Einstellung/Probezeit Justiz in Schleswig-Holstein

[J_urist]

Liebe Foren-Gemeinde,

ich hoffe, dass mir hier jemand weiterhelfen kann. Ich weiß, mein Anliegen ist ein "Luxus"-Problem, deswegen erbitte ich mir nur ernsthafte Antworten und keine Sprüche à la "du kannst dich doch eh glücklich schätzen".

Ich habe zwei gute (also deutlich zweistellige) Staatsexamina aus Bayern und beende dieses Jahr meine Promotion. Ich habe mich für die Justiz in Schleswig-Holstein beworben, die haben auch sofort angerufen und wollten gar nicht so recht glauben, dass jemand nicht in Bayern arbeiten will
Aufgrund diverser Bekannter in Bayern weiß ich, dass mir dort aufgrund der guten Noten mein Ortswunsch (große Stadt) erfüllt wird. Leider kommt man in Bayern nicht um die mir verhasste StA herum.
Am Telefon meinte Kiel nun, sie hätten überhaupt keinen Einfluss darauf, wer wo hinkäme und ob die Planstelle mit ZR oder StrR gefüllt werde (Geschäftsverteilung der Gerichte, schon klar). Außerdem sei die Justiz für die Menschen da und die Menschen würden nun mal auch auf dem Land leben etc. Das ist alles richtig. Trotzdem nun meine Frage: Hat irgendjemand Erfahrung damit, wie sehr Fach- und Ortswünsche von guten Kandidaten dennoch Berücksichtigung finden? Wird man in S-H während der Probezeit wild herumgeschickt? Wäre Kiel realistisch?

Vielen Dank für eure Antworten!

[Sonnenschein111]

Hier meine Erfahrungen: In SWH wirst du grds. einem LG-Bezirk zugeordnet. Dabei werden (nach Möglichkeit) die Ortswünsche berücksichtigt. Die Zuordnung zum LG-Bezirk erfolgt über das OLG (also ist die Aussage richtig, dass das Ministerium in Kiel da wenig/keinen Einfluss hat). Nachdem das OLG dich zugeordnet hat (z.B. LG-Bezirk Kiel) erfolgt die weitere Zuordnung über den Personalreferenten am jeweiligen LG (also im Idealfall bei dir Kiel). Während der Probezeit wirst du schon auch innerhalb deines Bezirkes herumgeschickt (ca. einmal pro Jahr). Fach- und Ortswünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. Nicht immer ist das jedoch möglich. Ob "bessere" Kandidaten bevorzugt werden, kann ich dir nicht sagen.

Warum willst du denn nach SWH?

[Liz]

Als auswärtiger Bewerber dürfte man - ungeachtet der Noten - schlichtweg den Nachteil haben, dass man wenig "Sozialpunkte" dafür vorbringen kann, warum es unbedingt ein bestimmter LG-Bezirk sein soll (und dann noch der der Unistadt).

[J_urist]

Vielen Dank schon mal für eure Antworten.
Das heißt, ich müsste erst auf gut Glück mit meiner Frau nach Kiel ziehen und dann die paar Sozialpunkte bei der Einstellung geltend machen?
Meine Familie kommt ursprünglich aus S-H, leider wohnt dort mittlerweile keiner mehr. Mir hat es immer gut gefallen. Ich finde auch die beworbene Einführungsphase für Proberichter gut.
Die Probezeit ist drei Jahre? Mit drei Versetzungen kann man leben, denke ich.

[thh]

Als auswärtiger Bewerber dürfte man - ungeachtet der Noten - schlichtweg den Nachteil haben, dass man wenig "Sozialpunkte" dafür vorbringen kann, warum es unbedingt ein bestimmter LG-Bezirk sein soll (und dann noch der der Unistadt).

Insbesondere wird ein Ortswunsch nicht zwingend primär aufgrund der Note vorrangig berücksichtigt, sondern in manchen Ländern - jedenfalls offiziell - primär aus sozialen Gesichtspunkten.

[Liz]

@J_urist: Die Frage dürfte doch schlichtweg sein, welchem Proberichter es zumutbar ist, ggf. nach Itzehoe, Flensburg oder Lübeck zu ziehen oder von Kiel aus in einen anderen LG-Bezirk zu pendeln. Das dürfte dem Proberichter mit kleinen Kindern und einem gewachsenen Lebensmittelpunkt in Kiel weniger zuzumuten sein, als dem Proberichter, der frisch nach S-H zieht.

[Vorkriegsjugend]

Na Itzehoe und Lübeck grenzen ja direkt an Hamburg an, da hat man dann schon seine Metropole und pendelt antizyklisch. Kiel ist selbst eine Metropole und als Bezirk relativ überschaubar. Nur für Flensburg fällt mir da nichts positives ein, höchstens das Bier und die Nähe zur Grenze. Der Nordfriese an sich ist aber auch noch ein Gewöhnungsfaktor.

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[Sonnenschein111]

Von dem was ich so mitbekommen habe, ist es im Moment recht schwer nach Itzehoe oder Lübeck zu kommen. Für Kiel solltest du daher gute Chancen haben.

[Franggenjura]

Herrschaftszeiten, eine Kollegin von mir erwähnte neulich auch, dass sie nach ihrer Promotion von Erlangen nach Schleswig Holstein umsiedeln würde. Das ist aber nicht deine Frau? ;-D Sonst könntet ihr Infos zur mir unverständlichen Flucht aus Bayern austauschen, ich schreibe gleich noch eine PN.

[J_urist]

Nein, ich bin Regensburger freue mich aber nach wie vor über jede INfo. Danke!

[Sonnenschein111]

Warum willst du denn nach SWH?

Bleibt die Frage offen...

Also wenn es dir nur darum geht, die dir "verhasste" StA zu vermeiden, dann musst du das gegen evtl. Einschränkungen bzgl. der örtlichen Flexibilität abwägen. Ich bin ja nun seit kurzem auch Proberichter in SWH. Offen gestanden habe ich nicht das Gefühl, dass hier Leute mit höheren Examensnoten bevorzugt werden. Das mag aber auch daran liegen, dass gefühlt in SWH einfach alle sehr gut sind und sich das "Personalproblem" nicht so zu stellen scheint, wie in anderen Bundesländern.

Du wirst da also wahrscheinlich keine Sonderbehandlung erhalten.

[OJ1988]

Als Proberichter in "SWH" solltest du dir zu allererst diese Abkürzung abgewöhnen Wenn, dann heißt es "SH".

[Sonnenschein111]

Als Proberichter in "SWH" solltest du dir zu allererst diese Abkürzung abgewöhnen Wenn, dann heißt es "SH".

danke für den Tipp