Im Unternehmen als Syndikusanwalt: Vor- und Nachteile?

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Carlos84
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Im Unternehmen als Syndikusanwalt: Vor- und Nachteile?

Beitrag von Carlos84 »

Hallo Zusammen,

mich würde aufgrund eines ggf. anstehenden Wechsels (wir sind gerade in den letzten Gesprächen) in ein junges Start-Up interessieren, ob es Nachteile im Hinblick auf die alltägliche Arbeit hat, wenn man sich nicht als Syndikusanwalt zulässt? Soweit ich das verstehe, ist dies ja nur ein "Kann" sofern die Voraussetzungen des § 46 BRAO vorliegen, aber es besteht mWn keine Pflicht, sich im Unternehmen als Syndikus zulassen zu müssen.

Mein persönlicher Hintergrund: ich halte weder von der DRV noch vom Versorgungswerk viel und mir ist es ehrlich gesagt egal, da ich angemessen privat vorsorge. Von daher ist der Punkt "du bist dann im Versorgungswerk, was attraktiver ist" für mich wirklich unbedeutend (auch wenn das einige jetzt vllt. nicht nachvollziehen können). Das Start-Up hat bislang keinerlei jur. Erfahrungen (ich baue quasi die Rechtsabteilung erstmal auf) und von daher müsste die ganze Syndikus-Thematik auch von mir angestoßen werden. Da ich außer dem Versorgungswerk und ggf. "Reputation" beim Gesprächspartner (wobei der auch erstmal wissen müsste, ob ich Syndikus bin oder nicht) keine sonstigen Vorteile sehe, wollte ich einmal in die Runde fragen, ob ich etwas übersehe. :-k

Für die alltägliche Arbeit (Vertragsprüfungen, -erstellungen, Stellungnahmen etc - also Abdeckung der ganzen Bandbreite an aufkommenden rechtlichen Fragestellungen ggf. unter Hinzuziehung von ext. Anwälten) ist das es doch egal, ob ich "nur" Unternehmensjurist oder sogar Syndikusanwalt bin, oder? Sollten einmal gerichtliche Rechtstreitigkeiten aufkommen, dann würde die Vertretung sowieso durch externe Anwälte erfolgen.

Übersehe ich irgendetwas, was zwingend für das eine oder andere spricht? Für Rückmeldungen wäre ich sehr dankbar. :)
gola20
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Re: Im Unternehmen als Syndikusanwalt: Vor- und Nachteile?

Beitrag von gola20 »

Es kommt doch entscheidend drauf an, wie du vorher versichert warst.
Carlos84
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Re: Im Unternehmen als Syndikusanwalt: Vor- und Nachteile?

Beitrag von Carlos84 »

Danke für deine Antwort. Warum ist das entscheidend?
In meinen Berufsjahren war ich sowohl schon in der gesetzlichen Rentenversicherung versichert, als auch (aber nur für recht kurze Zeit) im Versorgungswerk als ich als Anwalt bei einer Kanzlei tätig war. Zu 3/4 der Zeit meiner beruflichen Laufbahn hab ich bisher in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt.
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Tikka
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Re: Im Unternehmen als Syndikusanwalt: Vor- und Nachteile?

Beitrag von Tikka »

Also um es kurz zu machen:
Wahrscheinlich "brauchst" Du die Syndikuszulassung für deine Arbeit nicht. Ich hatte und habe Kollegen im Unternehmen, die, aus verschiedenen Gründen, auf die Syndikuszulassung verzichtet haben. Hat ihrer Arbeit keinen Abbruch getan.

Deine Begründung habe ich allerdings nicht so recht verstanden. Du musst ja weder von der DRV Bund noch vom Versorgungswerk viel halten, aber du musst dich halt bei einem versichern.
Und da erscheint mir in der Absicherung zumindest in der Rückschau der letzten 60 Jahre durchs Versorgungswerk auskömmlicher (nicht nur was die eigentliche Altersrente angeht) als die bei der DRV. Was nicht heißt, dass nicht beide Probleme haben und sich die Versorgungsstabilität sich natürlich entsprechend ändern kann.
Entsprechend spricht einiges dafür, den einmaligen Aufwand für die Zulassung auf sich zu nehmen und die jährlichen Kosten von ca. 400 EUR (Kammerbeitrag und beA). Aber einen beruflichen Vorteil hat man dadurch nicht wirklich.
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Re: Im Unternehmen als Syndikusanwalt: Vor- und Nachteile?

Beitrag von Carlos84 »

Ok, danke für deine Antwort.

Ja, ich wäre ja sowieso gesetzlich pflichtversichert in der DRV, wenn ich die Thematik mit der Syndikuszulassung nicht anspreche, denn von selbst wird das Start-Up hierzu überhaupt nichts wissen. Aber gut, dass du es ansprichst: beA und Kammerbeitrag könnte dann auch wieder mehr Diskussion geben - Geld ist bei Start-Ups ja immerhin knapp, aber selbst zahlen würde ich jetzt ehrlich gesagt nicht einsehen, denn dafür ist es mir halt einfach nicht wichtig und das beA fand ich schon als Anwalt wirklich naja...sagen wir so: ich bin froh, wenn ich das nicht mehr habe. ;-)

Insgesamt sieht meine private Planung vor, dass ich in Zukunft (wir reden hier aber von +/- 10 Jahre) dauerhaft ins Ausland ziehen werde (ich habe 2 Staatsbürgerschaften und mein Vater und dessen Familie lebt dort nach wie vor; bin also auch dort verwurzelt und habe da viele Kontakte). Ich würde dort dann weiterarbeiten, wenn mein Vater sich zur Ruhe setzt...das ist dann aber ein juristisch fremder Bereich.
Von daher muss ich ganz ehrlich sagen: die wenigen Euro, sei es DRV oder Versorgungswerk, machen den Kohl dann später für mich wirklich nicht fett, weil ich sowieso nicht mehr bis zum Renteneintrittsalter dort einzahlen werde. Ich habe schon frühzeitig geguckt, privat für das Alter vorzusorgen, um später zum (Über)leben nicht auf die Rente angewiesen zu sein und bisher sieht das auch ganz gut aus.
Carlos84
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Re: Im Unternehmen als Syndikusanwalt: Vor- und Nachteile?

Beitrag von Carlos84 »

Tikka hat geschrieben: Donnerstag 7. April 2022, 14:19 Aber einen beruflichen Vorteil hat man dadurch nicht wirklich.
Das ist für mich der entscheidendste Punkt. Danke. :)
christian!
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Re: Im Unternehmen als Syndikusanwalt: Vor- und Nachteile?

Beitrag von christian! »

Vielleicht kann hier jemand noch etwas zur Reichweite des Zeugnisverweigerungsrechts als Syndikusanwalt schreiben. Das könnte ggf. auch noch ein interessanter Aspekt sein
Mündliche Prüfungen sind die Prüfungen, bei denen die Prüfungsfragen mündlich zu beantworten sind (§ 4 Nr. 31 Universitäts-Studiengesetz, Österrreich)
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