Dissertation: Die leidigen Fragen nach der Zitierweise - diesmal: Jahreszahlen in der Fußnote
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Dissertation: Die leidigen Fragen nach der Zitierweise - diesmal: Jahreszahlen in der Fußnote
Als ich mit meiner Diss angefangen habe, habe ich versucht, die Fußnoten von der eingebauten automatisierten Quellenverwaltungsfunktion von Word setzen zu lassen. Die verwendete einen amerikanischen Zitierstil, bei dem die Jahreszahl einer Quelle mit in der Fußnote angegeben wird. Beispiel: Ein Werk sei "Mustermann, Max. Der Bereicherungsausgleich im Dreipersonenverhältnis in der schematisierten Betrachtung des BGH. Cuxhaven: Soundso-Verlag 2010." und dementsprechend in der Bibliographie eingetragen. Dann würde es in der Fußnote mit Jahreszahl angegeben, und dem würde die Seitenzahl folgen; der Autorenname wäre, diesem Rat folgend, kursiv. Seite 42 dieses Werks wäre dann also in der Fußnote "Mustermann, 2010, 42" (die Kursivsetzung führe ich manuell durch).
Aus diversen technischen Gründen bin ich nunmehr von der automatisierten Quellenverwaltung von Word nicht mehr so begeistert wie früher und bin daher auf manuelle Erstellung der Zitate umgestiegen. Die Angabe der Jahreszahl in der Fußnote finde ich aber ganz charmant: Sie bietet eine sehr knappe und griffige eindeutige Identifizierung des Werks bei Autoren mit mehreren Einträgen in der Bibliographie; und der Leser erkennt sofort, wie alt eine bestimmte Meinung ist (da sich die Diss im Völkerrecht abspielt, sind doch einige sehr alte Quellen dabei), was auch Vorteile hat. Trotzdem scheint das eine in der deutschen Rechtswissenschaft nicht sehr gängige Praxis zu sein, die vor allem in amerikanischen Werken verwendet wird. Außerdem könnte es zu Verwechslungen führen, ob eine in der Fußnote angegebene Zahl eine Jahres- oder eine Seitenangabe ist.
Vorbehaltlich des üblichen Rats, das mit dem Doktorvater abzusprechen: Wie hoch schätzt ihr die Wahrscheinlichkeit ein, damit negativ aufzufallen?
Aus diversen technischen Gründen bin ich nunmehr von der automatisierten Quellenverwaltung von Word nicht mehr so begeistert wie früher und bin daher auf manuelle Erstellung der Zitate umgestiegen. Die Angabe der Jahreszahl in der Fußnote finde ich aber ganz charmant: Sie bietet eine sehr knappe und griffige eindeutige Identifizierung des Werks bei Autoren mit mehreren Einträgen in der Bibliographie; und der Leser erkennt sofort, wie alt eine bestimmte Meinung ist (da sich die Diss im Völkerrecht abspielt, sind doch einige sehr alte Quellen dabei), was auch Vorteile hat. Trotzdem scheint das eine in der deutschen Rechtswissenschaft nicht sehr gängige Praxis zu sein, die vor allem in amerikanischen Werken verwendet wird. Außerdem könnte es zu Verwechslungen führen, ob eine in der Fußnote angegebene Zahl eine Jahres- oder eine Seitenangabe ist.
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Re: Dissertation: Die leidigen Fragen nach der Zitierweise - diesmal: Jahreszahlen in der Fußnote
Juristen zitieren so nicht.
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Re: Dissertation: Die leidigen Fragen nach der Zitierweise - diesmal: Jahreszahlen in der Fußnote
Ich bin bei meiner Diss damals auch in mehrfacher Hinsicht von den üblichen juristischen Zitierweisen in Deutschland abgewichen und habe das auf einer Zwischenseite vor dem Inhaltsverzeichnis erläutert. Ich habe dabei u.a. auch die Jahreszahl in den Fußnoten genannt - das hat m.E. eindeutig eine sachliche Berechtigung, weil man gewisse Rechtsauffassungen anders einordnet, wenn man weiß, dass sie vor/nach bestimmten rechtlichen Paradigmenwechseln geäußert wurden (etwa Gesetzesänderungen, Meilensteine in der Rspr., etc.)
Ich hatte das damals nicht im Vorfeld mit meiner Doktormutter abgestimmt. Weil es keine "zwingende" Zitierweise gibt, sind Abweichungen von den üblichen Gepflogenheiten m.E. auch über die Wissenschafts-/Forschungsfreiheit gedeckt. Bei mir hat sich keiner dran gestört. Wenn sich einer daran gestört hätte, hätte ich es ehrlich gesagt auch nicht zum Druck geändert - mir lag sehr an der Leserfreundlichkeit der Arbeit.
Ich hatte das damals nicht im Vorfeld mit meiner Doktormutter abgestimmt. Weil es keine "zwingende" Zitierweise gibt, sind Abweichungen von den üblichen Gepflogenheiten m.E. auch über die Wissenschafts-/Forschungsfreiheit gedeckt. Bei mir hat sich keiner dran gestört. Wenn sich einer daran gestört hätte, hätte ich es ehrlich gesagt auch nicht zum Druck geändert - mir lag sehr an der Leserfreundlichkeit der Arbeit.
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Re: Dissertation: Die leidigen Fragen nach der Zitierweise - diesmal: Jahreszahlen in der Fußnote
Nutzt man dafür nicht sinnvollerweise spezielle Software zur Verwaltung der Quellen (Citavi, Endnote, ...), die mit Word kompatibel ist und dann das Literaturverzeichnis und die Fundstellen exakt so ausgibt, wie man das haben möchte, d.h. konfigurierbar? Von Hand erscheint mir ... umständlich.
Es ist keine (eingeführte) juristische Zitierweise. Natürlich ist regelmäßig nicht vorgeschrieben - es sei denn bspw. durch den Verlag o.ä. -, wie man zitiert, es empfiehlt sich aber doch, die im jeweiligen Fach eingeführte Zitierweise (und Gliederung!) zu nutzen.Schnitte hat geschrieben: ↑Freitag 1. Juni 2018, 12:50Die Angabe der Jahreszahl in der Fußnote finde ich aber ganz charmant: Sie bietet eine sehr knappe und griffige eindeutige Identifizierung des Werks bei Autoren mit mehreren Einträgen in der Bibliographie; und der Leser erkennt sofort, wie alt eine bestimmte Meinung ist (da sich die Diss im Völkerrecht abspielt, sind doch einige sehr alte Quellen dabei), was auch Vorteile hat. Trotzdem scheint das eine in der deutschen Rechtswissenschaft nicht sehr gängige Praxis zu sein, die vor allem in amerikanischen Werken verwendet wird.
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Re: Dissertation: Die leidigen Fragen nach der Zitierweise - diesmal: Jahreszahlen in der Fußnote
Was spricht denn dagegen, vor der Jahreszahl noch den Werktitel zu nennen (ggfs. abgekürzt) und bei Monographien der Seitenzahl noch ein S. voranzustellen? Das ist zwar länger, entspräche aber noch einer üblichen Zitierweise.
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Re: Dissertation: Die leidigen Fragen nach der Zitierweise - diesmal: Jahreszahlen in der Fußnote
Die ganzen Fußnotenverwaltungsprogramme erforden aber auch einiges an Einarbeitungszeit, da man üblicherweise Kommentare anders zitiert als Monographien, Festschriften anders als Sammelbände, manche Zeitschriften anders als andere (AcP, RabelsZ) etc... Von daher habe ich für mich entschieden darauf zu verzichten und es bis jetzt noch nicht wirklich bereut. Allerdings kenne ich, dank Mac, nur Endnote, vielleicht ist Citavi da komfortabler.
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Re: Dissertation: Die leidigen Fragen nach der Zitierweise - diesmal: Jahreszahlen in der Fußnote
Fußnotenverwaltung macht eigentlich nur Sinn, wenn man einzelne Werke mehrfach zitiert, oder? Ich hab es damals auch manuell gemacht, einfach weil es ab und an schnell gehen musste, denn wenn man im Gedanken war, dann hab ich nur schnell die Fundstelle abgekürzt in die Fn aufgenommen, bspw als „Schmidt NJW 03, 1567, 1569“. Hätte ich dann erst noch den Titel abpinseln, in einem Programm noch einen „Datensatz“ anlegen und 10x klicken müssen, hätte ich sicherlich den ein oder anderen Gedanken verloren.
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Re: Dissertation: Die leidigen Fragen nach der Zitierweise - diesmal: Jahreszahlen in der Fußnote
Ich hab mich auch mit zitierprogrammen auseinandergesetzt aber ich werde es wohl auch manuell machen. Ich glaube es war auch so dass die Einspeisung in endnote nicht immer einwandfrei funktionierte, so jedenfalls die kursleiterin vor Jahren in Heidelberg.
Ich halte aber Fußnoten und Literaturverzeichnis von Beginn an immer kongruent, das ist mir wichtig, um am ende nicht in arbeit zu versinken und mich zu verheddern. Wenn mal was schnell gehen muss wird so ne Fußnote eben rot angemalt und dann wie bei tibor.
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Re: Dissertation: Die leidigen Fragen nach der Zitierweise - diesmal: Jahreszahlen in der Fußnote
Danke für den Input. Werde mir doch die Mühe machen, das manuell umzustellen (was, nachdem ich nunmehr damit angefangen habe, weniger Arbeit ist als zunächst befürchtet). Ich finde den Zitierstil mit den Jahreszahlen zwar sehr elegant, aber man will ja keine Front der methodischen Angreifbarkeit eröffnen. Zumal ich wegen der Verwendung der dezimalen statt alphanumerischen Gliederung ohnehin schon in einer weiteren Hinsicht von den gängigen Usancen abweiche (woran ich aber festhalten möchte und auch mit dem Doktorvater abgesprochen habe - die alphanumerische ist m.E. der dezimalen in jeder Hinsicht unterlegen).
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Re: Dissertation: Die leidigen Fragen nach der Zitierweise - diesmal: Jahreszahlen in der Fußnote
Ich habe Citavi genutzt, um die gesamte Literatur gesammelt zu bündeln und mir daraus ein Literaturverzeichnis erstellen zu lassen (das aber nochmal händisch überarbeitet werden musste). Alles andere habe ich in der Diss selbst gemacht.
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Re: Dissertation: Die leidigen Fragen nach der Zitierweise - diesmal: Jahreszahlen in der Fußnote
Jein. Die dezimale hat den Vorteil, dass man immer direkt sieht, wo man steht - sie hat den Nachteil der Unübersichtlichkeit (und des Platzbedarfs). "1." oder "d)" ist platzsparender und für mein Auge auch besser zu erkennen als "2.3.1.2.4". Dem Nachteil, dass man nicht weiß, zu welchen höheren Gliederungsebenen das "d)" gehört, kann man durch lebende Kolumnentitel begegnen.
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Re: Dissertation: Die leidigen Fragen nach der Zitierweise - diesmal: Jahreszahlen in der Fußnote
Spätestens bei 2.3.10.1 wird es doof, also wenn ein Gliederungspunkt in mehr als 9 Unterpunkte gegliedert wird.
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Re: Dissertation: Die leidigen Fragen nach der Zitierweise - diesmal: Jahreszahlen in der Fußnote
Weswegen ich es mir auch zur Regel gesetzt habe, nicht mehr als etwa 6-7 Punkte auf einer Ebene zu verwenden; werden es mehr, dann wird eine neue Ebene eingezogen und entsprechend unterteilt.
Der Hauptvorteil für die dezimale Gliederung ist m.E., dass Querverweise innerhalb der Arbeit deutlich einfacher sind. Auf "Abschnitt 4.3.3.2" zu verweisen, ist halt eleganter als auf "Abschnitt D III 3 b)", oder wie man das sonst tun müsste.
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Re: Dissertation: Die leidigen Fragen nach der Zitierweise - diesmal: Jahreszahlen in der Fußnote
Für den Leser ist es am angenehmsten, auf konkrete Seitenzahlen zu verweisen.Schnitte hat geschrieben: ↑Mittwoch 6. Juni 2018, 09:22Weswegen ich es mir auch zur Regel gesetzt habe, nicht mehr als etwa 6-7 Punkte auf einer Ebene zu verwenden; werden es mehr, dann wird eine neue Ebene eingezogen und entsprechend unterteilt.
Der Hauptvorteil für die dezimale Gliederung ist m.E., dass Querverweise innerhalb der Arbeit deutlich einfacher sind. Auf "Abschnitt 4.3.3.2" zu verweisen, ist halt eleganter als auf "Abschnitt D III 3 b)", oder wie man das sonst tun müsste.