Unter der Robe?

Für alle Fragen, die sich speziell für Richter, Staatsanwälte oder Verwaltungsbeamte ergeben, z.B. Bewerbung, Arbeitszeit, Laufbahnentwicklung, Wechsel des Bundeslandes oder der Gerichtsbarkeit usw.

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OJ1988
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Re: Unter der Robe?

Beitrag von OJ1988 »

Kaschmirpulli und Robe? Schwitzt man da nicht?
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Tibor
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Re: Unter der Robe?

Beitrag von Tibor »

OJ1988 hat geschrieben:Kaschmirpulli und Robe? Schwitzt man da nicht?
nur wenn die Robe aus Plastik ist...
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Re: Unter der Robe?

Beitrag von julée »

Samson hat geschrieben:Ich möchte das Thema noch mal aufgreifen.

Wenn man sich ernstlich die Frage stellt, ob es bei irgendwelchen irgendwie wichtigen Personen negativen Anstoß erweckt, wenn man unter der Robe eine (gerade unter selbiger von einer Anzuhose kaum zu unterscheidende) schwarze chino plus schwarzem Kashmirpullover trägt - ist dies dann ausdruck von Stilbewusstsein und wissen was sich gehört oder Ausdruck von Feigheit und Unverständnis der großartigen Unabhängigkeit?
Nachdem hier auch heiß diskutiert wird, von welcher Marke der Herrenschuh sein darf und dergleichen, halte ich die Frage nach dem "Üblichen" nicht für völlig fernliegend. Und es ist auch Ausdruck von Unabhängigkeit wohlinformiert entscheiden zu wollen, ob es die pinke Jeans (ggf noch im used Look?) für das volle Konfrontationspotential sein darf oder "nur" die schwarze Chino/Jeans samt Sakko / Blazer.
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Re: Unter der Robe?

Beitrag von Niederegger »

Da eröffnen sich dem textil weniger Informierten interessante Weiterungen für die Diskussion: Welchen im Rahmen der Amtstracht verwertbaren modischen Accessoires ist eigentlich nach welchen Kriterien ein erhöhtes Konfrontationspotential zuzuschreiben? Gibt es hierüber eine h. M. im Forum? :-k ;)
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Re: Unter der Robe?

Beitrag von thh »

Samson hat geschrieben:Wenn man sich ernstlich die Frage stellt, ob es bei irgendwelchen irgendwie wichtigen Personen negativen Anstoß erweckt, wenn man unter der Robe eine (gerade unter selbiger von einer Anzuhose kaum zu unterscheidende) schwarze chino plus schwarzem Kashmirpullover trägt - ist dies dann ausdruck von Stilbewusstsein und wissen was sich gehört oder Ausdruck von Feigheit und Unverständnis der großartigen Unabhängigkeit?
Ich würde zu der Auffassung tendieren, wer eine bestimmte Auffassung von dem hat, was sich gehört, der kleidet sich einfach seiner Auffassung entsprechend; wer sich Gedanken darüber macht, bei "wichtigen Personen" negativ aufzufallen, wird wohl eher nicht dazu neigen, den in Frage stehenden Kleidungsstil selbst für notwendig zu halten. Davon abgesehen hat es weniger mit Feigheit oder fehlemden Verständnis von der Unabhängigkeit zu tun, sondern mehr mit Klugheit, wichtige Persönlichkeiten nicht vor den Kopf zu stoßen - man sieht sich meistens zweimal im Leben.

Unabhängig davon ist die Chino sicherlich kein Problem, aber ein schwarzer Pullover statt eines weißen Hemdes - oder einer weißen Bluse - entspricht nicht der Üblichkeit (oder teilweise: der Vorschriftenlage) und ist daher - abweichende örtliche Handhabungen ausgenommen - im Regelfall nicht angemessen. (Hinzugefügt sei: nach meiner Auffassung, freilich.)
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thh
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Re: Unter der Robe?

Beitrag von thh »

AlicImWunderland hat geschrieben:Unter der Robe? Natürlich NACKT :hotsun:
Das eröffnet - insbesondere unter Berücksichtigung aktueller Hamburger Verhältnisse - ganz neue Möglichkeiten der Verfahrensbeendigung:

"Entweder Sie vergleichen sich jetzt oder ich stehe auf UND ÖFFNE MEINE ROBE!"
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Samson
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Re: Unter der Robe?

Beitrag von Samson »

thh hat geschrieben: Unabhängig davon ist die Chino sicherlich kein Problem, aber ein schwarzer Pullover statt eines weißen Hemdes - oder einer weißen Bluse - entspricht nicht der Üblichkeit (oder teilweise: der Vorschriftenlage) und ist daher - abweichende örtliche Handhabungen ausgenommen - im Regelfall nicht angemessen. (Hinzugefügt sei: nach meiner Auffassung, freilich.)
Ich meinte natürlich nicht Pullover statt Hemd, sondern V-Ausschnittn Pullover über dem Hemd, so dass man dieses und die Krawatte sehen kann.
Es ist hier oft ziemlich kalt im Sitzungssaal...

Ergänzend möchte ich fragen, wie hier die Angemessenheit der von mir (oft auch als Alltagskleidung getragenen) Kombination von Blazer/Sportsakko und heller Chino bewertet wird.
Es gibt hier (was mich regelrecht erschreckt hat) Anwälte, die ernstlich mit Jeans und M-65 Jacke vor Gericht erscheinen, ich glaube bei denen dürfte dies eher weniger Anstoß erregen.
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Tibor
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Re: Unter der Robe?

Beitrag von Tibor »

M-65?
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Re: Unter der Robe?

Beitrag von Samson »

Tibor hat geschrieben:M-65?
Nie Schimanski geguckt?
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Re: Unter der Robe?

Beitrag von julée »

Wie? Jetzt doch keine innere Unabhängigkeit bei der Wahl des Outfits? ;)

Aus der Zivilstation beim AG habe ich im Wesentlichen mitgenommen, dass man sich schon glücklich schätzen kann, wenn der Anwalt die Jack-Wolfskin-Jacke öffnet (von ausziehen wollen wir gar nicht erst reden) und sein Handy auf lautlos gestellt hat.
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Re: Unter der Robe?

Beitrag von Samson »

julée hat geschrieben:Wie? Jetzt doch keine innere Unabhängigkeit bei der Wahl des Outfits? ;)

Aus der Zivilstation beim AG habe ich im Wesentlichen mitgenommen, dass man sich schon glücklich schätzen kann, wenn der Anwalt die Jack-Wolfskin-Jacke öffnet (von ausziehen wollen wir gar nicht erst reden) und sein Handy auf lautlos gestellt hat.
Wenn man aus einer Kanzlei kommt, wo es schon Diskussionen gibt, ob ein hellblaues Uni-Hemd und schwarze Brogue-Schuhe noch gerichtstauglich sind, erscheint dies wirklich befremdlich....

Ich frage mich, welche der beiden Welten die Norm und welche die Pathologie darstellt.
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Re: Unter der Robe?

Beitrag von Tibor »

Die Mitte ist wie immer die Wahrheit: Maßstab sollte der Respekt vor der Justizgewalt als solches sein. Diese Respektsbekundung ist aber keine Einbahnstraße. Unter der Robe halte ich einen Anzug für angemessen. Im Sommer ggf ohne Sakko, solange die Robe zu ist und im Winter ggf einen Pullover dazu. Kollegen die in Turnschuh, Winterstiefeln und/oder Blue Jeans die Robe überwerfen sind mE dann wohl eher der "pathologische Zustand". Wie kann ich aus Respekt vor der Justiz allgemein verlangen, dass die Parteien sich erheben, aber gleichzeitig unter der Robe (Schuhe sind idR sichtbar, wenn man den Saal betritt) respektlos sein. Genauso ist es sinnlos, wenn Anwälte sich zwar erheben, dann aber im Sport- und Freizeitdress erscheinen. Dann können sie genauso gleich sitzen oder zu Hause bleiben.
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Re: Unter der Robe?

Beitrag von Parabellum »

Tibor hat geschrieben: Genauso ist es sinnlos, wenn Anwälte sich zwar erheben, dann aber im Sport- und Freizeitdress erscheinen. Dann können sie genauso gleich sitzen oder zu Hause bleiben.
Insofern klarer Fall für ein VU.
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Re: AW: Unter der Robe?

Beitrag von thh »

Samson hat geschrieben: Ich meinte natürlich nicht Pullover statt Hemd, sondern V-Ausschnittn Pullover über dem Hemd, so dass man dieses und die Krawatte sehen kann.
Es ist hier oft ziemlich kalt im Sitzungssaal...
Was sollte unter diesen Umständen dagegen sprechen? - Im einzelnen wird das auch vom Rechtsgebiet abhängen. Ich kenne Fälle, in denen in Zivilsachen am Landgericht (auch der (Einzel-)Richter) gar keine Robe trägt; für Anwälte ist das ohnehin in Zivilsachen oft unüblich.
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Re: Unter der Robe?

Beitrag von [enigma] »

thh hat geschrieben:
AlicImWunderland hat geschrieben:Unter der Robe? Natürlich NACKT :hotsun:
Das eröffnet - insbesondere unter Berücksichtigung aktueller Hamburger Verhältnisse - ganz neue Möglichkeiten der Verfahrensbeendigung:

"Entweder Sie vergleichen sich jetzt oder ich stehe auf UND ÖFFNE MEINE ROBE!"
Vor allem würde das doch auch eine völlig neue Dimension von inhaltlichen Vergleichsmöglichkeiten eröffnen :D
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