Bewerbungsgespräch Richter Berlin/Brandenburg

Für alle Fragen, die sich speziell für Richter, Staatsanwälte oder Verwaltungsbeamte ergeben, z.B. Bewerbung, Arbeitszeit, Laufbahnentwicklung, Wechsel des Bundeslandes oder der Gerichtsbarkeit usw.

Moderator: Verwaltung

Liz
Mega Power User
Mega Power User
Beiträge: 3246
Registriert: Sonntag 22. Oktober 2017, 17:03
Ausbildungslevel: Anderes

Re: Bewerbungsgespräch Richter Berlin/Brandenburg

Beitrag von Liz »

stilzchenrumpel hat geschrieben: Mittwoch 15. Mai 2019, 21:34 Meinem Eindruck nach ging es immer um den Weg. Man soll zeigen, dass man von Tag 1 vernünftig den Alltag bewältigen können wird und kein Sozialhorst ist ;)
Der Weg zeigt ja letztlich, ob man über die entsprechenden Soft Skills verfügt, die täglichen sozialen Herausforderungen im Umgang mit den unterschiedlichsten Menschen in allen möglichen Lebens- und Stimmungslagen halbwegs professionell zu bewältigen.
niedereggermarzipan
Newbie
Newbie
Beiträge: 4
Registriert: Dienstag 14. Mai 2019, 22:09
Ausbildungslevel: Anderes

Re: Bewerbungsgespräch Richter Berlin/Brandenburg

Beitrag von niedereggermarzipan »

Also erstmal, vielen vielen Dank für eure zahlreichen Antworten.

Im Zuge meiner Suchen im Internet bin ich auf eine Ausschreibung von 2017 vom OVG Berlin Brandenburg gestoßen. Die haben explizit Richter für die Verwaltungsgerichtbarkeit in Brandenburg gesucht jedoch fand das Bewerbungsgespräch in Berlin statt.
Da mich die Verwaltungsgerichtbarkeit auch etwas reizt und ich hoffe, dass die eventuell demnächst wieder ausschreiben, wollte ich gerne wissen, wie denn dort ungefähr ein Auswahgespräch abläuft? Eher nach dem Berliner Stil, eher nach dem Brandenburger Stil oder einem Mix aus beiden? Ob die vermehrt Fragen stellen im Zusammenhang mit der Bauordnung o.ä. stellen, also fachlich?
Vielleicht weiß dass jemand hier? :)
Oder was einen grundsätzlich da erwarten kann?
(Oder) Eure Meinungen dazu'

Bezüglich der SoftSkills schreibe ich nochmal etwas in einem anderen Post...
Shlomo
Häufiger hier
Häufiger hier
Beiträge: 77
Registriert: Samstag 12. März 2016, 12:13
Ausbildungslevel: Anderes

Re: Bewerbungsgespräch Richter Berlin/Brandenburg

Beitrag von Shlomo »

Durchaus spannend, wie sich 2 identische Threads jeweils im parallelforum der Referendare und hier mit unterschiedlichem Gehalt entwickeln. ;)

An den threadersteller kann ich nur den Rat richten, sich nicht zu verstellen.
niedereggermarzipan
Newbie
Newbie
Beiträge: 4
Registriert: Dienstag 14. Mai 2019, 22:09
Ausbildungslevel: Anderes

Re: Bewerbungsgespräch Richter Berlin/Brandenburg

Beitrag von niedereggermarzipan »

Den Grund warum es den Parallelthread gibt, hast du gerade selber genannt. Sehr gut(der unterschiedliche Gehalt der Antworten, falls du nicht verstanden hast, was ich meine)
Mir war von Anfang an klar, dass hier im Jurawelt Forum die wesentlich fundierteren Antworten und Gedanken geschrieben werden als bei dem Referendarsding... und gerade weil es dort viele Sturköppe‘ gibt, war meine Idee, denen, sofern notwendig, zu zeigen, was hier (eventuell) richtig verstanden und geschrieben wird... aber darauf kommt es jetzt nicht an.

Bitte bleibe bei den Fragen, um die geht es hauptsächlich :)
Stalker
Power User
Power User
Beiträge: 378
Registriert: Donnerstag 21. Oktober 2004, 01:13

Re: Bewerbungsgespräch Richter Berlin/Brandenburg

Beitrag von Stalker »

Wie ich nach meiner letzten Beurteilung erfahren habe, muss man bei uns bei uns nach Fehlern einer Geschäftsstelle nicht nur die Akte meiner Abteilungsleitung zuschreiben (und das war erst nach der zweiten falschen Ausführung meiner Verfügung), sondern sie anscheinend aufsuchen, anbrüllen und zur Sau machen. Sonst hat man anscheinend keine Führungsqualität. Wäre ja wohl auch blöd, wenn man dem untergeordneten Dienst quasi freundschaftlich verbunden ist. -.-
Benutzeravatar
Tibor
Fossil
Fossil
Beiträge: 16446
Registriert: Mittwoch 9. Januar 2013, 23:09
Ausbildungslevel: Ass. iur.

Re: Bewerbungsgespräch Richter Berlin/Brandenburg

Beitrag von Tibor »

Führungsqualität? Der Richter ist nicht Vorgesetzter des nichtrichterlichen Dienstes. Da gibt es nichts zu führen.
"Just blame it on the guy who doesn't speak English. Ahh, Tibor, how many times you've saved my butt."
Stalker
Power User
Power User
Beiträge: 378
Registriert: Donnerstag 21. Oktober 2004, 01:13

Re: Bewerbungsgespräch Richter Berlin/Brandenburg

Beitrag von Stalker »

Tibor hat geschrieben: Donnerstag 16. Mai 2019, 19:58 Führungsqualität? Der Richter ist nicht Vorgesetzter des nichtrichterlichen Dienstes. Da gibt es nichts zu führen.
Ich hab ja auch den Fehler gemacht, wegen der "super Karriereaussichten", wenn man erstmal verplant den armen Staatsanwälten aushilft mich da verplanen zu lassen. Und dann da festklebt und nicht wegkommt.

Ob mir jetzt meine Geschäftsstellen jetzt untergeordnet sind, ist mir aber auch ehrlich egal - ich helf denen aus, wenn ich kann. Aber nicht (Vorschlag bei der Beurteilung) ich könnte ihnen ja die fertigen Akten in die Geschäftsstelle bringen, um denen Arbeit abzunehmen. Ich war so blöd und hab nicht nachgefragt, wieso wir eigentlich Wachtmeister haben.

Ich hab das trotzdem mal vorgeschlagen - die Begeisterung hielt sich "ein wenig" in Grenzen.
Liz
Mega Power User
Mega Power User
Beiträge: 3246
Registriert: Sonntag 22. Oktober 2017, 17:03
Ausbildungslevel: Anderes

Re: Bewerbungsgespräch Richter Berlin/Brandenburg

Beitrag von Liz »

Tibor hat geschrieben:Führungsqualität? Der Richter ist nicht Vorgesetzter des nichtrichterlichen Dienstes. Da gibt es nichts zu führen.
Ich stimme zu, dass man offiziell nicht Vorgesetzter seiner Geschäftsstelle ist, gleichwohl sollte man schon im eigenen Interesse dafür sorgen, dass die Geschäftsstelle mit der notwendigen Motivation und Sorgfalt arbeitet. Und in vielen Fällen ist man letztlich derjenige, der fachlich klar kommunizieren muss, was geht und was nicht (siehe "ich habe es schon im Beschluss geändert"), auch wenn man sich mit manchen Eigenarten besser anfreundet.
Benutzeravatar
Tibor
Fossil
Fossil
Beiträge: 16446
Registriert: Mittwoch 9. Januar 2013, 23:09
Ausbildungslevel: Ass. iur.

Re: Bewerbungsgespräch Richter Berlin/Brandenburg

Beitrag von Tibor »

Klar, so meine ich es auch. Man sollte gerade aber als Proberichter nicht denken, dass hier höherer Dienst den mittleren Dienst bestimmt. Deswegen ist gerade das Miteinander wichtig; reden hilft. Man muss nicht alles verfügen. Ich weiß zB wann meine GSt kommt und geht, wie die Abläufe sind, wann ich spätestens was vorlegen muss, damit es erledigt wird etc. Dazu gehört die Kenntnis der AktO genauso wie sonstiger Hausverfügungen.

Und ja, wenn es mal schneller gehen muss, bring ich die Akte auch selbst vorbei und „frage“ ob es heute noch raus geht. Wichtig ist ja nur, dass es dann nicht Sachen sind, die vorher 3 Tage bei einem selbst im Zimmer lagen oder man mit irgendwelchen sinnfreien Dingen um 15 Uhr angelatscht kommt.

Aber ich muss sagen, viele Kollegen schaffen es ja nicht einmal zum Geburtstag zu gratulieren oder „Guten Morgen“ und „Tschüss, schönen Feierabend“ über den Flur zu rufen. Man darf sich nicht selbst erhöhen und gerade die persönliche Ebene bringt ganz viel. Wenn man aus dem Leben plaudert, mal nen Kaffee trinkt oder nur zum Karneval paar Pfannkuchen bringt, wenn man Ostern einen Minihasen an die Tastatur stellt, dann geht ganz viel einfacher. Wenn man aber zum eigenen Geburtstag nur die Richterkollegen zum Sektchen empfängt, maulfaul ist, weil man vom IQ und der Besoldung besser gestellt sein mag und unnahbar ist, dann wird man es auch in der täglichen Arbeit schwer haben.

Last but not least: manchmal gehört dazu auch, dass man Fehler „sozialisiert“. Wenn die GSt pennt - und es ist nichts dramatisches - dann schreib ich den Beteiligten, dass „hier leider ein Fehler“ passiert sei und entschuldige mich. Warum sollte ich schreiben „hat die Geschäftsstelle ... „? Da breche ich mir keinen Zacken aus der Krone, aus der Akte wird klar, dass die GSt den Fehler gemacht hat und mir das nicht bei einer Beurteilung auf die Füße fällt und die GSt freut es, weil sie nicht wegen jedem Mist strammstehen muss. Zugleich wird aber klar, dass ich das als Fehler erkannt habe.
"Just blame it on the guy who doesn't speak English. Ahh, Tibor, how many times you've saved my butt."
sai
Super Power User
Super Power User
Beiträge: 1579
Registriert: Montag 27. Mai 2013, 10:30
Ausbildungslevel: Ass. iur.

Re: Bewerbungsgespräch Richter Berlin/Brandenburg

Beitrag von sai »

Tibor hat geschrieben: Freitag 17. Mai 2019, 00:23 Klar, so meine ich es auch. Man sollte gerade aber als Proberichter nicht denken, dass hier höherer Dienst den mittleren Dienst bestimmt. Deswegen ist gerade das Miteinander wichtig; reden hilft. Man muss nicht alles verfügen. Ich weiß zB wann meine GSt kommt und geht, wie die Abläufe sind, wann ich spätestens was vorlegen muss, damit es erledigt wird etc. Dazu gehört die Kenntnis der AktO genauso wie sonstiger Hausverfügungen.

Und ja, wenn es mal schneller gehen muss, bring ich die Akte auch selbst vorbei und „frage“ ob es heute noch raus geht. Wichtig ist ja nur, dass es dann nicht Sachen sind, die vorher 3 Tage bei einem selbst im Zimmer lagen oder man mit irgendwelchen sinnfreien Dingen um 15 Uhr angelatscht kommt.

Aber ich muss sagen, viele Kollegen schaffen es ja nicht einmal zum Geburtstag zu gratulieren oder „Guten Morgen“ und „Tschüss, schönen Feierabend“ über den Flur zu rufen. Man darf sich nicht selbst erhöhen und gerade die persönliche Ebene bringt ganz viel. Wenn man aus dem Leben plaudert, mal nen Kaffee trinkt oder nur zum Karneval paar Pfannkuchen bringt, wenn man Ostern einen Minihasen an die Tastatur stellt, dann geht ganz viel einfacher. Wenn man aber zum eigenen Geburtstag nur die Richterkollegen zum Sektchen empfängt, maulfaul ist, weil man vom IQ und der Besoldung besser gestellt sein mag und unnahbar ist, dann wird man es auch in der täglichen Arbeit schwer haben.

Last but not least: manchmal gehört dazu auch, dass man Fehler „sozialisiert“. Wenn die GSt pennt - und es ist nichts dramatisches - dann schreib ich den Beteiligten, dass „hier leider ein Fehler“ passiert sei und entschuldige mich. Warum sollte ich schreiben „hat die Geschäftsstelle ... „? Da breche ich mir keinen Zacken aus der Krone, aus der Akte wird klar, dass die GSt den Fehler gemacht hat und mir das nicht bei einer Beurteilung auf die Füße fällt und die GSt freut es, weil sie nicht wegen jedem Mist strammstehen muss. Zugleich wird aber klar, dass ich das als Fehler erkannt habe.
Genauso ist es.
Benutzeravatar
thh
Super Mega Power User
Super Mega Power User
Beiträge: 5293
Registriert: Dienstag 18. August 2009, 15:04
Ausbildungslevel: Interessierter Laie

Re: Bewerbungsgespräch Richter Berlin/Brandenburg

Beitrag von thh »

Stalker hat geschrieben:Aber nicht (Vorschlag bei der Beurteilung) ich könnte ihnen ja die fertigen Akten in die Geschäftsstelle bringen, um denen Arbeit abzunehmen. Ich war so blöd und hab nicht nachgefragt, wieso wir eigentlich Wachtmeister haben.
Hier holt man sich - bei der StA wie an den Gerichten - die Akten natürlich selbst von der Geschäftsstelle und bringt sie auch wieder zurück - sinnvollerweise.
Zuletzt geändert von thh am Freitag 17. Mai 2019, 11:17, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Tibor
Fossil
Fossil
Beiträge: 16446
Registriert: Mittwoch 9. Januar 2013, 23:09
Ausbildungslevel: Ass. iur.

Re: Bewerbungsgespräch Richter Berlin/Brandenburg

Beitrag von Tibor »

thh hat geschrieben: Freitag 17. Mai 2019, 07:22 Hier holt man sich - bei der StA wie an den Gerichten - die Akten natürlich selbst von der Geschäftsstelle und bringt sie auch wieder zurück - sinnvollerweise.
Das ist nur "natürlich", wenn vorher in der Justiz der einfache/mittlere Dienst kaputt gespart worden ist. Grundsätzlich ist es gerade nicht Aufgabe des höheren Dienstes die Akten zum jeweiligen Bestimmungsort zu bringen. Sinnvoll ist das auch nur für ein paar Akten, eben für eilige Akten. Das Gros der Akten bedarf gerade keine schnelle und direkte Weiterleitung durch körperliche Betätigung eines Volljuristen.
"Just blame it on the guy who doesn't speak English. Ahh, Tibor, how many times you've saved my butt."
Liz
Mega Power User
Mega Power User
Beiträge: 3246
Registriert: Sonntag 22. Oktober 2017, 17:03
Ausbildungslevel: Anderes

Re: Bewerbungsgespräch Richter Berlin/Brandenburg

Beitrag von Liz »

+1

Für eilige Sachen mag es höchst sinnvoll sein, die Akte selbst auf die Geschäftsstelle zu tragen, aber ich verstehe auch nicht so ganz, warum ich meine Akten höchstselbst hin- und hertransportieren muss (besonders toll, wenn man Geschäftsstellen auf anderen Etagen oder am anderen Ende des Gebäudes hat), wenn es eigentlich auch Wachtmeister gibt, die das tun könnten...

@Tibor: Natürlich sollte man nicht glauben, man könne die Geschäftsstellenmitarbeiter rumkommandieren und von oben herab behandeln, aber auch oder gerade als Proberichter sollte man sich aber auch bewusst machen, dass man im Zweifelsfall (dh nachdem man geprüft hat, ob die Geschäftsstelle qua Erfahrung möglichweise doch Recht hat) derjenige ist, der der Geschäftsstelle sagt, wie es gemacht wird und nicht umgekehrt.
Benutzeravatar
Tibor
Fossil
Fossil
Beiträge: 16446
Registriert: Mittwoch 9. Januar 2013, 23:09
Ausbildungslevel: Ass. iur.

Re: Bewerbungsgespräch Richter Berlin/Brandenburg

Beitrag von Tibor »

Man muss sich ja nur das klassische Tätigkeitsfeld des einfachen Dienstes klar machen:
Die stärksten Gruppen des einfachen Dienstes sind bzw. waren Wachtmeisterdienste des Justizwachtmeisterdienstes und der Zollverwaltung (läuft seit 2005 aus), Tätigkeiten in der arbeitsvorbereitenden, allgemeinen Verwaltung (Amtsboten, Amtsgehilfen) und vor allem Tätigkeiten in den Betriebsverwaltungen von Bahn und Post (Postbote, Schrankenwärter, Schaffner, Busfahrer, Kontroll- und Aufsichtsdienst in öffentlichen Nahverkehr).
https://de.wikipedia.org/wiki/Einfacher_Dienst
"Just blame it on the guy who doesn't speak English. Ahh, Tibor, how many times you've saved my butt."
guardini
Fleissige(r) Schreiber(in)
Fleissige(r) Schreiber(in)
Beiträge: 149
Registriert: Mittwoch 22. Februar 2017, 16:26
Ausbildungslevel: Ass. iur.

Re: Bewerbungsgespräch Richter Berlin/Brandenburg

Beitrag von guardini »

thh hat geschrieben: Freitag 17. Mai 2019, 07:22
Stalker hat geschrieben:Aber nicht (Vorschlag bei der Beurteilung) ich könnte ihnen ja die fertigen Akten in die Geschäftsstelle bringen, um denen Arbeit abzunehmen. Ich war so blöd und hab nicht nachgefragt, wieso wir eigentlich Wachtmeister haben.
Hier holt man sich - bei der StA wie an den Gerichten - die Akten natürlich selbst von der Geschäftsstelle und bringt sie auch wieder zurück - sinnvollerweise.
Mir ist - von einer Vertretungs-GS - gesagt worden, ich "störe den Dienstablauf", weil ich zu einer Akte noch eine knappe mündliche Bemerkung abgeben wollte und sie daher persönlich überbracht habe. So unterschiedlich sind die Mentalitäten...
Antworten