Promotion - aber wann?

Alles rund um die Promotion zum Dr. iur. und den LL.M.

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Rechtkommt
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Promotion - aber wann?

Beitrag von Rechtkommt »

Liebe alle,

ich habe eine Frage, die hier schon des Öfteren besprochen wurde - jedoch abgewandelt um eine Zusatzfrage!

Mein Anliegen ist das Folgende: Ich möchte unbedingt promovieren und bin mir auch recht sicher, dafür ein geeigneter Kandidat zu sein. Ich habe starke Prüfungsangst und mein erstes Staatsexamen hat darunter sehr gelitten. Meine schriftlichen Noten waren erheblich schlechter als beispielsweise meine Noten in der mündlichen Prüfung (meine Prüfungsangst zeigt sich in Klausuren, in mündlichen Prüfungen/Präsentationen etc. habe ich keine Angst) und so blieb ich im staatlichen Teil im unteren befriedigend, habe mich durch einen guten Schwerpunktbereich (Seminararbeiten liegen mir sehr und ich habe diverse gute Noten bekommen) auf 8,x gezogen. Jetzt ist es so: Ich habe mir diverse PromO angeschaut und denke, ich könnte über meine Noten in den Seminararbeiten eine gute Chance haben, einen Promotionsplatz zu bekommen. Jedoch würde ich lieber erst nach dem 2. Staatsexamen promovieren, u.a. um dann unbeschwert starten zu können, ohne doch irgendwie das 2. Stex im Hinterkopf zu haben. Jedoch habe ich Angst, mir durch meine Prüfungsangst das zweite Stex zu verhauen und dann eine mögliche Chance, zu promovieren, zu verspielen, weil vielleicht die 8,x im ersten Examen und gute Noten in Seminararbeiten "überschattet" würden von einem mglw. nicht so guten 2. Stex.

Habt ihr Gedanken dazu?

Ich danke Euch schonmal sehr!
OJ1988
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Re: Promotion - aber wann?

Beitrag von OJ1988 »

Statt dir von einem Problem (Prüfungsangst) die Lebensführung diktieren zu lassen, solltest du das Problem selbst angehen.
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scndbesthand
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Re: Promotion - aber wann?

Beitrag von scndbesthand »

Es scheint mir eine Gefühlssache zu sein, die für Dich die Überlegungen dominiert - schnell das Unangenehme hinter sich bringen, damit man die Promotion „unbeschwert“ angehen kann. Dabei hat die Prüfungsangst in Klausuren rein gar nichts mit dem Promotionszeitpunkt zu tun: die Angst im 2. StEc wird nicht deswegen plötzlich weg sein, weil Du promoviert hast und die Promotion wird auch nicht deswegen schöner, weil Du keine Prüfungsangst vor Klausuren mehr haben musst. Erstmal muss die Prämisse gar nicht stimmen, es gibt ja noch diverse sinnvolle Dinge mit Klausuren, die man nach dem StEx noch machen kann. Beim Schreiben der Arbeit werden zudem völlig andere Dinge wichtig sein, und der Gedanke, etwas erledigt zu haben vor dem Du Angst hat, wird kein großer Motivator sein, die Jahre durchzustehen die es vermutlich brauchen wird.

Daher würde ich die Themen Prüfungsangst und Promotion voneinander entkoppeln und beides getrennt einer Lösung zuführen. Am Besten zügig, denn zwei Jahre Referendariat belastet von übermäßiger Angst vor den Klausuren zu verleben ist ja auch nicht schön.
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Julia
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Re: Promotion - aber wann?

Beitrag von Julia »

Noch ein weiterer Aspekt: Zwar erfüllst du die Voraussetzungen für einen Dispens nach den meisten Promotionsordnungen, das heißt ja aber noch nicht, dass du tatsächlich auch promovieren kannst. Soll heißen: Hast du denn schon eine*n Betreuer*in für eine eventuelle Diss an der Hand?
Das ist gar nicht abwertend gemeint, aber die meisten Professor*innen, die ich so kenne, würden jemanden mit einem niedrigen Befriedigend im Staatsteil gar nicht als Doktorand angenommen - erst recht, wenn sie die Person gar nicht kennen und zB aus Hiwi-Tätigkeiten wissen, dass da Potential ist.
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Re: Promotion - aber wann?

Beitrag von Grundlagencrack »

Julia hat geschrieben: Samstag 2. September 2023, 07:50 Noch ein weiterer Aspekt: Zwar erfüllst du die Voraussetzungen für einen Dispens nach den meisten Promotionsordnungen, das heißt ja aber noch nicht, dass du tatsächlich auch promovieren kannst. Soll heißen: Hast du denn schon eine*n Betreuer*in für eine eventuelle Diss an der Hand?
Das ist gar nicht abwertend gemeint, aber die meisten Professor*innen, die ich so kenne, würden jemanden mit einem niedrigen Befriedigend im Staatsteil gar nicht als Doktorand angenommen - erst recht, wenn sie die Person gar nicht kennen und zB aus Hiwi-Tätigkeiten wissen, dass da Potential ist.
Natürlich stimmt es, was Du schreibst, aber er/sie schreibt ja von "guten Seminarnoten" (wie gut?). Insofern würde ich es bei einem dieser Profs probieren, da stehen die Chancen wahrscheinlich am besten.
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Schnitte
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Re: Promotion - aber wann?

Beitrag von Schnitte »

Auch nach meiner Einschätzung ist das tatsächliche Finden eines Betreuers die größere Hürde als das formale Erfüllen der Anforderungen in der Promotionsordnung für einen Dispens. Allerdings sind da viele Professoren meiner Erfahrung nach weniger notenfixiert, als man so meinen sollte. Eine schwächere Note kann man da durch Motivation, einen guten persönlichen Eindruck beim anvisierten Doktorvater und ein interessantes Thema wieder ausgleichen. Und sobald man einen Betreuer überzeugt hat, hat man sowieso gewonnen: Sobald der Betreuer ja sagt, wird der Promotionsausschuss der Fakultät kaum jemals nein sagen.

Das ist jetzt aber nur ein persönlicher Eindruck; statistisch belegen kann ich das nicht.
"Das Vertragsrecht der Bundesrepublik Deutschland und die gesetzlich vorgesehenen Möglichkeiten, die Erfüllung von Verträgen zu erzwingen [...], verstoßen nicht gegen göttliches Recht."

--- Offizialat Freiburg, NJW 1994, 3375
jona7317
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Re: Promotion - aber wann?

Beitrag von jona7317 »

Das kann ich aus meinem Umfeld im Wesentlichen bestätigen. Da ging es zwar nicht um den Dispens, aber bei den meisten Bekannten war die eigentliche Herausforderung beim Finden eines Promotionsplatzes am Ende nur die, die Gunst des künftigen Betreuers zu gewinnen.

Sehr hilfreich wird es vermutlich sein, wenn du so früh wie möglich im Bewerbungsprozess persönliche Gesprächstermine vereinbarst und dir auch Gedanken um die Finanzierung deiner Promotion machst. Vor der Suche nach einem Promotionsplatz hatte ich die Befürchtung, man würde mich nicht nehmen wollen weil ich nicht neben der Promotion am Lehrstuhl arbeiten will - das exakte Gegenteil scheint aber der Fall zu sein. Die Lehrstühle können nicht jeden durchfüttern und es ist meinem Eindruck nach ein Vorteil, wenn du dich anderweitig finanzierst (woanders arbeiten, Stipendium, zinsloses Elterndarlehen).

Deine Motivationslage kann ich total gut nachvollziehen, ich sehe das gar nicht so kritisch wie die anderen hier. Die selbe Überlegung hat auch bei mir eine (Neben-)Rolle gespielt und ich finde es ist überhaupt nichts verwerfliches daran die Promotion auch als Sicherheitsnetz zu betrachten. Mit einem anständigen ersten Examen und einer einschlägigen Promotion kann man ein mäßiges zweites gut kompensieren.
Das sollte sicherlich nicht die Hauptmotivation sein aber natürlich kann man das mit einbeziehen.
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