Wochenarbeitszeit Justiz

Für alle Fragen, die sich speziell für Richter, Staatsanwälte oder Verwaltungsbeamte ergeben, z.B. Bewerbung, Arbeitszeit, Laufbahnentwicklung, Wechsel des Bundeslandes oder der Gerichtsbarkeit usw.

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Klingeln und Pfeifen
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Wochenarbeitszeit Justiz

Beitrag von Klingeln und Pfeifen »

Hallo zusammen,

mich interessiert wie so die Arbeitsbelastung (Wochenarbeitszeit) in der Justiz in den ersten Jahren aussieht. Mir ist natürlich klar, dass das standort-/abteilungsabhängig ist, aber vielleicht könnt ihr mir einen groben Überblick verschaffen, was so üblich ist. Insbesondere interessiert mich dabei die Arbeitsbelastung in der StA.
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Gelöschter Nutzer

Re: Wochenarbeitszeit Justiz

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

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Strich
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Re: Wochenarbeitszeit Justiz

Beitrag von Strich »

11 - 13 Uhr mit ne Stunde Mittag als Jugendstrafrichter in Mecklenburg-Vorpommern
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Re: Wochenarbeitszeit Justiz

Beitrag von Tobias__21 »

Kommt wohl darauf an, wie schnell du bist. Schaffst du dein Pensum gehst du früher, schaffst du es nicht, bleibst du länger. Wenn dann mal noch ein Haftbefehl erlassen werden muss, kann es sein, dass alles andere erstmal liegen bleibt und du den halben Tag am Telefon hängst, da können auch mal schnell 13h zusammen kommen, die man im Büro hockt. Kommt halt immer drauf an. Gibt auch Fälle, da ist der Haftbefehlsantrag sofort geschrieben und alles läuft glatt, auch schon erlebt. Aber meistens geht es doch länger, weil man permanent mit der Polizei Rücksprache hält, irgendwelches anderes Zeug von anderen StAen anfordern muss, etc. Es rufen auch dauernd irgendwelche Leute an, Anwälte etc., und man muss die Arbeit unterbrechen. Dann steht auch noch der dumme Referendar in der Tür und fragt irgendeinen Blödsinn :) Die Richter (insbesondere am LG) schiene mir alle etwas gechillter als die Staatsanwälte. Aber einen wirklichen Einblick habe ich in die Arbeitsbelastung der Richter nicht. Mir kam es lediglich subjektiv so vor, dass die alle etwas besser drauf sind :)

Als Anfänger würde ich mal mindestens mit 8h täglich rechnen, eher mehr. Manchmal fallen auch Kollegen aus, sind in Urlaub, etc., dann wirds noch mehr. Es kommt halt immer drauf an. Ich würde sagen, dass meine Ausbilderin locker ihre 8h jeden Tag da ist und manchmal auch mehr. Die Assessorenjahre werden sicher keiner Herrenjahre :D Ich vermute, dass ich sicher meine 10-12h in der Anfangszeit im Büro sitzen werde, sollte ich in die Justiz gehen. Aber vielleicht bin ich auch langsam. Gibt sicher auch Menschen, die da schneller reinfinden und denen es leichter von der Hand geht. Ich denke halt noch sehr viel nach, wie ich dies oder jenes formuliere. Hat man es ein paar mal gemacht, wird man da aber schneller.

Ich kenne übrigens zwei Leute, die geschmissen haben und in ne GK sind. Ob da die Belastung weniger ist, wage ich mal zu bezweifeln, ich vermute es lag eher an der Relation Arbeitszeit / Kohle. Was ich so mitkriege, würde ich sagen, dass da keiner auf dem Zahnfleisch geht, aber es ist schon zeitintensiv. Dass einem gleich alles easy von der Hand geht, darauf braucht man wohl nicht hoffen. Anschauen kannst du es dir auf jeden Fall. Zu verlieren hast du ja nichts. Wenn es nix ist, dann kann man immer noch wechseln.
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Re: Wochenarbeitszeit Justiz

Beitrag von OJ1988 »

Es wird doch aber auch niemand in die Justiz gehen, weil gerade dort der Deal "Arbeitszeit/Gehalt" so gut ist.
Tobias__21
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Re: Wochenarbeitszeit Justiz

Beitrag von Tobias__21 »

Nö, aber irgendwann stellt sich vielleicht das Erwachen ein, dass man anderswo halt das doppelte u mehr für die gleiche Arbeitszeit kriegt.

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Re: Wochenarbeitszeit Justiz

Beitrag von Liz »

Die Spanne dürfte von gechillten 35 Wochenstunden (inkl. Kaffeerunde) bis > 60 Wochenstunden (exkl. Kaffeerunde) reichen. Die Vorteile der richterlichen Unabhängigkeit (keiner fragt einen, wann und wieviel man arbeitet) sind dann eben auch mit dem Nachteil verbunden, dass man sich nicht darauf verlassen kann, nach 40/41 Wochenstunden den Stift fallen lassen zu können oder jede zusätzliche Stunde irgendwie ausgeglichen zu bekommen. Und je mehr Eilsachen man bearbeitet, um so extremer werden dann die Tages-/Wochenhöchstwerte.
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Strich
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Re: Wochenarbeitszeit Justiz

Beitrag von Strich »

Anmerken möchte ich, dass mir schon ein gewisses Unverständnis entgegenschlägt, wenn ich erst um 11 Uhr komme. Dass ich dafür auch bis irgendwann um halb 10 abends sitze, sieht halt keiner, wenn ich nicht um die Zeit noch eine Mail an meine Vorsitzende schreibe. Es ist also nicht zwinged so, dass niemand "fragt" wann und wie lange man in der Justiz arbeitet.
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Re: Wochenarbeitszeit Justiz

Beitrag von Honigkuchenpferd »

Gleichwohl wird man wenige andere Arbeitsplätze finden, bei denen man es sich überhaupt erlauben kann, nach eigenem Ermessen erst um 11:00 Uhr zu erscheinen. In einer Behörde wäre das jedenfalls kaum vorstellbar.
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Re: Wochenarbeitszeit Justiz

Beitrag von sai »

Strich hat geschrieben: Dienstag 4. September 2018, 11:19 Anmerken möchte ich, dass mir schon ein gewisses Unverständnis entgegenschlägt, wenn ich erst um 11 Uhr komme. Dass ich dafür auch bis irgendwann um halb 10 abends sitze, sieht halt keiner, wenn ich nicht um die Zeit noch eine Mail an meine Vorsitzende schreibe. Es ist also nicht zwinged so, dass niemand "fragt" wann und wie lange man in der Justiz arbeitet.
Was allerdings in erster Linie dem Kammerprinzip und der Handhabung des jeweiligen Vorsitzenden geschuldet ist. Bei uns in der Kammer haben wir ganz unterschiedliche Anwesenheitszeiträume. Wir machen allerdings auch wenig als Kammer und ziemlich viel allein. Da reicht es dann, wenn sich ggf. alle mal um halb zwölf über den Weg laufen und sich kurz zusammensetzen können.
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Re: Wochenarbeitszeit Justiz

Beitrag von Urs Blank »

Was die Staatsanwaltschaft angeht, nach der hier insbesondere gefragt wurde: Jedenfalls aus NRW kenne ich es so, dass es für Staatsanwälte durchaus gewisse Pflicht-Anwesenheitszeiten gibt. Einfach mal erst um 11:00 Uhr erscheinen, bietet sich daher jedenfalls für Berufsanfänger eher nicht an.
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Re: Wochenarbeitszeit Justiz

Beitrag von Fragerei »

Bei uns ist es auch so, dass es „komisch“ ist, wenn man um 16 Uhr geht. Alle bleiben länger. Die meisten Proberichter kommen um zwischen 8 und 9 und gehen zwischen 18 und 19 Uhr. Und zwar ohne ausgiebige Mittags- oder Kaffeepausen. Ob man sich einen riesigen Stapel Akten mitnimmt, wenn man früher geht, juckt auch irgendwie niemanden.

Finde das sehr schade, weil die fehlende Anwesenheitspflicht für mich einer der Hauptgründe war, in die Justiz zu gehen. Ich bin total unproduktiv wenn ich so lange an derselben Stelle sitze.
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Re: Wochenarbeitszeit Justiz

Beitrag von Tibor »

Dann geh doch einfach und bearbeite die Akte zu Hause auf dem Balkon!
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Re: Wochenarbeitszeit Justiz

Beitrag von Fragerei »

Ist vielleicht nicht besonders souverän von mir, aber ich hab Angst vor Geläster und davor, für faul gehalten zu werden. Wenn wirklich mal was nicht gut läuft, wie kommt das dann an?
Liz
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Re: Wochenarbeitszeit Justiz

Beitrag von Liz »

Der Fleiß wird am Ende des Tages schlichtweg in Erledigungen gemessen, insofern sehe ich keine Notwendigkeit in der Justiz Facetime zu praktizieren, wo eine solche nicht im Sinne einer Kernarbeitszeit vorgeschrieben ist.
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