Gehalt Jurist im Unternehmen

[JuraMädl93]

Hallo liebe Mitjuristen,

Ich bin seit Ende November nun endlich Volljuristin und gerade dabei an meinen Bewerbungen zu basteln. Mehrheitlich bewerbe ich mich bislang v.a. auf Stellen als Volljurist im Unternehmen bzw. Syndikusanwalt, mehrheitlich im arbeitsrechtlichen Bereich (teilweise aber auch für allg. Rechtsabteilungen).
Ich tu mir allerdings schwer damit, eine Gehaltsvorstellung anzugeben. Zum einen da Unternehmen bekanntermaßen oft weniger Zahlen als Kanzleien, zum anderen wegen meiner eher durchschnittlichen Examensnoten. Hier mal die wichtigsten Eckdaten zu mir:

1. Stex: 6,5 (staatl Teil: 5,6)
2. Stex: 7,4
+ LL.M. im englischsprachigen Ausland.

Was meint ihr könnte man damit verlangen? Bin mir auch unsicher, ob ich den LL.M. in meinen Gehaltsvorstellungen berücksichtigen sollte, oder ob ich da wegen meiner eher durchschnittlichen Noten lieber von absehen sollte etwas mehr zu fordern.
Der Ort, in dem ich mich bewerbe, ist München.

Ich freu mich auf eure Meinungen. Vielen Dank euch allen schonmal!

[Effi]

Kommt auf die Größe des Unternehmens an.

[JuraMädl93]

Aktuell wäre es bei einem großen Dienstleistungsunternehmen im Bereich Arbeitsrecht. Weltweit 50.000 Mitarbeiter in 120 Länder, in Deutschland selbst ca. 1600. Ich weiß allerdings nicht wie viele davon am Standort München beschäftigt sind.

Ich hab dort nächste Woche ein Vorstellungsgespräch und es wäre ganz gut, wenn ich auch meine Gehaltsvorstellungen bennen könnte Hatte so an 60.000€ gedacht, bin mir aber nicht sicher ob das zu hoch oder zu niedrig gegriffen ist.

[TedRemptation]

Aktuell wäre es bei einem großen Dienstleistungsunternehmen im Bereich Arbeitsrecht. Weltweit 50.000 Mitarbeiter in 120 Länder, in Deutschland selbst ca. 1600. Ich weiß allerdings nicht wie viele davon am Standort München beschäftigt sind.

Ich hab dort nächste Woche ein Vorstellungsgespräch und es wäre ganz gut, wenn ich auch meine Gehaltsvorstellungen bennen könnte Hatte so an 60.000€ gedacht, bin mir aber nicht sicher ob das zu hoch oder zu niedrig gegriffen ist.

Bei der Größe und München würde ich persönlich eher mit 70 ansetzen.

[stilzchenrumpel]

Bei der Größe ist ggfs. ohnehin das Einstiegsgehalt fix. 70.000 Euro scheint mir zu hoch gegriffen, aber man sollte ohnehin lieber eine Bandbreite angeben ... 60.000 bis 70.000 Euro vll?

[Tibor]

... in Deutschland selbst ca. 1600. ...

Dann dürfte ggf eine Tarifbindung für die Stelle vorliegen. Würde ich mal prüfen und mir die TV anschauen.

[Blaumann]

Was meint ihr könnte man damit verlangen?

Von wem?

Du zäumst das Pferd komplett von hinten auf. Die meisten Unternehmen haben (ebenso wie Anwaltskanzleien) ziemlich klare Vorstellungen, wieviel sie ihren Juristen zahlen können/wollen. Das heißt, die Tarife sind (zumindest nach oben) nur bedingt verhandelbar. Der Doppelprädikatler, der beim Mittelständler anheuert, bekommt also im Regelfall nicht sehr viel mehr raus als der Jurist mit 2 Befriedigend. Er hat möglicherweise eine etwas bessere Position bei Gehaltsverhandlungen und kann vielleicht die Schmerzgrenze des Gegenübers etwas nach oben verschieben, aber das ist stark vom Einzelfall abhängig.

Der wesentliche Unterschied ist, dass der Doppelprädikatler sehr viel höher zielen kann und sich deswegen im Regelfall auf lukrativere Stellen bewerben wird. Deswegen more Punkte = more Money = more problems.

Den Münchener Markt kenne ich nicht. Eine Kollegin ist mit vergleichbaren Noten allerdings ohne LLM oder Doktor bei einem DAX-Konzern in Sachsen untergekommen. Sie hatte allerdings einschlägige Berufserfahrung in einem momentan stark nachgefragten Rechtsgebiet. Wieviel sie da konkret verdient, weiß ich nicht. Es wird aber nicht schlecht sein. Eine andere Kollegin hat mit schlechteren Noten bei einem regionalen Energieversorger in Brandenburg angeheuert, Bezahlung orientiert sich an TV-L 13.

Mit einem soliden Befriedigend im 2. und einem englischsprachigen LLM stehst Du auf dem derzeitigen Bewerbermarkt nicht schlecht da. Ich würde mich an deiner Stelle primär bei kleineren Konzernen und bei größeren Mittelständlern bewerben und schauen, was passiert. Wenn Du Branche und ungefähre Größe mitteilst, können dir die regional versierten Mitdiskutanten vielleicht auch konkrete Zahlen nennen.

Edit: Sehe, letzteres ist schon passiert.

Edit 2: Bei einem internationalen Konzern würde ich den LLM und die damit nachgewiesenen Englisch-Kenntnisse übrigens stark herausstreichen und auch entsprechend einpreisen.

[JuraMädl93]

Vielen Dank euch allen schonmal für eure Einschätzung. Dann werde ich mich mal lieber etwas oberhalb der 60.000€ orientieren und evtl wirklich eine Bandbreite angeben.

Einstiegsgehalt ist leider nicht fix, und es existiert auch kein TV. Das wird auf einschlägigen Arbeitgeberbewertungsportalen immer wieder erwähnt, dass die Bezahlung im Unternehmen bei gleicher Position zum Teil sehr unterschiedlich ausfällt, je nachdem wie gut oder schlecht derjenige sein Gehalt verhandelt hat.

LL.M. und Englischkenntnisse wollt ich auch auf jeden Fall im Gespräch nochmal herausstreichen

Branche ist übrigens Versicherungswesen.

[Nik0316]

Versicherungen zahlen nach eigener Nahbereichsempire nicht besonders gut.

[Boris Die Klinge]

Versicherungen zahlen nach eigener Nahbereichsempire nicht besonders gut.

Das lässt sich so pauschal nicht sagen. Es kommt u.a. darauf an, in welcher Funktion man tätig wird (ggf. Tarifbindung sowie jeweils unternehmensbezogene betriebliche Übung bei der Eingruppierung), ggf. ob einschlägige Berufserfahrung vorhanden ist und ob es sich um Einstiegs- oder Endgehalt handelt.
Als Vorstandsassistent/-in z.B. sind durchaus Einstiegsgehälter ab 70.000 € p.a. aufwärts denkbar. Bei entsprechender Performance ist eine Entwicklung als Führungskraft (bis F1-Ebene) deutlich über 100.000 € p.a. möglich (Höhe unternehmensabhängig) und wahrscheinlich.
Im innertariflichen Bereich sind Gehälter bis ca. 72.000 € p.a. möglich (Grundgehalt Tarifgruppe 8 mtl.: 5.039 €/5.180 € ab 04/2020 zzgl. div. Sonderzahlungen). In diversen Arbeitsbereichen sind Entwicklungen in die außertarifliche Vergütung ohne Führungsverantwortung möglich, dann Jahresgehälter bis 82.000 € und darüber hinaus erreichbar (Wochenarbeitszeit: 38h).

Als wie gut oder schlecht diese Vergütung zu bezeichnen ist, hängt m.E. von der Erwartungshaltung eines Bewerbers ab.

[JuraMädl93]

Ich wollt nur mal ein kurzes Update geben: Gespräch lief sehr entspannt und freundlich. Als Gehaltsvorstellung hab ich ca. 65.000€ Jahresgehalt genannt. Das wurde auch einfach so vermerkt, mit dem Kommentar, dass man intern schauen wird ob sich das machen lässt. Verhandelt wurde da gar nix an der Gehaltsvorstellung, was ich fast ein wenig irritierend fand

[JuraMädl93]

Ich wollte nochmal ein letztes Update geben: ich hab den Job jetzt im Endeffekt mit einem Jahresgehalt von 60.000€ angeboten bekommen.