Hallo zusammen,
ich stehe relativ kurz vor dem Examen und habe im letzten Jahr wirklich hart und viel gelernt. Neben einem - wie ich denke und mir andere aus bestätigen - umfangreichen materiellen Wissen habe ich auch ca. 45 Klausuren ausformuliert gelöst und eine Notenrange von 6-15 Punkten. Dennoch wird mein Gefühl "Jura nicht zu können" immer größer. Ich kann letztendlich immer nur das, was ich schon einmal gelesen habe, was ich auf eine Karteikarte geschrieben und gelernt habe. Sobald etwas atypisches drankommt, ist mein "Lösungsansatz" maximal "vertretbar". Oft fehlt mir auch das Gespür für die unbekannte Problematik oder für die richtige Entscheidung, um möglichst die Klausurskizze zu treffen. Ist das normal? Ich entwickle einen regelrechten Hass auf das Fach, weil ich mir - auch aus der Erfahrung eines Auslandssemester, wo ich das Gegenteil erlebt habe - denke: Warum muss das hier mit dem Gutachten so unnötig kompliziert sein?! Warum keine Multiple-Fragen-Klausuren, in denen man breiter abgefragt wird und nicht durch eine falsche Entscheidung gleich eine ganze Notenstufe abstürzt...
Geht/Ging es euch auch so? Ich zweifle trotz eines an sich gut gelungenen Studiums nun kurz vor dem 1. Examen, ob die Entscheidung für das Studium wirklich richtig war. Immer wieder denke ich, in wirklich reinen Lernfächern (Lehramtsfächer, die keine Naturwissenschaft sind, Medizin, Wirtschaft) wäre alles so viel leichter gewesen, die guten Noten eher garantiert gewesen. Jura lässt selbst den Viellerner auf den mittleren Noten verhungern.
Wird das später, im Ref und im Beruf, wieder besser?
Viel Wissen, schlechte Judiz, Motivationsloch
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Re: Viel Wissen, schlechte Judiz, Motivationsloch
Weil die gutachterliche Bearbeitung eines Sachverhalts immerhin deutlich näher an der realen juristischen Tätigkeit dran ist als die Beantwortung bloßer Wissensfragen; die Aufgabe eines Juristen ist die Beurteilung eines Sachverhalts, nicht das Reproduzieren von Wissen. Zudem sind Multiple-Choice-Fragen zur Überprüfung von Wissen und Verständnis besonders schlecht geeignet.frustrierterstudent hat geschrieben: ↑Mittwoch 3. Januar 2024, 18:12Warum muss das hier mit dem Gutachten so unnötig kompliziert sein?! Warum keine Multiple-Fragen-Klausuren, in denen man breiter abgefragt wird und nicht durch eine falsche Entscheidung gleich eine ganze Notenstufe abstürzt...
Naja, üblicherweise pflegt man sein Studienfach - und seine Tätigkeit - entweder nach Interesse oder nach monetären Erwägungen auszuwählen, nicht nach der Frage, ob "gute Noten" garantiert sind.frustrierterstudent hat geschrieben: ↑Mittwoch 3. Januar 2024, 18:12Geht/Ging es euch auch so? Ich zweifle trotz eines an sich gut gelungenen Studiums nun kurz vor dem 1. Examen, ob die Entscheidung für das Studium wirklich richtig war. Immer wieder denke ich, in wirklich reinen Lernfächern (Lehramtsfächer, die keine Naturwissenschaft sind, Medizin, Wirtschaft) wäre alles so viel leichter gewesen, die guten Noten eher garantiert gewesen.
Mag sein. Dafür genügen "mittlere Noten" (also im Bereich von 8-10 Punkten) bereits für die Spitzenränge.frustrierterstudent hat geschrieben: ↑Mittwoch 3. Januar 2024, 18:12Jura lässt selbst den Viellerner auf den mittleren Noten verhungern.
Davon abgesehen: es geht ja nicht darum, wieviel man lernt, sondern wieviel man kann, also um Verständnis, nicht um Lernen. Weder Lernen noch Wissen sind Selbstzweck, sondern dienen der Anwendung.
In dem Sinne, dass man sein Fachgebiet tatsächlich überblickt, ja; dafür "kann" man den Rest dann irgendwann nicht mehr besonders gut.frustrierterstudent hat geschrieben: ↑Mittwoch 3. Januar 2024, 18:12Wird das später, im Ref und im Beruf, wieder besser?
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Re: Viel Wissen, schlechte Judiz, Motivationsloch
Ja, es wird besser. Halte durch! Mir ging es genauso, ich hatte vor dem 1. Examen frustmäßig meinen Tiefpunkt. Erst im Referendariat hat Jura angefangen, mir richtig Spaß zu machen. Wenn du dann auch noch das 2. Examen fertig hast, dann geht es erst richtig los!
Halt durch!
LG aus Lübeck,
TK
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