Im 11. Semester das Examen schreiben

Allgemeine Fragen zum Jurastudium (Anforderungen, Ablauf etc.)

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Robbery
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Im 11. Semester das Examen schreiben

Beitrag von Robbery »

Hallo zusammen,

nach längerem Überlegen möchte ich die Möglichkeit nutzen, mich kurz mit euch auszutauschen. Ich befinde mich aktuell in der Examensvorbereitung (10. FS), mit der ich im 7. FS angefangen habe. Allerdings sind die ersten beiden Semester (7. und 8.) total schlecht gelaufen. Aufgrund einer Krankheit konnte ich keinen guten Lernrythmus finden und habe auch keine guten Probeklausuren geschrieben. Einen guten Rythmus habe ich erst im 9. Semester (also ein Jahr später) gefunden und seitdem auch aufrechterhalten. Ursprünglich war geplant, im 10. Semester (diesen September) das Examen zu schreiben.

Allerdings merke ich seit 3 Monaten, dass das sehr knapp werden wird mit einem Jahr Vorbereitung. In einem Monat ist Deadline für die Anmeldung und ich bin mir total unschlüssig, ob ich mich anmelden soll. Das ganze Klausurenschreiben in dem Jahr (meistens 2 pro Woche) hat mir mittlerweile ein sicheres Gefühl gegeben, aber ich weiß auch, dass ich vereinzelt noch Lücken habe. Dabei handelt es sich meistens auch um Standardsachen, die sitzen müssen (wenn das in Klausuren abgefragt worden ist habe ich meistens mit Mühe bestanden). Jedoch wird mir die Zeit fehlen, diese bis zum September zu lernen bzw. zu wiederholen.

Nun zu meiner Frage: Wäre es sinnvoll, bewusst mit Lücken das Examen zu schreiben? Oder nochmal ein halbes Jahr lernen und dann aber erst im 11. Semester schreiben? Mein Problem damit ist, dass die meisten Bekannten spätestens nach 10 Semestern geschrieben haben und ich mich gewissermaßen selbst sehr unter Druck setze, doch auch im 10. Semester zu schreiben. Aber ich wüsste, dass das hoch gepokert ist. Meine Lücken sind im Deliktsrecht (sonstige Rechte und Schadensrecht) und aus dem Öff.Recht Europarecht und Staatshaftung. Habt ihr Erfahrungen damit gemacht, nach dem Repititorium nochmal ein halbes Jahr selbst zu lernen und zu wiederholen? Ich bin wirklich um jeden Tipp/Hinweis oder Erfahrungsbericht dankbar und um eine Einschätzung, ob es "verwerflich" ist, das Examen erst im 11. Semester zu schreiben.

Und noch eine kurze Frage zum Freischuss: Durch die Corona-Semester werden in BW 3 Semester nicht auf den Freischuss angerechnet. Das würde bedeuten, dass der Freischuss auch im 11. Semester noch möglich ist? Habe letzte Woche nämlich von einem gehört, der meinte, dass dieser nur bis zum 10. Semester möglich ist.

Danke für eure Antworten.
jona7317
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Re: Im 11. Semester das Examen schreiben

Beitrag von jona7317 »

Was den Freischuss angeht kann ich nicht mit 100%iger für BW sprechen, in NRW wurde das aber so gehandhabt. Ich habe durch vorherige Freisemester wegen Moot Court + Auslandsaufenthalt und dann die Coronasemester am Ende des 11. Fachsemesters noch den Freischuss + Abschichtung bekommen.

Was die Studiendauer angeht würd ich das locker sehn. Heutzutage ist sowas relativ egal, ein Dozent hat uns mal gesagt, dass keiner auch nur nachfragt solang man unter 10 Jahren ist und die Notenanforderung erfüllt.
Deine Lücken klingen aber sehr überschaubar, Staatshaftungsrecht + Europarecht und Teile des Deliktsrechts kann man eigentlich in jeweils einer Woche durchackern und dann hat mans. Ich hatte in meiner Vorbereitung in der letzten Hälfte des Reps auch ein ganzes Semester, in dem ich effektiv nichts gemacht hab.
Aus dem Loch bin ich erst rausgekommen als ich mich einfach für Zivilrecht angemeldet hab und damit ne Deadline hatte. Klingt bei dir zwar so, als wärst du ohnehin gut im Rythmus. Aber ich würde trotzdem nicht unterschätzen wieviel zusätzliche Motivation der feststehende Termin gibt, du wirst dann nochmal deutlich mehr schaffen.
Glaube, die sehr überschaubaren Lücken wirst du auch deshalb locker schließen können.

Wenn das wirklich alles ist, was dir noch fehlt und die Klausuren anständig laufen würd ich dir dringend raten, dich einfach anzumelden.
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Strich
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Re: Im 11. Semester das Examen schreiben

Beitrag von Strich »

Ich kann die Probleme des TE nachvollziehen, halte sie aber heutzutage für unbegründet. Niemand fragt dich, obs 10 oder 11 Semster waren. Man ist froh um jeden qualifizierten Juristen.
Ich habe nach dem Rep noch ein halbes Jahr drangehangen, habe aber auch mit den Freunden von damals zusammen geschrieben und hätte nicht aus der Gruppe rausgewollt. Das musst du also entscheiden.
Stehe zu deinen Überzeugungen soweit und solange Logik oder Erfahrung dich nicht widerlegen. Denk daran: Wenn der Kaiser nackt aussieht ist der Kaiser auch nackt ... .
- Daria -

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Ingerenz
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Re: Im 11. Semester das Examen schreiben

Beitrag von Ingerenz »

Wie laufen denn die Probeklausuren meist so? Hast du begründete Sorgen ums Bestehen? Nur dann würde ich in Betracht ziehen, das Examen später zu schreiben. Ich selbst hatte noch weitaus größere Lücken als du und habe den Freischuss gemacht als ich erst mit etwas mehr als zwei Dritteln meines Lernplans durch war. Am Ende lief es dann trotzdem zufriedenstellend und ich habe keinen Verbesserungsversuch geschrieben. Die paar von dir genannte Sachen kannst du doch außerdem bis September noch durcharbeiten. Ich würde mich von dem Gedanken verabschieden, alles perfekt gelernt und wiederholt zu haben bis zum Examen. Wichtig sind die Grundlagen und Klausurtaktik, du wirst nicht scheitern weil du ein Einzelproblem im Delikts- oder Staatshaftungsrechts nicht kennst. Wenn es nicht läuft kannst du ja immer noch im 11. nochmal schreiben?

Ob es irgendwie im Lebenslauf blöd aussieht würde ich mir aber auf jeden Fall keine Gedanken machen, vielleicht nach 15 Semestern aber auch das ist eigentlich egal, in erster Linie zählt die Note und nichts anderes.
Robbery
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Re: Im 11. Semester das Examen schreiben

Beitrag von Robbery »

Vielen Dank für die Antworten. Sie haben mir schon sehr geholfen.

Noch kurz zur Klarstellung: Ich bin mit dem Repititorium erst im August fertig. Die ganzen Randgebiete, die jetzt noch kommen, habe ich im Grundstudium alle gelernt (mit Ausnahme Arbeitsrecht). Wenn diese in den Probeklausuren drankamen, hatte ich zumindest immer einen passenden Aufbau, auch wenn die Probleme meistens fehlten. Deswegen denke ich, dass die Lücken hierzu nicht groß sind.

Und zu den Probeklausuren: Diese sind mittlerweile akzeptabel (7, 8 Punkte), wenn Tehmen drankommen, bei denen ich die Grundlagen beherrsche. Wenn ich die Grundlagen allerdings nicht beherrsche, dann sind es bisher immer 5, 6 Punkte gewesen. Deswegen meine Sorge mit den Lücken.
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Re: Im 11. Semester das Examen schreiben

Beitrag von Ingerenz »

Wenn du jetzt schon regelmäßig 7-8 Punkte hast, hast du auf jeden Fall die Chance im September ein Examen zu schreiben, mit dem dir alle Türen von Justiz und Großkanzlei offenstehen. Natürlich könnte es durch ein halbes Jahr zusätzliche Vorbereitung noch besser werden, wenn aber auch mehr Zeit nicht automatisch eine bessere Note bedeutet. Die Entscheidung hängt natürlich auch von deinem eigenen Anspruch ab. Aber ob du im 10., 11. oder 14. Semester dein Examen schreibst, nichts davon ist "verwerflich".

Ein weiterer Punkt zu berücksichtigen ist, dass du auch ein zweites Examen schreiben musst, das am Ende eher wichtiger sein wird als das erste. Das würde ich bei der Einteilung deiner Energie berücksichtigen. Falls du etwa vor hast, ohne Pause nach dem ersten Examen ins Ref zu gehen, ist ein halbes Jahr zusätzliche Zeit mit Lernen zu verbringen vielleicht auch nicht ganz ohne. Das ist natürlich auch ganz individuell.
jona7317
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Re: Im 11. Semester das Examen schreiben

Beitrag von jona7317 »

Robbery hat geschrieben: Mittwoch 7. Juni 2023, 10:40 Vielen Dank für die Antworten. Sie haben mir schon sehr geholfen.

Noch kurz zur Klarstellung: Ich bin mit dem Repititorium erst im August fertig. Die ganzen Randgebiete, die jetzt noch kommen, habe ich im Grundstudium alle gelernt (mit Ausnahme Arbeitsrecht). Wenn diese in den Probeklausuren drankamen, hatte ich zumindest immer einen passenden Aufbau, auch wenn die Probleme meistens fehlten. Deswegen denke ich, dass die Lücken hierzu nicht groß sind.

Und zu den Probeklausuren: Diese sind mittlerweile akzeptabel (7, 8 Punkte), wenn Tehmen drankommen, bei denen ich die Grundlagen beherrsche. Wenn ich die Grundlagen allerdings nicht beherrsche, dann sind es bisher immer 5, 6 Punkte gewesen. Deswegen meine Sorge mit den Lücken.
Das ist total normal. Ich hab über meine Klausuren damals Tabellen geführt und selbst Wochen vor dem Examen waren noch 5er oder 6er dabei.
Wenn deine Baseline bei 6+ liegt und selbst deine Ausrutscher nach unten noch im Bestehensbereich sind ist im Examen nach oben alles drin.
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