Mit Schwerbehinderung in den Staatsdienst?

Für alle Fragen, die sich speziell für Richter, Staatsanwälte oder Verwaltungsbeamte ergeben, z.B. Bewerbung, Arbeitszeit, Laufbahnentwicklung, Wechsel des Bundeslandes oder der Gerichtsbarkeit usw.

Moderator: Verwaltung

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JulezLaw
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Re: Mit Schwerbehinderung in den Staatsdienst?

Beitrag von JulezLaw »

Ich habe den Antrag nach einem längeren Gespräch mit dem Schwerbehindertenbeauftragten der Uni gestern noch gestellt, nachdem er mir nochmal den Kopf gewaschen hat. Er schätzt, es dürfte auf einen dauerhaften GdB von ca. 80 hinauslaufen. Ich bin ja mal gespannt, theoretisch muss ja sogar bei Erwerbstätigen innerhalb von drei Wochen ein Bescheid her, und ich hab jedenfalls einiges an Befunden etc. beigelegt, die die Diagnosen und Beeinträchtigungen bestätigen.
Danke euch allen nochmal für die vielen positiven Rückmeldungen hier und via PN! Ich berichte dann :)
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JulezLaw
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Re: Mit Schwerbehinderung in den Staatsdienst?

Beitrag von JulezLaw »

Ich nochmal ;)
Nachdem sich alles etwas verzögert hat, weil mein alter Orthopäde der Meinung war, nicht auf die Aufforderungen des Versorgungsamtes reagieren zu müssen ( :crazy: ), habe ich am Sonntag ein Gutachten meines neuen Arztes als Scan übersandt und hatte gestern tatsächlich schon den Bescheid im Briefkasten.
Es wurde jetzt ein GdB von 60 festgestellt und das Merkzeichen G. Es ist zwar etwas weniger als erwartet (wobei ich zugegebenermaßen auch bewusst nicht alles angegeben habe), aber ich denke, es dürfte sich kaum lohnen, Widerspruch gegen die Höhe einzulegen, oder? Die Schwerbehinderung ist festgestellt, eine Wertmarke bekomme ich auch (yay!) und auf die vergünstigte Bahncard kann ich verzichten.
Übersehe ich etwas, bei dem es sich lohnen würde, einen höheren GdB zu haben, außer steuerlich? Danke :)
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Tibor
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Re: Mit Schwerbehinderung in den Staatsdienst?

Beitrag von Tibor »

Ich würde da nix riskieren und einen Sozialrechts-RA fragen. Nicht das nachher gerade 70% irgendwo eine wichtige Grenze ist.
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Re: Mit Schwerbehinderung in den Staatsdienst?

Beitrag von j_laurentius »

Die Höhe des GdB kann eventuell Relevanz für die Zuerkennung irgendeines Merkzeichens haben (z.B. beim Merkzeichen G, s. hier: https://www.betanet.de/merkzeichen-g.html ). Ansonsten gibt es hier eine ganz gute Zusammenstellung: https://www.betanet.de/files/pdf/nachte ... he-gdb.pdf
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JulezLaw
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Re: Mit Schwerbehinderung in den Staatsdienst?

Beitrag von JulezLaw »

Danke euch :)
Merkzeichen G habe ich schon erhalten, im Raum stünde allenfalls aG. Aber so eingeschränkt bin ich tatsächlich nicht, entsprechend möchte ich mir da nicht mehr Rechte "erstreiten", als es fair wäre. Die Behindertenparkplätze sollen diejenigen nutzen dürfen, die tatsächlich darauf angewiesen sind. Unser Schwerbehindertenvertreter meinte jedenfalls, dass es letztlich keine Rolle spiele - Hauptsache schwerbehindert ;)
Ich werde aber noch einmal mit einem RA für Sozialrecht sprechen, zur Sicherheit!
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Schlumpfi
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Re: Mit Schwerbehinderung in den Staatsdienst?

Beitrag von Schlumpfi »

@Julez: Die 70 brauchst Du tatsächlich nur für die Bahncard. Weiß ich so genau, weil ich aus diesem Grund mal ein Urteil in SB schreiben durfte und diese Klägerin nicht in bester Erinnerung behalten habe...... Erfahrungsgemäß schätzen die Behandler vor Ort auch den GdB immer um einiges zu großzügig ein.

[Mein Lieblingsnachteilsausgleich mit dem SB-Ausweis ist übrigens die Warteschlangen-Vermeide-Karte im Disneyland Paris.... Juhu.]
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Re: Mit Schwerbehinderung in den Staatsdienst?

Beitrag von Mimer »

Riven hat geschrieben: Dienstag 11. Dezember 2018, 06:47 Hallo,

anbei mal eine etwas spezielle Frage. Kurz zu mir persönlich: Ich leide seit meiner Geburt aufgrund einer Erbkrankheit an schwachen Augen, Ohren und Nieren. Meine Augen sind aber tatsächlich recht ordentlich, benutze bei meinen Kontaktlinsen -2.0 Dioptrien und brauche sie ansich nur zum Autofahren. Für meine Ohren haben ich Hörgeräte, die passabel funktionieren. Meine Niere hat allerdings pünktlich zu meinem 20. Geburtstag ihren Dienst eingestellt, was mich an die Dialyse gebracht hat. Das Amt gab mir dann einen GdB von 100. Aber schon wenige Monate später bekam ich über eine Lebendspende meines Bruders eine Niere. Die läuft jetzt seit fast 10 Jahren makellos rund. GdB aktuell 60. Das wird sich wohl erst wieder ändern, sollte die Niere irgendwann ausgelaugt sein.

Nun denke ich über eine Bewerbung beim Staatsdienst nach. So wie ich mich informiert habe, muss man wohl nachweisen, dass man mindestens 5(?) Jahre dienstfähig sein wird. Das sollte bei mir eigentlich kein Problem sein, da man im schlimmsten Fall auch als Dialyse-Patient arbeiten kann. Trotzdem bin ich mir unsicher, ob eine Bewerbung unter diesen Umständen Sinn machen würde, auch weil dann etwa die KV enorm teuer werden könnte.

Außerdem frage ich mich, ob ich meine Behinderung in der Bewerbung überhaupt angeben sollte. Aber vermutlich werden die Personaler das dann über den Amtsarzt erfahren, oder?

Letztlich habe ich auch keine guten Erfahrungen mit Behindertenbeauftragten gemacht. Habe schon mitgeteilt bekommen, dass Behinderte beim Staat idR unerwünscht sind und die Aussage bei Inseraten "Behinderte werden bei gleicher Eignung bevorzugt eingestellt" nur aus rechtlichen Gründen dort platziert wurde.

Mich würden da mal eine paar Meinungen oder Erfahrungsberichte interessieren.

Aus welchem Bundesland kommst du?
Ich kann nur berichten, dass ich selber den Fehler gemacht habe, die Schwerbehinderung anzugeben..
Vorstellungsgespräch war die Hölle. Im Vordergrund stand nur, dass der nette Herr rausbekommen wollte, was ich habe. Unzulässige Fragen, wie z.B. der GdB sich zusammensetzt, wurden auch gefragt.
Ich selber würde es nie wieder angeben...
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