Manches muss einfach gemeldet werden

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Strich
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Strich »

Ich danke auch für die gute Zeit! Hatte nie das Gefühl, dass Moderatorenrechte nicht zum Wohle der Diskussionskultur hier eingesetzt wurden. Die Geduld von Tibor stach dabei besonders heraus ^^
Stehe zu deinen Überzeugungen soweit und solange Logik oder Erfahrung dich nicht widerlegen. Denk daran: Wenn der Kaiser nackt aussieht ist der Kaiser auch nackt ... .
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Schnitte
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Schnitte »

Jetzt melde ich mich auch nochmal kurz zu Wort. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere hier an mich, ich war in den letzten ~15-20 Jahren (Gott, ich werde alt) immer wieder mal on-and-off im Forum unterwegs, beginnend als Student. Bin letztmals ca. 2018 ausgeschieden, habe aber in letzter Zeit aus Nostalgie heraus und um den juristischen Stil in Deutschland zu spüren (bin derzeit andernorts unterwegs) gelegentlich passiv mitgelesen. Sehe ich das jetzt richtig, dass das JW-Forum sich selbst als dem Untergang geweiht ansieht? Wäre sehr schade; es ist irgendwie doch Teil meiner Biografie. Und natürlich gab es nirgendwo bessere und hartnäckigere Debatten zum Dauerbrennerthema „Richter vs GK“.
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Theopa
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Theopa »

Zum Thema Foren:

Ich beobachte diesen Trend schon seit längerem im Gaming-Bereich, wo dieser relativ einfach zu erklären ist. Man findet die Informationen heute ganz einfach über Google bzw. dort verlinkte andere Medien. Wer in den frühen 2000er Jahren wissen wollte, wie er seinen Charakter in einem RPG optimal spielt durfte und musste sich für viele Fragen selbst in die Foren bemühen, da es einfach viel weniger und schlechter zu findenden Content gab. Dann kamen langsam immer mehr vorgefertigte Guides auf, was den Traffic deutlich reduzierte, dazu kamen Youtube und Streams. Addiert man die gesteigerte Google-Kompetenz ist es kein Wunder, dass man nicht mehr stunden- und tagelang auf Antworten in Foren wartet, wenn die Antwort in 30 Sekunden zu finden ist. Auch die sonstige Kommunikation hat sich verlagert, gerade die Laber-Foren wurden durch Teamspeak, Discord, WhatsApp-Gruppen oder Ingame-Funktionen ersetzt.

Ist das bei Jura ebenso? Ich denke teilweise. Es ist wirklich erstaunlich, wie viele Fragen man heute mit etwas Google-Erfahrung bereits direkt beantworten bzw. vorbereiten im Sinne von "Ich kenne den Weg, jetzt noch 1-2 seriöse Quellen zur Bestätigung" kann. Da zudem inzwischen fast jeder vom Studium bis zum Beruf wenigstens Zugang zu einer ordentlichen juristischen Datenbank hat fällt auch die Situation "Kurze Frage, will dafür nicht in die Bib" immer öfter komplett weg.

Die Foren helfen insoweit durch die Archivierung beantworteter Fragen - die Google findet, wenn die Frage halbwegs vernünftig artikuliert wurde - unvermeidbar dabei ihr eigenes Grab zu vertiefen, da sich die Fragen erfahrungsgemäß zu gefühlt 90% alle paar Monate oder Jahre wiederholen und eine Antwort zu einer Frage im Strafrecht AT von 2011 mit hoher Wahrscheinlichkeit auch heute noch so zutreffen wird.
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Schnitte
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Schnitte »

Theopa hat geschrieben: Dienstag 6. Juni 2023, 18:06 Zum Thema Foren:

Ich beobachte diesen Trend schon seit längerem im Gaming-Bereich, wo dieser relativ einfach zu erklären ist. Man findet die Informationen heute ganz einfach über Google bzw. dort verlinkte andere Medien. Wer in den frühen 2000er Jahren wissen wollte, wie er seinen Charakter in einem RPG optimal spielt durfte und musste sich für viele Fragen selbst in die Foren bemühen, da es einfach viel weniger und schlechter zu findenden Content gab. Dann kamen langsam immer mehr vorgefertigte Guides auf, was den Traffic deutlich reduzierte, dazu kamen Youtube und Streams. Addiert man die gesteigerte Google-Kompetenz ist es kein Wunder, dass man nicht mehr stunden- und tagelang auf Antworten in Foren wartet, wenn die Antwort in 30 Sekunden zu finden ist. Auch die sonstige Kommunikation hat sich verlagert, gerade die Laber-Foren wurden durch Teamspeak, Discord, WhatsApp-Gruppen oder Ingame-Funktionen ersetzt.

Ist das bei Jura ebenso? Ich denke teilweise. Es ist wirklich erstaunlich, wie viele Fragen man heute mit etwas Google-Erfahrung bereits direkt beantworten bzw. vorbereiten im Sinne von "Ich kenne den Weg, jetzt noch 1-2 seriöse Quellen zur Bestätigung" kann. Da zudem inzwischen fast jeder vom Studium bis zum Beruf wenigstens Zugang zu einer ordentlichen juristischen Datenbank hat fällt auch die Situation "Kurze Frage, will dafür nicht in die Bib" immer öfter komplett weg.

Die Foren helfen insoweit durch die Archivierung beantworteter Fragen - die Google findet, wenn die Frage halbwegs vernünftig artikuliert wurde - unvermeidbar dabei ihr eigenes Grab zu vertiefen, da sich die Fragen erfahrungsgemäß zu gefühlt 90% alle paar Monate oder Jahre wiederholen und eine Antwort zu einer Frage im Strafrecht AT von 2011 mit hoher Wahrscheinlichkeit auch heute noch so zutreffen wird.
Ich bin hobbymäßig ein wenig im Bereich Programmieren/Coding unterwegs, und da gibt es als Frage-und-Antwort-Forum die Community StackOverflow. Die ist stark frequentiert und blüht wie eh und je - meistens sind, wenn man nach einer Programmierfrage googelt, die besten Hits Links zu alten Threads dort. Aber es stimmt schon, alles in allem ist man für die kurze Frage heute weniger auf Foren angewiesen als in den Zweitausendern, als vermutlich die Mehrheit der hier Postenden ihre online-Sozialisierung erfuhr.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Dike »

Mia hat geschrieben: Montag 5. Juni 2023, 14:10 Danke für alles, Tibor.
+ 1
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Strich
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Strich »

Ey Zippo, ich wollte gerade auf deinen Thread antworten.
Stehe zu deinen Überzeugungen soweit und solange Logik oder Erfahrung dich nicht widerlegen. Denk daran: Wenn der Kaiser nackt aussieht ist der Kaiser auch nackt ... .
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Julia »

Melde: Das hiesige LJPA hat echt so seine eigenen Vorstellungen von einem angemessenen Umfang von Klausuren. Strafrecht ist ja immer sportlich, aber heute war nicht mehr feierlich.
Erstmal Tatgeschehen feststellen, mit Problemen u. A. weil Durchsuchung in der Behörde, Tagebuch, Beichtgeheimnis und mehrere formelle Fehler in Anordnungsbeschluss. Dann materiell Verwahrungsbruch und alles was dazu gehört (Behordenleiter hat ne Akte der Sachbearbeiterin versteckt um nem Fußballer zu helfen). Dann materiell Tankkartenmissbrauch. Dann was man alles bei letzterem einziehen kann. Dann welche Form der Anklageerhebung und mögliche Beschränkungen. Dann Beiordnung der Verteidigerin. Dann Abschlussverfügung. Und dann noch Begleitverfügung. Völlig irre.
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Seeker »

Strafrechtliche Rennfahrerklausuren haben leider noch nie Spaß gemacht. Ich habe mich immer gefragt, was die Prüfungsämter dazu motiviert.

Vielleicht denken sie sogar, sie tun den Prüflingen einen Gefallen: Lieber eine Klausur mit vielen machbaren Problemen, sodass jeder irgendetwas schaffen kann und eine vernünftige Notendifferenzierung möglich ist. Wohingegen bei besonders schwierigen Konstellationen ein erheblicher Anteil der Kandidaten überhaupt nichts Brauchbares zu Papier bringt.

Oder es soll einfach auf den Arbeitsalltag als Staatsanwalt vorbereiten...
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Zippocat
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Zippocat »

Strich hat geschrieben: Freitag 9. Juni 2023, 11:35 Ey Zippo, ich wollte gerade auf deinen Thread antworten.
Ja, die Frage hat sich bei weiterem Nachdenken etwas anders dargestellt. Der Antrag war maschinenschriftlich ("einfache" Signatur iSd § 32a StPO) vom RA gezeichnet und per beA aus seinem persönlichen Postfach eingegangen. Das würde ja sogar zur formgültigen Einlegung der Revision nach § 32d StPO taugen. Allerdings hat eben die Büroangestellte vor seiner einfachen Signatur handschriftlich mit "iA" und ihrer eigenhändigen Unterschrift gezeichnet. Sehr spitzfindig übernimmt sie damit wohl die inhaltliche Verantwortung, weswegen Verfasser des Schriftsatzes und Inhaber des beA auseinanderfallen. Bei einer Revision hätte ich vermutlich "unzulässig eingelegt" gesagt, aber für die AE war es mir jetzt egal. Ich hab aber den Kollegen aus der "bundesweit führenden Strafrechtskanzlei" auf meine Bedenken hingewiesen ;)
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Joshua »

Julia hat geschrieben: Freitag 9. Juni 2023, 16:01 Melde: Das hiesige LJPA hat echt so seine eigenen Vorstellungen von einem angemessenen Umfang von Klausuren. Strafrecht ist ja immer sportlich, aber heute war nicht mehr feierlich.
Erstmal Tatgeschehen feststellen, mit Problemen u. A. weil Durchsuchung in der Behörde, Tagebuch, Beichtgeheimnis und mehrere formelle Fehler in Anordnungsbeschluss. Dann materiell Verwahrungsbruch und alles was dazu gehört (Behordenleiter hat ne Akte der Sachbearbeiterin versteckt um nem Fußballer zu helfen). Dann materiell Tankkartenmissbrauch. Dann was man alles bei letzterem einziehen kann. Dann welche Form der Anklageerhebung und mögliche Beschränkungen. Dann Beiordnung der Verteidigerin. Dann Abschlussverfügung. Und dann noch Begleitverfügung. Völlig irre.
Das ist so gewollt. Ein Mitarbeiter des Prüfungsamtes sagte mal, gerade die Strafrechtsklausuren seien als Stresstests konzipiert, weniger als juristische Fähigkeitsprüfungen. Ich sage meinen Referendaren daher auch immer, dass man das Mindset vollkommen ändern muss ggü. den Klausuren im 1.

„In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt.“
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Julia »

Joa, ach, heute war auch wieder lang, bisschen Revision, bisschen 308 (Geldautomat gesprengt), bisschen Verfolgungsjagd (315d) und versuchter Mord (durch eine Straßensperre gerast, Polizistin in der Lücke stehend). War viel, aber gut machbar.
Und Probeexamen hat mir gezeigt, dass man auch bei Schwächen gut raushauen kann. Mich ärgern nur zwei Fehler am Freitag, die ich im Normalfall nie machen würde, mir aber einfach durchgerutscht sind (Nachteilszufügungsabsicht bei 274 vergessen - und vorher noch bei 263 begründet, dass die OWi-Forderungen nicht erfasst sind...). Sowas ärgert mich halt.

Aber egal, jetzt nur noch öffentliches Recht, dann isses geschafft. Besonders schön: Ich schreibe in einem eigenen Raum, da wg Nachteilsausgleich mit Schreibmaschine (ja, willkommen im 21. Jahrhundert!) - unten gibt's eine Klimaanlage, und ich hatte 28,1 Grad im Raum. Für morgen haben sie mir versprochen, auch bei mir die Klimaanlage an zu machen. Ich bin gespannt...
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Mia »

Julia hat geschrieben: Montag 12. Juni 2023, 16:14 da wg Nachteilsausgleich mit Schreibmaschine (ja, willkommen im 21. Jahrhundert!)
Wenigstens eine elektrische oder eine von 1920, für die man noch richtig Kraft für die Tasten braucht? ;) Hast du das vorher geübt?
Julia
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Julia »

Wenigstens eine elektrische, auch wenn sie trotzdem älter ist als ich 😄
Ich habe vorher ein bisschen geübt, ja. Ist ja nicht so, als würde das LJPA einem eine Schreibmaschine stellen, die muss man selbst mitbringen. Zum Glück gibt's ebay Kleinanzeigen!
Iriss
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Iriss »

……echt spannnend und interessant.
Bitte weiter.
Julia
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Re: Manches muss einfach gemeldet werden

Beitrag von Julia »

Heute war wieder ok, Polizeirecht: 80 jähriger hat einen Wohnungsverweis bekommen, weil er angeblich seine Ex geschubst habe. Geschehensablauf unklar, aber ist halt ex ante.

Bin gut durchgekommen. Habe die FFK aber tatsächlich als unzulässig abgewiesen, weil der Ursprungsbescheid von der Ortspolizeibehörde kam, Widerspruchsbescheid vom LRA, er hat Aber die Gemeinde verklagt, nicht das Land. Begründetheit komplett im Hilfsgutachten. Vielleicht habe ich irgendwas übersehen, aber Auslegung dahingehend, dass das Rubrum berichtigt werden könnte, geht ja auch nicht, wenn du dann jemand ganz anderes in die Beklagtenposition zu bringen. Wer weiß 🤷🏼‍♀️
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