Richterbesoldung

Für alle Fragen, die sich speziell für Richter, Staatsanwälte oder Verwaltungsbeamte ergeben, z.B. Bewerbung, Arbeitszeit, Laufbahnentwicklung, Wechsel des Bundeslandes oder der Gerichtsbarkeit usw.

Moderator: Verwaltung

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OJ1988
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Re: Richterbesoldung

Beitrag von OJ1988 »

Als jemand, der theoretisch weisungsbefugt ist, kann ich berichten, dass das in Zeiten des Fachkräftemangels nicht viel nützt und man so am Ende doch wieder bei dem jämmerlichen „Frau X, also wenn sie es eventuell einbauen könnten, wäre ihnen sehr verbunden…“ landet.
Liz
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Re: Richterbesoldung

Beitrag von Liz »

OJ1988 hat geschrieben: Mittwoch 23. Juni 2021, 23:19 Als jemand, der theoretisch weisungsbefugt ist, kann ich berichten, dass das in Zeiten des Fachkräftemangels nicht viel nützt und man so am Ende doch wieder bei dem jämmerlichen „Frau X, also wenn sie es eventuell einbauen könnten, wäre ihnen sehr verbunden…“ landet.
Damit wäre man aber schon einen Schritt weiter. Aktuell ist es so, dass ich gefühlt 20 Klicks brauche, um eine Verfügung zu erstellen und ihr die per BeA eingegangenen Schriftsätze formvollendet beizufügen, während sich meine Geschäftsstelle freut, dass sie die Verfügung mit allen Schriftsätzen mit nur 3 Klicks per BeA rausschicken kann. Das scheint mir keine sinnvolle Arbeitsteilung zu sein. Auch die wirtschaftlichen Voraussetzungen der PKH könnte z. B. der Rechtspfleger (vor)prüfen und sich dann auch mit dem Nachfordern von Unterlagen rumschlagen. Auch ansonsten gibt es viele eigentlich unjuristische Tätigkeiten, die man weitgehend an ein gutes Sekretariat delegieren könnte.
gola20
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Re: Richterbesoldung

Beitrag von gola20 »

Da gute Assistenz mittlerweile über 50k bekommt in Kanzleien, glaube ich kaum, dass der Staat da große Chancen hat. Unternehmen greifen die auch sehr gerne ab und bieten noch bessere Konditionen.
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Tibor
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Re: Richterbesoldung

Beitrag von Tibor »

Naja, hier werden die meisten Geschäftsstellenmitarbeiter irgendwann Justizhauptsekretäre, also A8 besoldet. Das macht dann in der Mitte abzgl. PKV als Single 2.300 € netto. Dafür musst du in der freien Wirtschaft schon Brutto 3.500 haben, also 42T. Und für den Sold leisten die idR keine Hochreckarbeiten. Hier könnte man auch gut mit Leistungszulagen arbeiten.
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Re: Richterbesoldung

Beitrag von Theopa »

Tibor hat geschrieben: Donnerstag 24. Juni 2021, 10:54 Naja, hier werden die meisten Geschäftsstellenmitarbeiter irgendwann Justizhauptsekretäre, also A8 besoldet. Das macht dann in der Mitte abzgl. PKV als Single 2.300 € netto. Dafür musst du in der freien Wirtschaft schon Brutto 3.500 haben, also 42T. Und für den Sold leisten die idR keine Hochreckarbeiten. Hier könnte man auch gut mit Leistungszulagen arbeiten.
Realistisch lande man aber doch wieder bei:

Die sind zu teuer, das sollen die Richter selbst machen. Digitalisierung. Und so. -> Okay, bekommen die Richter dann weniger Akten? -> Nein, wir müssen die Eingänge ja irgendwie durchbekommen -> Gibt es dann mehr Richter? -> Das werden wir fordern, aber nicht machen, Richter kosten doch Geld.

Am Ende ist der Arbeitgeber das deutlich bessere Argument gegen den Justizdienst, das Geld ist wirklich nicht das Problem. Im Referendariat wird auch so richtig motiviert alles unternommen, um den Zweifelnden den Staatsdienst endgültig zu vermiesen: Wunderbarer Bürokratie-Irrsinn ohne jede Flexibilität, veraltete Methoden, sinnlose Vorgaben, miefende alte Räume, komische Arbeitszeiten ("Die Damen fangen um 5 an, damit sie noch was vom Tag haben, ab 13 Uhr ist dann niemand mehr erreichbar" - "Wenn Sie Mittwoch Nachmittag anrufen ist natürlich niemand mehr im Haus") und weit verbreitete Unhöflichkeit. Da fängt man doch sofort an die Bewerbung zu schreiben.
Joshua
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Re: Richterbesoldung

Beitrag von Joshua »

Theopa hat geschrieben: Donnerstag 24. Juni 2021, 11:47
Tibor hat geschrieben: Donnerstag 24. Juni 2021, 10:54 Naja, hier werden die meisten Geschäftsstellenmitarbeiter irgendwann Justizhauptsekretäre, also A8 besoldet. Das macht dann in der Mitte abzgl. PKV als Single 2.300 € netto. Dafür musst du in der freien Wirtschaft schon Brutto 3.500 haben, also 42T. Und für den Sold leisten die idR keine Hochreckarbeiten. Hier könnte man auch gut mit Leistungszulagen arbeiten.
komische Arbeitszeiten ("Die Damen fangen um 5 an, damit sie noch was vom Tag haben, ab 13 Uhr ist dann niemand mehr erreichbar" [...]
:D
Ja, das trifft es. Und ich dachte immer, dass dieser Stuss nur zufällig an den Gerichten so war, an denen ich als Proberichter und dann Planrichter war und bin...

„In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt.“
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Re: Richterbesoldung

Beitrag von Joshua »

Tibor hat geschrieben: Mittwoch 23. Juni 2021, 22:05 Auch die eAkte scheint ja eher dazu zu führen, dass Richter noch Geschäftsstellentätigkeiten übernehmen. V
Die zwittrige Richter-Service-Kompletteinheit.
"Auch scheint es mir von andrer Seite kritisch,
Er ist, mich dünkt, hermaphroditisch."

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Re: Richterbesoldung

Beitrag von Theopa »

Joshua hat geschrieben: Donnerstag 24. Juni 2021, 11:52 :D
Ja, das trifft es. Und ich dachte immer, dass dieser Stuss nur zufällig an den Gerichten so war, an denen ich als Proberichter und dann Planrichter war und bin...
Ich kenne das nur aus der Perspektive von außen (bzw. aus dem sehr kurzen Einblick im Ref), habe aber inzwischen bei jeder "Anrufen wegen Fristverlängerung"-Verfügung o.ä. den Zusatz "bitte vor 11 Uhr" drin, um unangenehme Überraschungen direkt zu vermeiden. Eine Erreichbarkeit während der üblichen Geschäftszeiten - und sei es nur von 8 bis 16 Uhr von Montag bis Donnerstag und Freitag bis 12 - sollte das absolute Minimum sein. Wenn das nicht gewährleitet ist, muss die Gleitzeit eben beschränkt werden.

Rein praktisch sehe ich es aber schon kommen: Dann müssen die Richter eben künftig auch noch selbst die Anrufe annehmen ;)
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Re: Richterbesoldung

Beitrag von gola20 »

Ein AG Leiter meinte einmal, dass er früher alleine 2 Geschäftstellenmitarbeiter hatte. Jetzt muss er sich eine Mitarbeiterin mit einer weiteren Richterin teilen. Auf Nachfrage riet er vom Richterberuf ab.
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Richterbesoldung

Beitrag von Liz »

Theopa hat geschrieben:
Joshua hat geschrieben: Donnerstag 24. Juni 2021, 11:52 :D
Ja, das trifft es. Und ich dachte immer, dass dieser Stuss nur zufällig an den Gerichten so war, an denen ich als Proberichter und dann Planrichter war und bin...
Ich kenne das nur aus der Perspektive von außen (bzw. aus dem sehr kurzen Einblick im Ref), habe aber inzwischen bei jeder "Anrufen wegen Fristverlängerung"-Verfügung o.ä. den Zusatz "bitte vor 11 Uhr" drin, um unangenehme Überraschungen direkt zu vermeiden. Eine Erreichbarkeit während der üblichen Geschäftszeiten - und sei es nur von 8 bis 16 Uhr von Montag bis Donnerstag und Freitag bis 12 - sollte das absolute Minimum sein. Wenn das nicht gewährleitet ist, muss die Gleitzeit eben beschränkt werden.

Rein praktisch sehe ich es aber schon kommen: Dann müssen die Richter eben künftig auch noch selbst die Anrufe annehmen ;)
Naja, irgendwann müssen die Geschäftsstellenmitarbeiter ja auch die Akten abarbeiten. Das geht am besten, wenn nicht alle drei Minuten das Telefon klingelt oder ein Richter was von ihnen will. Aber ja, es ist hier auch so, dass man ab einer bestimmten Uhrzeit suchen muss, ob man noch eine Geschäftsstelle findet, die einem etwas Eiliges rausschickt, was je nach Tätigkeitsgebiet extrem nervig sein kann.

Im Übrigen: es ist ja nicht so, dass ich hier nur lauter unmotivierte und unfähige Geschäftsstellenmitarbeiter habe, denen ich es nicht zutrauen würde, mehr eigenständige Assistenzarbeit zu übernehmen (die eAkte verlangt den Geschäftsstellen perspektivisch auch einiges ab), aber es ist aktuell eben nicht vorgesehen und mit der Anzahl der Geschäftsstellenmitarbeiter auch nicht machbar.
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Re: Richterbesoldung

Beitrag von OJ1988 »

Liz hat geschrieben: Donnerstag 24. Juni 2021, 12:41
Theopa hat geschrieben:
Joshua hat geschrieben: Donnerstag 24. Juni 2021, 11:52 :D
Ja, das trifft es. Und ich dachte immer, dass dieser Stuss nur zufällig an den Gerichten so war, an denen ich als Proberichter und dann Planrichter war und bin...
Ich kenne das nur aus der Perspektive von außen (bzw. aus dem sehr kurzen Einblick im Ref), habe aber inzwischen bei jeder "Anrufen wegen Fristverlängerung"-Verfügung o.ä. den Zusatz "bitte vor 11 Uhr" drin, um unangenehme Überraschungen direkt zu vermeiden. Eine Erreichbarkeit während der üblichen Geschäftszeiten - und sei es nur von 8 bis 16 Uhr von Montag bis Donnerstag und Freitag bis 12 - sollte das absolute Minimum sein. Wenn das nicht gewährleitet ist, muss die Gleitzeit eben beschränkt werden.

Rein praktisch sehe ich es aber schon kommen: Dann müssen die Richter eben künftig auch noch selbst die Anrufe annehmen ;)
Naja, irgendwann müssen die Geschäftsstellenmitarbeiter ja auch die Akten abarbeiten. Das geht am besten, wenn nicht alle drei Minuten das Telefon klingelt oder ein Richter was von ihnen will. Aber ja, es ist hier auch so, dass man ab einer bestimmten Uhrzeit suchen muss, ob man noch eine Geschäftsstelle findet, die einem etwas Eiliges rausschickt, was je nach Tätigkeitsgebiet extrem nervig sein kann.
Das lässt sich leicht dadurch lösen, dass bspw. in einem 4er Team jeder am Tag 2 Stunden "Telefondienst" hat und ansonsten eine Weiterleitung reinhaut. So kann man während 75% der Arbeitszeit ungestört arbeiten, für die Allgemeinheit ist trotzdem 8h lang jemand erreichbar.
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Richterbesoldung

Beitrag von Liz »

Das wäre zu einfach. Im Übrigen ist es ja so, dass jede Geschäftsstelle auch ihre eigenen Akten bearbeitet und da dann auch (theoretisch) den Überblick hat, wie der Sachstand ist. Das würde dann eher dazu führen, dass die Parteien mit jedem Mist zum Richter durchgestellt werden, weil der ja weiß, was mit der Akte ist.

Hier gibt es im Übrigen allgemein bekannte Geschäftszeiten von 9-13 Uhr. Das mag man jetzt wenig serviceorientiert finden, aber es ist jetzt auch nicht so, als könne man auf der Geschäftsstelle niemanden erreichen - nur eben nicht dann, wenn einem spätnachmittags noch danach ist. Das geht mir umgekehrt, wenn ich versuche, Anwälte zu erreichen, aber häufig auch nicht wesentlich anders.
Seeker
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Re: Richterbesoldung

Beitrag von Seeker »

Liz hat geschrieben: Donnerstag 24. Juni 2021, 14:09 Das geht mir umgekehrt, wenn ich versuche, Anwälte zu erreichen, aber häufig auch nicht wesentlich anders.
Wobei der Vergleich natürlich etwas hinkt. Anwälte sind private Dienstleister, Gerichte bilden dagegen ein staatlich-hoheitliches Monopol. Wenn ein Anwalt nicht erreichbar ist, können seine Mandanten sich einen anderen suchen (auch wenn der Richter das natürlich nicht kann). Wenn eine Abteilung/Geschäftsstelle nicht erreichbar ist, kann eine Privatperson wenig tun.

Das mag noch vertretbar sein, wenn es nur um ein paar Stunden am Nachmittag geht. Von einigen Bekannten (Richtern) habe ich aber gehört, dass ihre Geschäftsstellen für Auswärtige quasi ganz generell nicht erreichbar sind. Was dann durchaus auch verzweifelte Nachfragen von Parteien, Anwälten oder sogar Berufungsrichtern bei den Richtern persönlich zur Folge hat (sofern deren Telefonnummer bekannt ist, ansonsten teilweise per Mail), was denn aus der Sache geworden sei, warum der Schriftsatz nie zugestellt oder die Akte nie übersandt worden sei usw.

Das wird von Gericht zu Gericht variieren, aber nach meiner Nahbereichsempirie habe ich nicht den Eindruck, dass sich die meisten Geschäftsstellenmitarbeiter überarbeiten.
Liz
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Re: Richterbesoldung

Beitrag von Liz »

@Seeker: Also ich weiß nicht, was das für Verhältnisse sind, wo auch innerhalb der Geschäftszeiten nie jemand auf der Geschäftsstelle zu erreichen ist. Hier kann es zwar sein, dass die Geschäftsstelle gerade telefoniert oder nicht am Platz ist, aber grds erreicht man sie.
Und im Übrigen ist es natürlich Sache der Anwälte, wie sie telefonisch erreichbar sind, aber es hilft doch gelegentlich auch mal zu schauen, wie es denn eigentlich bei den anderen Beteiligten so mit der Erreichbarkeit und Serviceorientierung ist.
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Re: Richterbesoldung

Beitrag von Seeker »

Liz hat geschrieben: Donnerstag 24. Juni 2021, 15:38 @Seeker: Also ich weiß nicht, was das für Verhältnisse sind, wo auch innerhalb der Geschäftszeiten nie jemand auf der Geschäftsstelle zu erreichen ist. Hier kann es zwar sein, dass die Geschäftsstelle gerade telefoniert oder nicht am Platz ist, aber grds erreicht man sie.
Keine guten, leider. :lmao:
Und im Übrigen ist es natürlich Sache der Anwälte, wie sie telefonisch erreichbar sind, aber es hilft doch gelegentlich auch mal zu schauen, wie es denn eigentlich bei den anderen Beteiligten so mit der Erreichbarkeit und Serviceorientierung ist.
Ja, auf jeden Fall.
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