbst für verfassungsrechtlich möglich, insbesondere dort, wo der Einzelne nicht (mehr) freiverantwortlich handelt und / oder Dritte und / oder die Gesellschaft hierdurch geschädigt werden. Ich habe schon genügend Menschen getroffen, bei denen es krachend schief mit dem „eigenverantwortlichen“ Drogenkonsum gegangen ist und deren geringstes Problem war in aller Regel die aus der BtmG folgende Strafbarkeit des Drogenbesitzes zum Eigenkonsum.
Und im Übrigen halte ich - anders als Du - auch einen Schutz des Einzelnen vor sich selbst für verfassungsrechtlich möglich, insbesondere dort, wo der Einzelne nicht (mehr) freiverantwortlich handelt und / oder Dritte und / oder die Gesellschaft hierdurch geschädigt werden. Ich habe schon genügend Menschen getroffen, bei denen es krachend schief mit dem „eigenverantwortlichen“ Drogenkonsum gegangen ist und deren geringstes Problem war in aller Regel die aus der BtmG folgende Strafbarkeit des Drogenbesitzes zum Eigenkonsum.
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Re: Canabislegalisierung
Insbesondere wenn dann die Solidargemeinschaft dauerhaft Unterstützung in finanzieller Hinsicht leisten darf, sei es durch SGB2, Obdachlosenheime, Entzugskuren bzw schnöde durch Nichtmitwirkung bei der Finanzierung des Staates aufgrund eigener Leistungsfähigkeit.Liz hat geschrieben: Und im Übrigen halte ich - anders als Du - auch einen Schutz des Einzelnen vor sich selbst für verfassungsrechtlich möglich, insbesondere dort, wo der Einzelne nicht (mehr) freiverantwortlich handelt und / oder Dritte und / oder die Gesellschaft hierdurch geschädigt werden.
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Re: Canabislegalisierung
Da bin ich dann raus. Das halte ich für die gefährlichste Einstellung überhaupt. Willkommen im preußischen Wohlfahrtsstaat, naja, war ja nicht alles schlecht früher ...Liz hat geschrieben: ↑Dienstag 26. Oktober 2021, 19:22 ...
Und im Übrigen halte ich - anders als Du - auch einen Schutz des Einzelnen vor sich selbst für verfassungsrechtlich möglich, insbesondere dort, wo der Einzelne nicht (mehr) freiverantwortlich handelt und / oder Dritte und / oder die Gesellschaft hierdurch geschädigt werden. ...
Stehe zu deinen Überzeugungen soweit und solange Logik oder Erfahrung dich nicht widerlegen. Denk daran: Wenn der Kaiser nackt aussieht ist der Kaiser auch nackt ... .
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Re: Canabislegalisierung
Ja es nervt mich auch total, dass die gute Arbeitspflicht abgeschafft wurde. Gut das wir einen Weg ums Eck gefunden haben. Du sitzt den ganzen Tag, warum bezahle ich eigentlich mit meinen Steuern deinen versagenden Rücken? Du weißt wie gefährlich das ist. Ich schicke dir demnächst einen Gesundheitsmanager dessen Anweisungen du befolgen musst, wäre ja noch schöner, wenn du deine Freiheit zu sitzen dafür missbrauchst, meine Krankenkassenbeiträge in die Höhe zu treiben ...Tibor hat geschrieben: ↑Dienstag 26. Oktober 2021, 20:16Insbesondere wenn dann die Solidargemeinschaft dauerhaft Unterstützung in finanzieller Hinsicht leisten darf, sei es durch SGB2, Obdachlosenheime, Entzugskuren bzw schnöde durch Nichtmitwirkung bei der Finanzierung des Staates aufgrund eigener Leistungsfähigkeit.Liz hat geschrieben: Und im Übrigen halte ich - anders als Du - auch einen Schutz des Einzelnen vor sich selbst für verfassungsrechtlich möglich, insbesondere dort, wo der Einzelne nicht (mehr) freiverantwortlich handelt und / oder Dritte und / oder die Gesellschaft hierdurch geschädigt werden.
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Re: Canabislegalisierung
Noch einmal: Ihr behauptet, dass diese Probleme durch die Legalisierung zunehmen. Anderenfalls sind die Argumente der Kosten für die Allgemeinheit Null und Nichtig, da es eben exakt solche Probleme heute bereits gibt.Tibor hat geschrieben: ↑Dienstag 26. Oktober 2021, 20:16Insbesondere wenn dann die Solidargemeinschaft dauerhaft Unterstützung in finanzieller Hinsicht leisten darf, sei es durch SGB2, Obdachlosenheime, Entzugskuren bzw schnöde durch Nichtmitwirkung bei der Finanzierung des Staates aufgrund eigener Leistungsfähigkeit.Liz hat geschrieben: Und im Übrigen halte ich - anders als Du - auch einen Schutz des Einzelnen vor sich selbst für verfassungsrechtlich möglich, insbesondere dort, wo der Einzelne nicht (mehr) freiverantwortlich handelt und / oder Dritte und / oder die Gesellschaft hierdurch geschädigt werden.
Wo sind die Belege für diese These?
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Re: Canabislegalisierung
In der Tat halte ich den Ansatz, dass die gesetzliche KV - und auch die Beihilfe - sämtliches Versagen ungedeckelt trägt für nicht sinnvoll. Ich halte gerade Drogen, Risikosportarten etc. für Fälle, für deren Folgen die Solidargemeinschaft eigentlich nicht einstehen sollte.Strich hat geschrieben: ↑Mittwoch 27. Oktober 2021, 10:29 Ja es nervt mich auch total, dass die gute Arbeitspflicht abgeschafft wurde. Gut das wir einen Weg ums Eck gefunden haben. Du sitzt den ganzen Tag, warum bezahle ich eigentlich mit meinen Steuern deinen versagenden Rücken? Du weißt wie gefährlich das ist. Ich schicke dir demnächst einen Gesundheitsmanager dessen Anweisungen du befolgen musst, wäre ja noch schöner, wenn du deine Freiheit zu sitzen dafür missbrauchst, meine Krankenkassenbeiträge in die Höhe zu treiben ...
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Re: Canabislegalisierung
Gehen wir doch einen Schritt zurück. Es geht nicht um Beweisbarkeit, Zahlen etc., es geht darum, was der Demos über das Parlament für richtig hält. Hier wird eben nicht mit "Verlässlichkeit" sondern mit politischen Argumenten und Überzeugungen um die Entscheidung pro/contra gerungen. Die Mehrheit entscheidet und die Minderheit hat sich zu fügen. Das ist das Leben in der Demokratie. Das müssen Legalisierungsgegner genauso akzeptieren wie Atomfreunde etc. pp.Theopa hat geschrieben: ↑Mittwoch 27. Oktober 2021, 11:33 Noch einmal: Ihr behauptet, dass diese Probleme durch die Legalisierung zunehmen. Anderenfalls sind die Argumente der Kosten für die Allgemeinheit Null und Nichtig, da es eben exakt solche Probleme heute bereits gibt.
Wo sind die Belege für diese These?
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Re: Canabislegalisierung
Das überzeugendste Argument gegen eine Legalisierung ist Fyrion,...oder weniger beleidigend: seine Argumentation. Seine Position "Niemand darf mir vorschreiben, was ich meinem Körper zufüge" führt zur Aufhebung der Anschnallpflicht im Auto ebenso wie zur Aufhebung der Regelungen über Zuckergehalte in Kindertees, des Cannabisverbots oder des Verbots harter Drogen (so ja auch ausdrücklich seine Forderung). Wenn ich aber befürchten muss, dass der nächste Schritt nach der Cannabislegalisierung der Verkauf von Crack im Kiosk neben der Schule ist, bin ich gegen die Legalisierung.
Mein Ausgangspunkt ist dagegen, dass der Staat natürlich eine grundsätzliche Fürsorgepflicht in Hinblick auf das Verbot selbstzerstörerischer Handlungen, gerade bei Kindern und Jugendlichen hat. Er darf deshalb Drogen verbieten, wenn sie gefährlich sind. Cannabis kann Psychosen auslösen und abhängig machen. Es ist deshalb gefährlich, wenngleich - das ist wohl unstreitig - deutlich ungefährlicher als Alkohol oder Nikotin. Allerdings verstehe ich den immer wieder erhobenen Vorwurf der unzulässigen Ungleichbehandlung nicht. Nur weil ich zwei Gefahren zugelassen habe, muss ich doch nicht auch die dritte Gefahr zulassen.
Aber der daraus zu ziehende Schluss "Der Staat muss Cannabis verbieten, weil es gefährlich sein kann" wäre zu kurz gesprungen. Die entscheidende Frage ist - und da gebe ich Fyrion ausdrücklich Recht - vielmehr, ob eine Legalisierung positive, negative oder gar keine Auswirkungen auf den Cannabiskonsum hat. Allerdings sind die Zahlen und Studien da nicht ganz so eindeutig, wie Fyrion behauptet, wie sich gerade aus dem von ihm selbst verlinkten Dokument - der Zusammenfasssung der Wissenschaftlichen Dienste des BT, Stand Ende 2019, ergibt:
Für Belgien war ein Rückgang des Konsums nach der Entkriminalisierung festzustellen. In den Niederlanden ist dagegen der Cannabiskonsum angestiegen (in der zitierten Studie mit der kommerziellen Werbung für Coffeeshops begründet, die aber wohl ihrerseits auf die Entkriminalisierung zurückzuführen ist), allerdings der Konsum härterer Drogen deutlich zurückgegangen. In Portugal scheint bei einigen Altergruppen der Konsum leicht gesunken, bei anderen Altersgruppen leicht gestiegen zu sein; wiederum ist offenbar der Konsum harter Drogen zurückgegangen.
In Kanada ist der Cannabiskosum nach der Legalisierung angestiegen, wobei man aber noch nicht weiss, ob das ein Dauereffekt ist. Für Washington gibt es zwei gegensätzliche Studien. Für Colorado war kein Anstieg nach der Legalisierung festzustellen, für Kalifornien sogar ein Rückgang. Für Oregon - aber eine Studie mit kleiner Tatsachenbasis - wiederum ein deutlicher Anstieg.
Da anscheinend die Studien primär auf Befragungen der Jugendlichen basieren, kann man auch nicht sicher ausschliessen, dass ein Anstieg nach einer Legalisierung/Entkriminalisierung schlicht auf mehr Ehrlichkeit der Befragten zurückzuführen ist. Insgesamt scheinen die Daten eher darauf hinzudeuten, dass die Legalisierung von Cannabis keine Auswirkungen auf den Konsum haben (wohl aber einen positiven Effekt für den Konsum harter Drogen); eindeutig ist das aber noch keineswegs. Da diese Zusammenfassung der Studien durch die Wissenschaftlichen Dienste des BT jetzt schon zwei Jahre alt ist: kennt jemand eine aktuelle Metastudie?
Mein Ausgangspunkt ist dagegen, dass der Staat natürlich eine grundsätzliche Fürsorgepflicht in Hinblick auf das Verbot selbstzerstörerischer Handlungen, gerade bei Kindern und Jugendlichen hat. Er darf deshalb Drogen verbieten, wenn sie gefährlich sind. Cannabis kann Psychosen auslösen und abhängig machen. Es ist deshalb gefährlich, wenngleich - das ist wohl unstreitig - deutlich ungefährlicher als Alkohol oder Nikotin. Allerdings verstehe ich den immer wieder erhobenen Vorwurf der unzulässigen Ungleichbehandlung nicht. Nur weil ich zwei Gefahren zugelassen habe, muss ich doch nicht auch die dritte Gefahr zulassen.
Aber der daraus zu ziehende Schluss "Der Staat muss Cannabis verbieten, weil es gefährlich sein kann" wäre zu kurz gesprungen. Die entscheidende Frage ist - und da gebe ich Fyrion ausdrücklich Recht - vielmehr, ob eine Legalisierung positive, negative oder gar keine Auswirkungen auf den Cannabiskonsum hat. Allerdings sind die Zahlen und Studien da nicht ganz so eindeutig, wie Fyrion behauptet, wie sich gerade aus dem von ihm selbst verlinkten Dokument - der Zusammenfasssung der Wissenschaftlichen Dienste des BT, Stand Ende 2019, ergibt:
Für Belgien war ein Rückgang des Konsums nach der Entkriminalisierung festzustellen. In den Niederlanden ist dagegen der Cannabiskonsum angestiegen (in der zitierten Studie mit der kommerziellen Werbung für Coffeeshops begründet, die aber wohl ihrerseits auf die Entkriminalisierung zurückzuführen ist), allerdings der Konsum härterer Drogen deutlich zurückgegangen. In Portugal scheint bei einigen Altergruppen der Konsum leicht gesunken, bei anderen Altersgruppen leicht gestiegen zu sein; wiederum ist offenbar der Konsum harter Drogen zurückgegangen.
In Kanada ist der Cannabiskosum nach der Legalisierung angestiegen, wobei man aber noch nicht weiss, ob das ein Dauereffekt ist. Für Washington gibt es zwei gegensätzliche Studien. Für Colorado war kein Anstieg nach der Legalisierung festzustellen, für Kalifornien sogar ein Rückgang. Für Oregon - aber eine Studie mit kleiner Tatsachenbasis - wiederum ein deutlicher Anstieg.
Da anscheinend die Studien primär auf Befragungen der Jugendlichen basieren, kann man auch nicht sicher ausschliessen, dass ein Anstieg nach einer Legalisierung/Entkriminalisierung schlicht auf mehr Ehrlichkeit der Befragten zurückzuführen ist. Insgesamt scheinen die Daten eher darauf hinzudeuten, dass die Legalisierung von Cannabis keine Auswirkungen auf den Konsum haben (wohl aber einen positiven Effekt für den Konsum harter Drogen); eindeutig ist das aber noch keineswegs. Da diese Zusammenfassung der Studien durch die Wissenschaftlichen Dienste des BT jetzt schon zwei Jahre alt ist: kennt jemand eine aktuelle Metastudie?
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Re: Canabislegalisierung
Ich habe nicht die Zeit, mich vertieft mit Studien zu den Auswirkungen einer Legalisierung auseinanderzusetzen. Dennoch erscheint mir im Rahmen der Diskussion die folgende Herangehensweise sinnvoll und unserer freiheitlichen Demokratie am ehesten angemessen (sie kommt auch in den Wertungen der Grundrechte zum Ausdruck):
1. Ausgangspunkt ist stets die ("negative") Freiheit, verstanden als das Fehlen gesetzlicher Einschränkungen von Grundrechten.
2. Rechtfertigungsbedürftig ist jede Abweichung hiervon in Gestalt von staatlichen Eingriffen.
3. Deshalb bedarf es einer tragfähigen Begründung für das Verbot von Drogen. Dieses muss verhältnismäßig sein und der angestrebte Nutzen die Freiheitseinschränkung (m.E. deutlich) überwiegen. Entscheidend ist also der konkrete Vergleich dieser beiden Szenarien: Verbot vs. Verfügbarkeit (mit unterschiedlichen Abstufungen und Varianten).
Das sage ich vor allem deshalb, weil manche von einem fragwürdigen Ausgangspunkt ausgehen: nicht die Legalisierung ist begründungsbedürftig, sondern zunächst das Verbot. Die (negative) Freiheit ist der Normal- und Grundzustand. Auch die Argumentation, die Legalisierung löse nicht "alle" Probleme oder bringe neue/eigene/zusätzliche Herausforderungen mit sich, ist schon im Ansatz verfehlt. Maßgeblich ist stets der konkrete Vergleich zwischen Szenarien in Gänze, nicht einzelne Vorzüge oder Nachteile.
1. Ausgangspunkt ist stets die ("negative") Freiheit, verstanden als das Fehlen gesetzlicher Einschränkungen von Grundrechten.
2. Rechtfertigungsbedürftig ist jede Abweichung hiervon in Gestalt von staatlichen Eingriffen.
3. Deshalb bedarf es einer tragfähigen Begründung für das Verbot von Drogen. Dieses muss verhältnismäßig sein und der angestrebte Nutzen die Freiheitseinschränkung (m.E. deutlich) überwiegen. Entscheidend ist also der konkrete Vergleich dieser beiden Szenarien: Verbot vs. Verfügbarkeit (mit unterschiedlichen Abstufungen und Varianten).
Das sage ich vor allem deshalb, weil manche von einem fragwürdigen Ausgangspunkt ausgehen: nicht die Legalisierung ist begründungsbedürftig, sondern zunächst das Verbot. Die (negative) Freiheit ist der Normal- und Grundzustand. Auch die Argumentation, die Legalisierung löse nicht "alle" Probleme oder bringe neue/eigene/zusätzliche Herausforderungen mit sich, ist schon im Ansatz verfehlt. Maßgeblich ist stets der konkrete Vergleich zwischen Szenarien in Gänze, nicht einzelne Vorzüge oder Nachteile.
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Re: Canabislegalisierung
Es ist aber hoch fraglich, ob völlig willkürliche Eingriffe, bei welchen man jeweils absolute Extreme wählt auch nur im Ansatz sinnvoll sind.Herr Schraeg hat geschrieben: ↑Mittwoch 27. Oktober 2021, 12:39 Mein Ausgangspunkt ist dagegen, dass der Staat natürlich eine grundsätzliche Fürsorgepflicht in Hinblick auf das Verbot selbstzerstörerischer Handlungen, gerade bei Kindern und Jugendlichen hat. Er darf deshalb Drogen verbieten, wenn sie gefährlich sind. Cannabis kann Psychosen auslösen und abhängig machen. Es ist deshalb gefährlich, wenngleich - das ist wohl unstreitig - deutlich ungefährlicher als Alkohol oder Nikotin. Allerdings verstehe ich den immer wieder erhobenen Vorwurf der unzulässigen Ungleichbehandlung nicht. Nur weil ich zwei Gefahren zugelassen habe, muss ich doch nicht auch die dritte Gefahr zulassen.
Man darf sich völlig legal mit 16 bis in die Behandlungsbedürftigkeit saufen und muss dafür nicht einmal relevant Geld ausgeben. Für 5€ am Tag gibt es 10 Liter Billigbier, das kann selbst ein Jugendlicher vom Zeitungsaustragen finanzieren. Die Werbung für dieses Verhalten läuft überall, es wird zudem auf staatlich subventionierten Veranstaltungen zelebriert, die Weihnachtsmärkte lassen aktuell grüßen. Man darf sich legal auf 250 Kilogramm hochfressen, um dann mit 40 dauerhaft arbeitsunfähig zu werden und muss auch dafür kaum Geld ausgeben.
Wenn sich aber jemand hinsetzen und Gras rauchen, Koks ziehen oder sogar Heroin spritzen möchte, wird ihm das unter Androhung einer Gefägnisstrafe verboten.
Diese absolute Unverhältnismäßigkeit, für die es keine rationale Rechtfertigung mit sinnvollen Abstufungen gibt finde ich extrem störend. Dies völlig unabhängig davon ob man für eine restriktive oder lockere Drogenpolitik ist. Natürlich kann und muss man darüber sprechen, wie der Jugendschutz aussieht, aber eben bei allen Substanzen. Natürlich ist es absolut wahnwitzig Drogen zu bewerben, dennoch wird der Familienfilm von Wodka Gorbatschow präsentiert. Natürlich sollten Kinder keine Massen an Süßigkeiten oder Fastfood fressen, dennoch läuft dafür Dauerwerbung in allen Medien.
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Re: Canabislegalisierung
Umgekehrt wird ein Schuh draus: Deine und Tibors Ansicht rechtfertigt jede Einschränkung. Warum beim Gurt halt machen? Die meisten tödlichen Unfälle geschehen im Haushalt, wer da ohne Helm erwischt wird, kriegt ne OWi an den Hals. Herzkrankheiten stellen die häufigste Todesursache in Deutschland dar. Vegane Ernährung it is. Der Staat mag ne Fürsorgepflicht haben, aber nicht gegen der Willen des Einzelnen. Das klingt ehrlich gesagt unglaublich gruselig. M.E. soll die Verfassung genau davor schützen. Die Verfassungsbewegungen haben sich gerade gegründet, weil der Wohlfahrtsstaat jedem ein gutes Leben - bei Strafe - vorgeschrieben hat.
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