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Notariat Berlin/Brandenburg

Verfasst: Sonntag 29. November 2020, 18:40
von La Calunnia
Liebe Freunde der Juristerei,

seit einiger Zeit überlege ich mir, was ich nach der Diss-Zeit so machen möchte. Da mir Gesellschaftsrecht und Kautelarjustiz immer viel Spaß gemacht haben, liebäugle ich derzeit mit dem Notariat. Allerdings habe ich weder Freunde noch Verwandte, die in dem Bereich tätig sind und deshalb ist meine Vorstellung vom Beruf und der Ausbildung noch sehr oberflächlich.

Interessieren würde mich zunächst, welche Vorzüge das Nur-Notariat und das Anwaltsnotariat haben. Da ich in Berlin wohne und gerne hier bleiben würde, liegt das Anwaltsnotariat nahe. Auf der anderen Seite gibt es einen Katzensprung weiter auch direkt das Nur-Notariat (Brandenburg)?

Wie muss man sich den Schwierigkeitsgrad der Notarsprüfung vorstellen? Ist es tatsächlich ein drittes Stex oder eher mit den Fachanwaltsprüfungen zu vergleichen? Die NOtenstatistik sieht ja eher nach Examen aus.

Wie muss ich mir die Ausbildung vorstellen? Suche ich mir einen Notar bei dem ich mich als RA anstellen lasse und lasse mich dann 5 Jahre knechten bis ich die praktische Erfahrung zusammen habe?

Re: Notariat Berlin/Brandenburg

Verfasst: Sonntag 29. November 2020, 18:49
von OJ1988
Die notarielle Fachprüfung liegt vom Schwierigkeitsgrad her m.E. (korrigiere für einen der Anbieter Probeklausuren von Kursteilnehmern) knapp unter Staatsexamen, ist also nicht "mal eben so" gemacht. Das Anwaltsnotariat in Berlin ist im Übrigen geprägt von einigen wenigen gut vernetzten big playern, die die großen Sachen im Gesellschafts- und Immobilienentwicklungsbereich unter sich aufteilen (und dies nach außen - andere BLer - und unten - andere Berliner Notare - z.T. durch berufswidrige Gebührenerhebungen absichern). Persönlich würde ich dir Nurnotariat ans Herz legen, wenngleich hier nicht jede Stelle von Berlin aus pendelbar sein dürfte.

Re: Notariat Berlin/Brandenburg

Verfasst: Sonntag 29. November 2020, 23:47
von La Calunnia
Zum Vorbereitungsdienst im Nur-Notariat findet man leider überhaupt keine vernünftigen Informationen. Insbesondere wie es mit der Standortverteilung aussieht. Hat da jemand Erfahrung? Geht das nach Noten? Denke nämlich, da hätte ich ganz gute Karten an einen pendelbaren Standort zu kommen.

Re: Notariat Berlin/Brandenburg

Verfasst: Montag 30. November 2020, 07:11
von OJ1988
Die Einstellung in den Anwärterdienst ist notenabhängig. Wo du dann hinkommst, ist nicht noten-, sondern bedarfsabhängig.

Re: Notariat Berlin/Brandenburg

Verfasst: Montag 30. November 2020, 10:24
von Blaumann
La Calunnia hat geschrieben: Sonntag 29. November 2020, 18:40 Wie muss ich mir die Ausbildung vorstellen? Suche ich mir einen Notar bei dem ich mich als RA anstellen lasse und lasse mich dann 5 Jahre knechten bis ich die praktische Erfahrung zusammen habe?
Mit der Einstellung würde ich dir ganz klar zum Anwaltsnotariat raten. :D

§ 6 Abs. 2 BNotO listet die Voraussetzungen für die Bestellung auf. Die 5 Jahre als Anwalt müssen weder als Angestellter bei einem Notar (was auch ziemlich merkwürdig wäre) noch in einem notariatstypischen Rechtsgebiet absolviert werden.

Wenn die Tätigkeit als Anwalt keinen Reiz ausübt, würde sich für mich die Frage Anwaltsnotar in Berlin oder Nur-Notar in Brandenburg gar nicht stellen.

Man muss halt damit rechnen, JWD zu landen. Dafür sind die Kosten niedrig und man macht das, worauf man Bock hat.

Re: Notariat Berlin/Brandenburg

Verfasst: Montag 30. November 2020, 11:08
von Strich
Sachsen-Anhalt sucht händeringend Notare. Stendal ist ja von Berlin pendelbar.

Re: Notariat Berlin/Brandenburg

Verfasst: Montag 30. November 2020, 11:19
von Blaumann
Was sucht ihr eigentlich nicht händeringend? :D

Da wir gerade beim Thema Vor- und Nachteile waren:

Wie ist es eigentlich bei den Notarassessoren mit Rechtsstellung und Vergütung?

Auf der Seite der brandenburger Notarkammer steht nur kryptisch etwas von "öffentlich-rechtlichem Dienstverhältnis", Bezüge werden dem Gnadenbrot eines sächsischen R1-Richters "angeglichen".

Beamte auf Widerruf = keine Sozialversicherungspflicht?

Re: Notariat Berlin/Brandenburg

Verfasst: Montag 30. November 2020, 12:19
von batman
Das kryptische entspricht § 7 Abs. 4 BNotO.

Re: Notariat Berlin/Brandenburg

Verfasst: Montag 30. November 2020, 13:53
von La Calunnia
@Blaumann: Keine Ahnung woraus du liest, dass ich keine Lust auf das Anwaltsleben habe. Was mich eher abturnen würde, wäre es als angestellter Anwalt zu arbeiten. Da mag es zwar auch gute Arbeitgeber geben, aber aus meinem Bekanntenkreis höre ich wesentlich mehr Schlechtes. Und ich finde es super demotivierend, am wirtschaftlichen Erfolg des eigenen Arbeitsprodukts nicht beteiligt zu sein /marx

Stendal hatte ich gar nicht auf dem Schirm, aber da ist natürlich auch das Problem, dass man da erstmal hinkommen muss.

Klar der Bedarf ist der entscheidende Faktor, ob man überhaupt eine Chance hat, da hinzukommen. Aber dennoch muss ja unter mehreren Bewerbern eine Entscheidung getroffen werden. Zählen da die Examensnoten, die "Dienstjahre" oder die Mitgliedschaft im richtigen Golfclub? Wird eine Tombola veranstaltet oder wie kann man sich das vorstellen? Und wie sieht das in der Ausbildung aus? Kommt man da auch zwingend zu einem "Bedarfsort"? Wird für einen bestimmten Ausbildungsort ausgeschrieben? Wird man irgendwelchen Random Ausbildungsnotaren zeugeteilgt? Werde da leider überhaupt nicht schlau.

Das Notariat in Brandenburg wäre aber wesentlich attraktiver, wenn ich wenigstens wüsste, dass ich einen gewissen Einfluss auf die Standortwahl habe. Denke mit 25+ Punkten aus beiden Examen, hätte ich dann auch nicht die schlechtesten Chancen einen der begehrteren Standorte zu kriegen.

Re: Notariat Berlin/Brandenburg

Verfasst: Montag 30. November 2020, 14:17
von Tibor
Du könntest - ganz schnöde - die Notarkammer fragen. Und so wie es im Justizministerialblatt des Landes die AV gibt, findet man dort in aller Regelmäßigkeit auch Ausschreibungen für Notarstellen bzw. im Nachgang entsprechende Besetzungsmitteilungen. Hier kann man - wenn man eine groß angelegte Datensammlung vornehmen will - gut schauen, wo erst "jüngst" besetzt wurde und wo sich wohl bald alterstechnisch neue Chancen ergeben.

Re: Notariat Berlin/Brandenburg

Verfasst: Montag 30. November 2020, 15:19
von Blaumann
La Calunnia hat geschrieben: Montag 30. November 2020, 13:53 @Blaumann: Keine Ahnung woraus du liest, dass ich keine Lust auf das Anwaltsleben habe. Was mich eher abturnen würde, wäre es als angestellter Anwalt zu arbeiten.
Womit 99% der auch nur halbwegs lukrativen Optionen für den Berufsstart als Anwalt flachfallen. Was soll also die Wortklauberei?
Und ich finde es super demotivierend, am wirtschaftlichen Erfolg des eigenen Arbeitsprodukts nicht beteiligt zu sein /marx
Tja, das Leben ist hart. :alright

Re: Notariat Berlin/Brandenburg

Verfasst: Montag 30. November 2020, 15:30
von Blaumann
batman hat geschrieben: Montag 30. November 2020, 12:19 Das kryptische entspricht § 7 Abs. 4 BNotO.
In der Tat. Da sich dem Gesetz nur der Verweis auf die Richterbesoldung entnehmen lässt, aber kein Verweis auf die Versorgung oder sonstiges Beamtenrecht, gehe ich stark von Sozialversicherungspflicht aus.

Naja, Lehrjahre sind eben keine Herrenjahre. :D

Re: Notariat Berlin/Brandenburg

Verfasst: Montag 30. November 2020, 15:56
von La Calunnia
Blaumann hat geschrieben: Montag 30. November 2020, 15:19
La Calunnia hat geschrieben: Montag 30. November 2020, 13:53 @Blaumann: Keine Ahnung woraus du liest, dass ich keine Lust auf das Anwaltsleben habe. Was mich eher abturnen würde, wäre es als angestellter Anwalt zu arbeiten.
Womit 99% der auch nur halbwegs lukrativen Optionen für den Berufsstart als Anwalt flachfallen. Was soll also die Wortklauberei?
Selbst nach deiner Argumentation bleiben ja dann noch 1% :)

(bitte jetzt nicht komplett den Thread derailen :( )

Re: Notariat Berlin/Brandenburg

Verfasst: Montag 30. November 2020, 15:59
von OJ1988
La Calunnia hat geschrieben: Montag 30. November 2020, 13:53 @Blaumann: Keine Ahnung woraus du liest, dass ich keine Lust auf das Anwaltsleben habe. Was mich eher abturnen würde, wäre es als angestellter Anwalt zu arbeiten. Da mag es zwar auch gute Arbeitgeber geben, aber aus meinem Bekanntenkreis höre ich wesentlich mehr Schlechtes. Und ich finde es super demotivierend, am wirtschaftlichen Erfolg des eigenen Arbeitsprodukts nicht beteiligt zu sein /marx

Stendal hatte ich gar nicht auf dem Schirm, aber da ist natürlich auch das Problem, dass man da erstmal hinkommen muss.

Klar der Bedarf ist der entscheidende Faktor, ob man überhaupt eine Chance hat, da hinzukommen. Aber dennoch muss ja unter mehreren Bewerbern eine Entscheidung getroffen werden. Zählen da die Examensnoten, die "Dienstjahre" oder die Mitgliedschaft im richtigen Golfclub? Wird eine Tombola veranstaltet oder wie kann man sich das vorstellen? Und wie sieht das in der Ausbildung aus? Kommt man da auch zwingend zu einem "Bedarfsort"? Wird für einen bestimmten Ausbildungsort ausgeschrieben? Wird man irgendwelchen Random Ausbildungsnotaren zeugeteilgt? Werde da leider überhaupt nicht schlau.

Das Notariat in Brandenburg wäre aber wesentlich attraktiver, wenn ich wenigstens wüsste, dass ich einen gewissen Einfluss auf die Standortwahl habe. Denke mit 25+ Punkten aus beiden Examen, hätte ich dann auch nicht die schlechtesten Chancen einen der begehrteren Standorte zu kriegen.
Das Amt des Notars ist ein öffentliches Amt, die Auswahl unter mehreren geeigneten (d.h. im Bereich von Kammern des Nurnotariates: solchen Bewerbern, die mindestens 3 Jahre Notarassessor waren) Bewerbern erfolgt nach dem Prinzip der Bestenauslese.

Selbst als Notarassessor mit 25 Punkten aus beiden Examen (im Übrigen eine Leistung, die unter Notarassessoren so selten nun auch wieder nicht ist) hast du aber keine Sicherheit, eine begehrte Stelle zu bekommen, da a) diese Stelle ggf. in den nächsten 20 Jahren schlicht nicht frei wird (wie alt die Amtsträger sind, kann man ohne weiteres ergoogeln) bzw. b) selbst bei Freiwerden der Stelle sich auf diese bereits ernannte Notare bewerben werden, die in weniger attraktiven Landämter sitzen und diese Bewerbungen in aller Regel vorgezogen werden (da längere Erfahrung = idR höhere Eignung).

Kurz: Von dem Gedanken, man könne mehr oder weniger steuern, wo man im Bereich des Nurnotariates einmal seinen Amtssitz haben wird, solltest du dich verabschieden. Das geht so nur in Hamburg und dafür reichen deine Noten ehrlicherweise nicht.

Re: Notariat Berlin/Brandenburg

Verfasst: Montag 30. November 2020, 19:24
von Blaumann
La Calunnia hat geschrieben: Montag 30. November 2020, 15:56 Selbst nach deiner Argumentation bleiben ja dann noch 1% :)
Ja, wenn Vati zufällig eine Wirtschaftskanzlei führt und dich direkt zum Sozius macht (sehr zur Freude der geknechteten angestellten Anwälte, die seit Jahren für die Partnerschaft buckeln). Oder Du dank ausgezeichneter Socialising-Fähigkeiten und kluger Wahl der Sportarten bereits ein krasses Netzwerk hast, deinen supergeilen Businessplan ohne Hürden umsetzt und nur noch die Batzen zählen musst. Wirkt jetzt aber eher nicht so, um ehrlich zu sein. ;)
(bitte jetzt nicht komplett den Thread derailen :( )
O:)
OJ1988 hat geschrieben: Montag 30. November 2020, 15:59 b) selbst bei Freiwerden der Stelle sich auf diese bereits ernannte Notare bewerben werden, die in weniger attraktiven Landämter sitzen und diese Bewerbungen in aller Regel vorgezogen werden (da längere Erfahrung = idR höhere Eignung).
§ 6 Abs. 3 Satz 1 und 2 BNotO bietet ja einen bunten Strauß an Abwägungskriterien. Vermutlich lassen sich die Notarkammern da auch nicht in die Karten schauen und machen keine konkreten Angaben, wie die einzelnen Faktoren für die fachliche Eignung gewichtet werden, oder?