Liebes Forum,
ich bin recht zufrieden mit meinen Noten im 2. StEx und könnte damit wahrscheinlich Notar hier in Bayern werden.
Über die Vor-/Nachteile, auch gegenüber dem Großkanzlei Anwalt (auch für mich konkrete Alternative) würde ja schon öfter hier im Forum geschrieben.
Was mich vor allem umtreibt ist aber der Faktor Soziales im und mit dem Job, vielleicht kann mir jemand aus Erfahrung hierzu helfen:
1. Die Kanzlei würde ich mir auch nach dem Team dort aussuchen. Mir hat es in der Wahlstation viel Spaß gemacht, zusammen mit den anderen Refs zu arbeiten, mittags zum Essen zu gehen, ab und an einen Espresso zu holen und einfach die Gemeinschaft im Büro zu leben.
Sind Notare Einzelkämpfer? Hat man ein Teamgefühl mit seinen Mitarbeitern oder klare Aufgabentrennung? Oder kommt ein Teamgefühl mit den Mandanten (RA, Steuerberater) auf?
2. Hat ein Notar "Projekte" die er mit anderen zusammen abschließt? Gibt es Vorgänge, an denen man mit klarem Ziel über eine ganze Weile hinarbeitet (z.b. Nachfolgeplanung oder Umstrukturierung etc.)? Oder ist die Notararbeit zu 90% kurzfristig zu erledigende Arbeit? Ist man in solchen Projekten arbeitsteilig unterwegs?
3. Betrifft v.a. die Anwärterzeit: wie regeln die Assessoren das mit Partner/Familie? Meines Wissens sind die kurzen Ausbildungsabschnitte teils nur mit Umzug machbar. Doppelte Haushaltsführung? Pendeln zur Familie am Wochenende? Kinder nach hinten aufschieben?
4. Ist man während der Anwärterzeit irgendwo "Zuhause"? Ich stelle mir die soziale Anbindung vor Ort bei den kurzen Abschnitten gar nicht so einfach vor. Vor allem wenn der Lebensmittelpunkt auch noch wo anders liegt...
Vielen lieben Dank schonmal wenn hier jemand was zu erzählen hat (auch gern per PN wenn gewünscht)!
P.s.: Die Fragen klingen beim Durchlesen nach einer sehr skeptischen Einstellung zum Notarberuf, das meine ich gar nicht. Ich möchte mir bloß ein klares Bild machen, worauf ich mich ggfs. einlasse!
Notar(Assessor) Bayern - Soziales?
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Re: Notar(Assessor) Bayern - Soziales?
zu 1.: Du suchst dir deine Kanzlei und dein Team nicht aus, sondern übernimmst eine frei gewordene Stelle. Welche das ist, hängt mehr oder weniger vom Zufall ab. Eine freie Stelle abzulehnen, ist nur sehr begrenzt möglich und kann in letzter Konsequenz zur Entlassung aus dem Anwärterdienst führen. Übrigens liegt die "Erststelle" in Bayern fast immer (und dann für die nächsten 5 Jahre) in einer eher ländlichen Gegend. Das sollte man schlicht wissen und sich fragen, ob man (und der Partner) hierzu bereit ist.cjur hat geschrieben: ↑Sonntag 10. April 2022, 17:54 Liebes Forum,
ich bin recht zufrieden mit meinen Noten im 2. StEx und könnte damit wahrscheinlich Notar hier in Bayern werden.
Über die Vor-/Nachteile, auch gegenüber dem Großkanzlei Anwalt (auch für mich konkrete Alternative) würde ja schon öfter hier im Forum geschrieben.
Was mich vor allem umtreibt ist aber der Faktor Soziales im und mit dem Job, vielleicht kann mir jemand aus Erfahrung hierzu helfen:
1. Die Kanzlei würde ich mir auch nach dem Team dort aussuchen. Mir hat es in der Wahlstation viel Spaß gemacht, zusammen mit den anderen Refs zu arbeiten, mittags zum Essen zu gehen, ab und an einen Espresso zu holen und einfach die Gemeinschaft im Büro zu leben.
Sind Notare Einzelkämpfer? Hat man ein Teamgefühl mit seinen Mitarbeitern oder klare Aufgabentrennung? Oder kommt ein Teamgefühl mit den Mandanten (RA, Steuerberater) auf?
2. Hat ein Notar "Projekte" die er mit anderen zusammen abschließt? Gibt es Vorgänge, an denen man mit klarem Ziel über eine ganze Weile hinarbeitet (z.b. Nachfolgeplanung oder Umstrukturierung etc.)? Oder ist die Notararbeit zu 90% kurzfristig zu erledigende Arbeit? Ist man in solchen Projekten arbeitsteilig unterwegs?
3. Betrifft v.a. die Anwärterzeit: wie regeln die Assessoren das mit Partner/Familie? Meines Wissens sind die kurzen Ausbildungsabschnitte teils nur mit Umzug machbar. Doppelte Haushaltsführung? Pendeln zur Familie am Wochenende? Kinder nach hinten aufschieben?
4. Ist man während der Anwärterzeit irgendwo "Zuhause"? Ich stelle mir die soziale Anbindung vor Ort bei den kurzen Abschnitten gar nicht so einfach vor. Vor allem wenn der Lebensmittelpunkt auch noch wo anders liegt...
Vielen lieben Dank schonmal wenn hier jemand was zu erzählen hat (auch gern per PN wenn gewünscht)!
P.s.: Die Fragen klingen beim Durchlesen nach einer sehr skeptischen Einstellung zum Notarberuf, das meine ich gar nicht. Ich möchte mir bloß ein klares Bild machen, worauf ich mich ggfs. einlasse!
Ob es sich bei der freien Stelle dann um eine solche handelt, die in Sozietät geführt wird --> s.o. In Bayern darf es übrigens max. 2er-Sozietäten geben (größere Büros gibt es bundesweit nur in Hamburg). Das Teamgefühl kommt mit den Mitarbeitern auf, eher nicht mit RAen und StB (mit denen man nur anlassbezogen Kontakt hat).
zu 2.: Notare erledigen Ihre Projekte zu 99% in Eigenverantwortung und allein, ohne dass ein zweiter Notar eingeschaltet wäre (Ausnahme können mal bestehen in großen Bauträgerprojekten, bei denen ein einzelner Notar schlichtweg keine 400 Abverkaufsverträge binnen weniger Monate einzeln verlesen kann). Die meisten Vorgänge sind Sachen, die schnell vorbereitet und erledigt sind (weil es sich um Standardvorgänge handelt). Restrukturierungen sind meistens anwaltlich oder durch den Steuerberater (gedanklich) vorbereitet, gleiches gilt für größere Transaktionen. Große Sachen, bei denen der Notar "im Lead" ist, betreffen vor allem große Immo-Projekte (Ankauf Bauland, Aufteilung nach WEG, Abverkauf durch Bauträgerverträge usw.).
zu 3.: In Bayern wirst du im Anwärterdienst umziehen müssen, ggf. auch 3-4x. Soweit ich es mitbekomme, ziehen die Partner entweder mit oder es läuft auf eine Wochenendbeziehung hinaus. Kinder bekommen schon einige.
zu 4.: Wenn man möchte, ja, z.B. indem man sich eine Wohnung in München nimmt und bei allen Stationen eine Zweitwohnung vor Ort. Dann ist man am Wochenende in München zuhause. Finanziell ist das mit dem Assessorengehalt (grade noch) machbar. Alternativ ist man eben Wandernomade.
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Re: Notar(Assessor) Bayern - Soziales?
Vielen Dank für die Antwort!
Das hilft doch sehr, die eigenen Überlegungen noch einmal von einer externen Stimme bestätigt zu bekommen
Für mich klingt die örtliche Flexibilität gar nicht so sehr nach idealer Vereinbarkeit von Notarberuf und Familie.
Ich habe auch einmal gehört, dass ein Teilzeitnotariat gar nicht existiert, stimmt das? Wie läuft das mit Elternzeit etc.?
Ich kann mir die Situation mit eigenem Notariat als Staatsbediensteter in Eigenverwaltung nicht so recht vorstellen...
Wie ist es denn mit der unternehmerischen Flexibilität des Selbstständigen? Der Beurkundungszwang ist mir bekannt, aber könnte ich als Notar z.B. frei (etwa mehr als 6Wochen/Jahr) Urlaub nehmen? Oder braucht es dann immer eine Vertretung etc.? Wie ist das mit meinen Geschäfts-/ Öffnungszeiten, gibt es da Vorgaben?
Das ist gar nicht so einfach hier Infos zu finden, wenn jemand etwas berichten kann wäre ich deswegen echt dankbar!
Lg
Das hilft doch sehr, die eigenen Überlegungen noch einmal von einer externen Stimme bestätigt zu bekommen
Für mich klingt die örtliche Flexibilität gar nicht so sehr nach idealer Vereinbarkeit von Notarberuf und Familie.
Ich habe auch einmal gehört, dass ein Teilzeitnotariat gar nicht existiert, stimmt das? Wie läuft das mit Elternzeit etc.?
Ich kann mir die Situation mit eigenem Notariat als Staatsbediensteter in Eigenverwaltung nicht so recht vorstellen...
Wie ist es denn mit der unternehmerischen Flexibilität des Selbstständigen? Der Beurkundungszwang ist mir bekannt, aber könnte ich als Notar z.B. frei (etwa mehr als 6Wochen/Jahr) Urlaub nehmen? Oder braucht es dann immer eine Vertretung etc.? Wie ist das mit meinen Geschäfts-/ Öffnungszeiten, gibt es da Vorgaben?
Das ist gar nicht so einfach hier Infos zu finden, wenn jemand etwas berichten kann wäre ich deswegen echt dankbar!
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Re: Notar(Assessor) Bayern - Soziales?
Es gibt je nach Land schon Möglichkeiten, offiziell in Teilzeit zu gehen. Ob das für Bayern geht, ist mir allerdings nicht bekannt.
Ein Notar kann natürlich Urlaub machen, muss sich für diese Zeit aber einen Vertreter suchen (das Amt darf nicht "brach" liegen). Das kann der Sozius, ein Notarassessor (wenn die Kammer einen abstellt) oder ein angestellter Jurist sein (dort, wo das berufsrechtlich erlaubt ist, auch dies ist je nach Kammer verschieden). 6 Wochen Urlaub macht man aber eher nicht - kann zu viel schief gehen und dann ist man nicht da, außerdem geht die Sichtbarkeit für die Mandanten verloren.
Zum Thema Öffnungszeiten: Zu den normalen Geschäftszeiten hat man der rechtssuchenden Bevölkerung zur Verfügung zu stehen. Praktisch kann man das durch Terminvergabe natürlich unterlaufen, ohne dass dies groß auffiele. Machen aber nicht viele, da man schon eher dienstleistungsorientiert arbeitet.
Ein Notar kann natürlich Urlaub machen, muss sich für diese Zeit aber einen Vertreter suchen (das Amt darf nicht "brach" liegen). Das kann der Sozius, ein Notarassessor (wenn die Kammer einen abstellt) oder ein angestellter Jurist sein (dort, wo das berufsrechtlich erlaubt ist, auch dies ist je nach Kammer verschieden). 6 Wochen Urlaub macht man aber eher nicht - kann zu viel schief gehen und dann ist man nicht da, außerdem geht die Sichtbarkeit für die Mandanten verloren.
Zum Thema Öffnungszeiten: Zu den normalen Geschäftszeiten hat man der rechtssuchenden Bevölkerung zur Verfügung zu stehen. Praktisch kann man das durch Terminvergabe natürlich unterlaufen, ohne dass dies groß auffiele. Machen aber nicht viele, da man schon eher dienstleistungsorientiert arbeitet.
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Re: Notar(Assessor) Bayern - Soziales?
Vielen Dank nochmals @OJ1988 !!