Re: Richterbesoldung
Verfasst: Mittwoch 23. Juni 2021, 15:13
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Man kann bei so extremen Einkommens-Verteilungen aber nicht mit Durchschnittswerten rechnen. Der durchschnittliche Jurastudent hat ja auch nicht eine 10% Chance auf ein Prädikatsexamen - manche haben eine 50% + Chance, andere eine 0% Chance...
Nein. Ich sprach von einem guten Absolventen.Tibor hat geschrieben: ↑Mittwoch 23. Juni 2021, 15:13Yeah Baby, ich liebe Milchmädchenrechnungen:
Nehmen wir allein für die Anwaltschaft typische Tracks:
1. Partner in echter GK, nicht nur 1st tier
2. Salary Partner nach einigen Jahren, um die Arbeitszeit runterzustufen
3. Wechsel als GK in Konzern
4. SpinOff nach GK
5. Start und Verbleiben in mittlerer Kanzlei in Stadt & Land
6. Selbstständigkeit (insb. die ganzen StrafR, ArbeitsR, FamR etc.)
Dort wird folgendes Brutto erzielt:
1) 3 Jahre x 120T, 5J x 200, 10J x 500, 17J x 700
2) 3x 120, 3x 100, 10 x 120, 19 x 150
3) 3x 120, 3x 100, 29x 150
4) 3x 120, 5x 50, 10x 100, 17x 150
5) 5x 50, 30x 80
6) 5x 24, 5x 48, 25x 75
Nun die Eintrittswahrscheinlichkeiten der tracks:
1 bis 3) jeweils 5%, 4) 20%, 5) 35% und 6) 30%
Das macht gemittelt je Jahr dann 109T
Jetzt noch die Arbeitszeiten angleichen auf Normalmaß:
1) 3 Jahre x 60h, 5J x 60h, 10J x 60h, 17J x 45h
2) 3x 60, 3x 55, 10 x 45, 19 x 40
3) 3x 60, 3x 50, 29x 45
4) 3x 60, 5x 55, 10x 50, 17x 45
5) 5x 45, 30x 40
6) 5x 50, 5x 45, 25x 40
Gleiche Mittlung macht dann 43,9h
Richter macht nun sagen wir 5 Jahre 50h, dann 5 Jahre 45h und dann 25J = 39h
Gemittelt also 41,4h
Nun rechnen wir das runter, müsste es also für Richter im Schnitt 109 : 43,9 x 41,4 = 103T als Zielbrutto in durchschnittlicher Richterkarriere geben, das zum vergleichbaren Netto führt.
Da Richter aus dem Brutto keine Rentenvorsorge betreiben müssen, müsste man ehrlicherweise einen Betrag von 20% abziehen, weil man mit 10% Rückhalt nie im Leben eine Pension ansparen könnte.
103 x 80% = 82.600 Brutto im Mittel als Zielbrutto nach R1, R2 und R3 als typische Karriereziele.
Wenn man sagt 60% bleiben R1, 35% werden R2 und 5% werden R3 (R4 ff. lassen wir mal als unwesentlich außen vor) und wenn man sagt R1 = 100%, R2 = 112% und R3 = 150%, dann ergibt sich ein Brutto für R1 im Lebensschnitt von 77.500 Euro.
Und jetzt fehlt noch völlig der Risikofaktor Unternehmertum in den Tracks 1, 4 und 6!
Und warum?Joshua hat geschrieben: ↑Mittwoch 23. Juni 2021, 15:51 Der Staat kann natürlich keine Risikoprämien ausloben; er muss aber im Blick behalten, dass er es sich ggf. nicht auf Dauer wird leisten können, den eigenen "Nachwuchs" nur aus dem (beschränkten) Pool der (extrem) Risikoaversen zu rekrutieren, für die das Argument "Sicherheit um (fast) jeden Preis" greift.