KI-Urteile

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Strich
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Re: KI-Urteile

Beitrag von Strich »

Jonathan Choi, a professor at Minnesota University Law School, gave ChatGPT the same test faced by students, consisting of 95 multiple-choice questions and 12 essay questions.
Naja Antwort-Wahl-Verfahren sowie halt Freitexte.

Aber insgesamt sehr interessant.
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Re: KI-Urteile

Beitrag von StudiVader315226 »

Ich habe es heute geschafft, ChatGPT erst zweimal bei Fehlern zu ertappen und dann komplett zu überfordern:

Zuerst habe ich nach den Anspruchsgrundlagen für Leistungs- und Nichtleistungskondiktionen gefragt. §812 I 1 BGB wurde noch benannt, dann wurde es aber schon dünn. Außerdem verwendete ChatGPT den nicht üblichen (oder gar nicht existierenden?) Begriff "Bereicherungskondiktion" für die allgemeine Nichtleistungskondiktion nach §812 I 1 Alt. 2 BGB. In einer angeblich verbesserten Antwort wurde ein nicht existierender §812a BGB zitiert, der Ausschluss bei Verstoß gegen ein gesetzliches Verbot oder die guten Sitten nach §817 S. 2 BGB landete plötzlich in §814,...

Dann habe ich gefragt, unter welchen Voraussetzungen der gutgläubige Erwerb ausgeschlossen sei. Fälschlicherweise behauptete ChatGPT zunächst, der gutgläubige Erwerb sei (möglicherweise) auch dann ausgeschlossen, wenn der Veräußerer die Sache geliehen oder zur Nutzung überlassen bekommen habe. Ich wies ChatGPT darauf hin, dass in diesem Falle kein Abhandenkommen vorliege - Abhandenkommen ist schließlich der unfreiwillige Verlust des unmittelbaren Besitzes.

ChatGPT musste mir schon hier recht geben und gestand seinen Fehler ein.

Dann fragte ich: "In welchem Falle liegt trotz unfreiwilligen Verlusts des unmittelbaren Besitzes dennoch kein Abhandenkommen vor, wodurch gutgläubiger Erwerb möglich bleibt?" - und ChatGPT brachte nur eine Fehlermeldung hervor...
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Re: KI-Urteile

Beitrag von StudiVader315226 »

Die Anscheinsvollmacht wurde beispielsweise gut erklärt, jedoch musste ich ChatGPT deutlich darauf hinweisen, dass es sich eben nicht um eine konkludente Vollmachtserteilung, sondern um einen Rechtsscheinstatbestand handelt...
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Strich
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Re: KI-Urteile

Beitrag von Strich »

Ich habe mich am Wochenende mit einer Freundin unterhalten, die Notarin wird und gerate Notarvertretungen macht. In der Stadt gingen dabei ca. 2000 Urkunden pro Jahr über den Tisch. Den Großteil davon lese der Notar (also in dem Fall sie) erst im Beurkundungstermin. Ihr fielen dann die ein oder anderen kleineren und größeren Fehler auf. Bei den größeren unterbricht sie die Beurkundung auch mal und fragt bei den Mitarbeitern nach. Da erhalte sie auch mal die Antwort, dass für diese Situation kein Muster zur Verfügung gestanden habe und man es daher so gemacht/weggelassen hat.

Ich denke, dass es diese Jobs der Mitarbeiter in 5 Jahren nicht mehr gibt. ChatGPT-Äquivalente werden das auch können.

Ich habe heute in 20 Minuten mit Slides.ai eine Präsentation zusammengezimmert, die wirklich brauchbar war. Klar war sie nicht die Höhe meiner Prezi-Schöpfungen (schon weil Powerpoint), aber 20 Minuten? Da ging der Großteil der Zeit drauf, die auf englisch erstellten Slides zu "übersetzen", was auch nichts anderes bedeutet, als es durch deepl zu jagen. Nicht weil ich es nicht übersetzen könnte, nein, deepl machts halt einfach auf Klick.

Dolmetscher werden sich in 5 Jahren spätestens auch erledigt haben.

Wird die KI quais die 18 Punkte-Lösung hinblättern? Keine Anhnung. Mit Sicherheit wird sie die 4 Punkte.Lösung zaubern und das ist für den Alltag mehr als genug. Für alles andere wird man auch in 5 Jahren Experten brauchen, die drüber schauen und das Wort "Schüler" durch "Student" in der Übersetzung ersetzen.

Btw bin ich privat zu Microsoft Edge gewechselt, seit Microsoft open.ai gekauft hat. Die haben ChatGPT in den Browser integriert, feine Sache.
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thh
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Re: KI-Urteile

Beitrag von thh »

StudiVader315226 hat geschrieben: Dienstag 18. April 2023, 19:18 Ich habe es heute geschafft, ChatGPT erst zweimal bei Fehlern zu ertappen und dann komplett zu überfordern:
Welche Fehler sollen das sein? ChatGPT ist ein "large language model", kann also eine Eingabe sinnvoll natursprachlich fortsetzen oder auf Fragen sinnvolle, sprachlich korrekte, menschlich kligende, schlüssige Antworten geben. Wenn es das tut, erfüllt es seinen Zweck. Ob diese Texte "richtig" sind, ist für das Modell nicht feststellbar und auch ohne Belang; dieses Konzept existiert für ein LLM nicht.
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Re: KI-Urteile

Beitrag von OJ1988 »

Strich hat geschrieben: Mittwoch 19. April 2023, 13:04 Ich habe mich am Wochenende mit einer Freundin unterhalten, die Notarin wird und gerate Notarvertretungen macht. In der Stadt gingen dabei ca. 2000 Urkunden pro Jahr über den Tisch. Den Großteil davon lese der Notar (also in dem Fall sie) erst im Beurkundungstermin. Ihr fielen dann die ein oder anderen kleineren und größeren Fehler auf. Bei den größeren unterbricht sie die Beurkundung auch mal und fragt bei den Mitarbeitern nach. Da erhalte sie auch mal die Antwort, dass für diese Situation kein Muster zur Verfügung gestanden habe und man es daher so gemacht/weggelassen hat.

Ich denke, dass es diese Jobs der Mitarbeiter in 5 Jahren nicht mehr gibt. ChatGPT-Äquivalente werden das auch können.
Und das ChatGPT-Äquivalent druckt dann die beglaubigte Abschrift aus, bringt das Prägesiegel an und bindet die Urkunde mit dem Faden händisch? Da passiert leider noch sehr viel "von Hand", auch qua berufsrechtlicher Vorgaben.
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Tibor
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Re: KI-Urteile

Beitrag von Tibor »

Das übernimmt die Blockchain dann!
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Strich
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Re: KI-Urteile

Beitrag von Strich »

OJ1988 hat geschrieben: Mittwoch 19. April 2023, 19:34
Strich hat geschrieben: Mittwoch 19. April 2023, 13:04 Ich habe mich am Wochenende mit einer Freundin unterhalten, die Notarin wird und gerate Notarvertretungen macht. In der Stadt gingen dabei ca. 2000 Urkunden pro Jahr über den Tisch. Den Großteil davon lese der Notar (also in dem Fall sie) erst im Beurkundungstermin. Ihr fielen dann die ein oder anderen kleineren und größeren Fehler auf. Bei den größeren unterbricht sie die Beurkundung auch mal und fragt bei den Mitarbeitern nach. Da erhalte sie auch mal die Antwort, dass für diese Situation kein Muster zur Verfügung gestanden habe und man es daher so gemacht/weggelassen hat.

Ich denke, dass es diese Jobs der Mitarbeiter in 5 Jahren nicht mehr gibt. ChatGPT-Äquivalente werden das auch können.
Und das ChatGPT-Äquivalent druckt dann die beglaubigte Abschrift aus, bringt das Prägesiegel an und bindet die Urkunde mit dem Faden händisch? Da passiert leider noch sehr viel "von Hand", auch qua berufsrechtlicher Vorgaben.
Da wird nix mehr gedruckt. Die Notare stellen jetzt schon auf das elektronische Urkundsregister um.
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Re: KI-Urteile

Beitrag von OJ1988 »

Strich hat geschrieben: Donnerstag 20. April 2023, 09:52
OJ1988 hat geschrieben: Mittwoch 19. April 2023, 19:34
Strich hat geschrieben: Mittwoch 19. April 2023, 13:04 Ich habe mich am Wochenende mit einer Freundin unterhalten, die Notarin wird und gerate Notarvertretungen macht. In der Stadt gingen dabei ca. 2000 Urkunden pro Jahr über den Tisch. Den Großteil davon lese der Notar (also in dem Fall sie) erst im Beurkundungstermin. Ihr fielen dann die ein oder anderen kleineren und größeren Fehler auf. Bei den größeren unterbricht sie die Beurkundung auch mal und fragt bei den Mitarbeitern nach. Da erhalte sie auch mal die Antwort, dass für diese Situation kein Muster zur Verfügung gestanden habe und man es daher so gemacht/weggelassen hat.

Ich denke, dass es diese Jobs der Mitarbeiter in 5 Jahren nicht mehr gibt. ChatGPT-Äquivalente werden das auch können.
Und das ChatGPT-Äquivalent druckt dann die beglaubigte Abschrift aus, bringt das Prägesiegel an und bindet die Urkunde mit dem Faden händisch? Da passiert leider noch sehr viel "von Hand", auch qua berufsrechtlicher Vorgaben.
Da wird nix mehr gedruckt. Die Notare stellen jetzt schon auf das elektronische Urkundsregister um.
Nunja, in meinem Notariat drucken meine Mitarbeiter die Urkunden schon noch aus. Schon allein deshalb, weil die meisten Grundbuchämter in Deutschland nicht am elektronischen Rechtsverkehr teilnehmen, weil wir neben dem Elektronischen Urkundenverzeichnis eben parallel auch immer noch eine papierne Urkundensammlung führen müssen, usw. usf. (gibt noch einige weitere Gründe, z.B. § 172 BGB). Aber ich mag mich da natürlich auch irren!
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Urs Blank
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Re: KI-Urteile

Beitrag von Urs Blank »

Faszinierend, dass mit der AI des 21. Jahrhunderts die Theorie des Subsumtionsautomaten aus dem 19. Jahrhundert ihre Wiederauferstehung feiert.
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Joshua
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Re: KI-Urteile

Beitrag von Joshua »

Meine Meinung dazu: Wie haben längst KI-Urteile (und nebenbei bemerkt: auch KI-Schriftsätze). Denn Datenbanken wie Beck-Online werden doch bereits nach sehr umfassend programmierten Algorithmen durchsucht. Wer etwa Rechtsbegriffe kombiniert, wird zu bestimmten Fundstellen "gelotst". Wer noch ein paar Sachverhaltselemente in die Suchbegriffe einbindet, findet schnell den (wirklich oder nur scheinbar) "passenden Fall". Und dann wird heute z.T. ganz viel mit Copy/Paste gearbeitet. Es entstehen so teilweise hybride Urteile aus einigen menschlichen Denkleistungen, die aber immer wieder durch Datenbankbausteine ergänzt und letztlich sogar gelenkt werden. Die Mensch-Maschine-Verschmeltzung ist dabei längst Realität. Der Qualität der Urteile ist dies aber eher abhold. Es führt oft dazu, dass am konkreten Fall vorbei Standards und Wertungselemente reproduziert werden, die nicht wirklich passen und damit eine falsche Verfestigung erhalten.

„In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt.“
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scndbesthand
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Re: KI-Urteile

Beitrag von scndbesthand »

KI macht schon noch mehr, sie würde aufgrund von Wahrscheinlichkeitsmodellen in der Lage sein, aus allen vermeintlich einschlägigen Entscheidungen die „wahrscheinlich passende“ zu formulieren. Das „Copy/Paste“ aus Entscheidungen wird automatisiert und skaliert und bei Feedback zum Ergebnis erhöht sich die Treffergenauigkeit des Algorithmus mit der Zeit. Er lernt dazu, erkennt Unterschiede und passt den Output entsprechend an. Vermutlich werden die Ergebnisse mit der Zeit immer brauchbarer. Das lässt sehr auf wesentliche Effizienzsteigerungen hoffen, besonders wenn es darum geht, Massenverfahren in genügender aber nicht exzellenter Qualität wegzuarbeiten.

Mit KI-Modellen sinnvoll arbeiten zu können wird eine wesentliche Kompetenz in der zukünftigen Arbeitswelt sein.
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Joshua
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Re: KI-Urteile

Beitrag von Joshua »

Ob die "echte" juristische KI eine sinnvolle Ergänzung sein wird oder eine weitere technische "Blödmaschine", bleibt abzuwarten. Fort-schritt heißt zunächst einmal nur, dass man einen Punkt x verlässt, nicht aber, dass es besser wird.

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thh
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Re: KI-Urteile

Beitrag von thh »

Joshua hat geschrieben: Dienstag 16. Mai 2023, 11:37Meine Meinung dazu: Wie haben längst KI-Urteile (und nebenbei bemerkt: auch KI-Schriftsätze). Denn Datenbanken wie Beck-Online werden doch bereits nach sehr umfassend programmierten Algorithmen durchsucht.
Vielleicht solltest Du Dich einfach auf Themen beschränken, von denen Du zumindest einen Hauch Ahnung hast.
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Re: KI-Urteile

Beitrag von gola20 »

thh hat geschrieben: Donnerstag 18. Mai 2023, 20:09
Joshua hat geschrieben: Dienstag 16. Mai 2023, 11:37Meine Meinung dazu: Wie haben längst KI-Urteile (und nebenbei bemerkt: auch KI-Schriftsätze). Denn Datenbanken wie Beck-Online werden doch bereits nach sehr umfassend programmierten Algorithmen durchsucht.
Vielleicht solltest Du Dich einfach auf Themen beschränken, von denen Du zumindest einen Hauch Ahnung hast.
:lmao:
Joshua hat geschrieben: Dienstag 16. Mai 2023, 14:16 Fort-schritt heißt zunächst einmal nur, dass man einen Punkt x verlässt, nicht aber, dass es besser wird.
:lmao:

Die wahre KI scheint Joshuas Kopf zu sein.
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