Hallo zusammen,
ich stehe jetzt am Anfang meiner Diss und habe vor einem Monat eine Stelle als Wissenschaftlicher Mitarbeiter angetreten. Nach einer sehr zufriedenstellenden Examensnote war ich richtig Feuer & Flamme, den Dr. Grad auch noch zu erwerben und nicht gleich ins Ref zu gehen. Nun habe ich aber plötzlich Angst, keine gute Fragestellungen zu dem Thema, das ich mit dem Prof besprochen habe, entwickeln zu können bzw. mich in einem schlechten Thema zu verrennen. Man ist auf einmal so auf sich selbst gestellt. Bisher hat man ja alles vorgegeben bekommen: Seminararbeitsthemen, Schwerpunkthausarbeitsthema, Prüfungsgegenständeverordnung.
Ist es normal, dass man am Anfang völlig überfordert ist?
Wie lange habt ihr an der Konkretisierung des Themas gearbeitet?
P.S. Habt ihr Citavi genutzt? Lohnt es sich, damit gleich anzufangen?
Panik zu Beginn der Diss
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Re: Panik zu Beginn der Diss
Das allein sollte mWn nicht der alleinige Grund für eine Promotion sein. Bedenke, dass eine Promotion je nach eigenem Anspruch und Komplexität des Themas durchaus einiges an Arbeitsaufwand erfordern kann. mWn sollte man sich sinnvollerweise vor der Inangriffnahme eines solchen Projektes mit einem Thema auseinandersetzen, für das man mit deinen Worten "Feuer & Flamme" ist. Es sollte dir ja gerade eine Idee oder ein Problem oder ähnliches "über den Weg gelaufen" sein oder ähnliches, das du näher untersuchen möchtest, für das du eine Lösung zu finden versuchen möchtest und dazu bereit bist dich auch längere und/oder intensiver allein damit auseinanderzusetzen. Bedenke, dass eine Diss grds. zu etwas noch nicht erforschtem verfasst werden soll. Es gibt zu dem Thema Themensuche schon dutzende Themen auch hier, da wird oftmals auch darauf verwiesen, dass das teils dauern kann bis man zum einen ein Promotionsthema findet und zum anderen es passend konkret genug eingrenzt; bei Letzterem kann sicherlich der Betreuer weiterhelfen. Zur Themenfindung wird zumeist auf einschlägige Fachzeitschriften, Festschriften o.ä. verwiesen aus dem Bereich, der dich interessiert. Da werden dann ggf. mal Sachen angeschnitten o.ä., wozu es noch keine Lösungen gibt oder du erkennst ggf. selbst ein Problem. Ich spiele auch mit dem Gedanken einer Promotion nach dem Ref und habe mir dazu immer mal wieder einen Vorschlag notiert, der dazu geeignet sein könnte.frustrierterstudent hat geschrieben: ↑Donnerstag 3. Oktober 2024, 22:09 Hallo zusammen,
ich stehe jetzt am Anfang meiner Diss und habe vor einem Monat eine Stelle als Wissenschaftlicher Mitarbeiter angetreten. Nach einer sehr zufriedenstellenden Examensnote war ich richtig Feuer & Flamme, den Dr. Grad auch noch zu erwerben und nicht gleich ins Ref zu gehen. Nun habe ich aber plötzlich Angst, keine gute Fragestellungen zu dem Thema, das ich mit dem Prof besprochen habe, entwickeln zu können bzw. mich in einem schlechten Thema zu verrennen. Man ist auf einmal so auf sich selbst gestellt. Bisher hat man ja alles vorgegeben bekommen: Seminararbeitsthemen, Schwerpunkthausarbeitsthema, Prüfungsgegenständeverordnung.
Ist es normal, dass man am Anfang völlig überfordert ist?
Wie lange habt ihr an der Konkretisierung des Themas gearbeitet?
P.S. Habt ihr Citavi genutzt? Lohnt es sich, damit gleich anzufangen?
Sofern ich die Themen deiner bisherigen Seminararbeiten, SP-Arbeiten o.ä. interessiert haben, gab es da evtl. Nebenschauplätze, die du bislang nicht behandelt hast, aber jetzt etwas mal recherchieren könntest, ob das eigentlich schon behandelt wurde. Die Promotion dient - wenngleich das in der Jurisprudenz mehr teils in Richtung Massenabfertigung geht, wenngleich nicht ganz so schlimm wie in der Medizin - des Nachweises zur selbstständigen wissenschaftlichen Forschung. Das heißt du musst eben damit auch zeigen, dass du ein Rechtsforscher/Rechtswissenschaftler bist. Integraler Bestandteil eines Forschers ist, dass er überhaupt ein Problem entdeckt, zu dem idealerweise noch keine Lösung oder womöglich sogar nicht mal entdeckt wurde, dass da ein Problem beteht. Zu diesem Problem versucht einer dann eine Lösung zu finden. Natürlich sehen in der Jurisprudenz die Probleme anders aus als in den MINT-Bereichen. Wie genau sie sich gestalten hängt aber wieder vom Gebiet ab? Im öff-R kann das auch auf eine recht übergeordnete Ebene gehen, wie Privatisierungen von ehemaligen Behörden (DFS etc.) oder ähnliches, im Zivilrecht und im Strafrecht kann es hingegen auch sehr ins Detail gehen.
Da kann es sich dann auch wieder unterscheiden, ob das Thema eher dogmatischer Natur ist iSv aus wissenschaftlicher Sicht durchaus wichtig wie das zu lösen ist oder ob es auch einen praktischen Bezug/Unterschied hat. Weder das eine noch das andere ist pauschal "besser", lediglich anders. Wenn du sagst, dass du jetzt am Lehrstuhl tätig bist, dann unterhalte dich doch mal mit den anderen WissMits, in der Regel gibt es ja mehr als nur einen, wie die zu ihrem Thema gelingt sind; ggf. auch mit den WissMits anderer Lehrstühle der Fakultät austauschen.
EDIT: Wenn du sagst keine guten Fragestellungen zum Thema, das du besprochen hast. Was meinst du denn damit? Denn wenn du ein Thema hast, sollte das ja mit einer Fragestellung/Forschungsfrage/These (ggf. auch mehreren Thesen) zusammenhängen oder hast du nur kryptisch etwas sehr oberflächliches, bislang viel zu weit gefasstes vereinbart. Welche Schwerpunkte du setzt steht dir als Verfasser grundsätzlich frei und aus welchem Blickwinkel du die Fragen beantwortest, ggf. wird jemand anders das später noch mit anderen Schwerpunkten bearbeiten. Relevante Fragestellungen sollten sich schon aus dem Thema an sich ergeben, sonst sollte der Betreuer das ja nicht für ein geeignetes Thema gehalten haben oder habt ihr da nicht drüber gesprochen, inwiefern das überhaupt für geeignet befunden wird?
In diesem Sinne, viel Erfolg!
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Re: Panik zu Beginn der Diss
Völlig normal. Meist ist es ja so, dass man zu Beginn eine grobe Idee hat, welcher Bereich von Interesse ist, aber bis zur Konkretisierung und Einengung auf ein greifbares Thema ist es dann halt doch noch ein Stück. Man sollte sich dann auf die Vorteile und Freiheiten des Doktorandendaseins freuen und anfangen, sich mit dem Themenbereich zu beschäftigen und Fragestellungen zu formulieren. Die Konkretisierung des Themas kommt dann nach einem Weilchen von selber.frustrierterstudent hat geschrieben: ↑Donnerstag 3. Oktober 2024, 22:09 Ist es normal, dass man am Anfang völlig überfordert ist?
"Das Vertragsrecht der Bundesrepublik Deutschland und die gesetzlich vorgesehenen Möglichkeiten, die Erfüllung von Verträgen zu erzwingen…verstoßen nicht gegen göttliches Recht."
--- Offizialat Freiburg, NJW 1994, 3375 (Leitsatz der Redaktion)
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Re: Panik zu Beginn der Diss
Ist es normal, dass man am Anfang völlig überfordert ist? Ja!frustrierterstudent hat geschrieben: ↑Donnerstag 3. Oktober 2024, 22:09 Hallo zusammen,
ich stehe jetzt am Anfang meiner Diss und habe vor einem Monat eine Stelle als Wissenschaftlicher Mitarbeiter angetreten. Nach einer sehr zufriedenstellenden Examensnote war ich richtig Feuer & Flamme, den Dr. Grad auch noch zu erwerben und nicht gleich ins Ref zu gehen. Nun habe ich aber plötzlich Angst, keine gute Fragestellungen zu dem Thema, das ich mit dem Prof besprochen habe, entwickeln zu können bzw. mich in einem schlechten Thema zu verrennen. Man ist auf einmal so auf sich selbst gestellt. Bisher hat man ja alles vorgegeben bekommen: Seminararbeitsthemen, Schwerpunkthausarbeitsthema, Prüfungsgegenständeverordnung.
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P.S. Habt ihr Citavi genutzt? Lohnt es sich, damit gleich anzufangen?
Die Konkretisierung war bei mir Teil des ersten Bearbeitungsjahres ... . Obwohl ich bereits ein recht konkretes Thema im Auge hatte, als ich mich am Lehrstuhl bewarb, war die Konkretisierung damit immer noch nicht abgeschlossen.
Und was hier auch bereits geschrieben wurde: es ist wirklich wichtig, ein Thema an der Hand zu haben, für das Du Dich wirklich interessierst. Sonst ist die Gefahr groß, dass Dir irgendwann zwischendurch die Motivation flöten geht.
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Re: Panik zu Beginn der Diss
Und noch eins zum Thema Citavi: Ich nutze es und das sehr gern. Am Anfang braucht man ggfs. ein paar Tage, um sich einzuarbeiten, allerdings denke ich, dass es das absolut wert ist (insb. bei erforderlicher Anpassung der Fußnoten [Verlag!], automatisches Literaturverzeichnis, keine Fehler in den Fn...). Wenn du Citavi nutzen möchtest, dann aber unbedingt von Anfang an. Die spätere Übertragung würde viel zu viel Zeit kosten.
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Re: Panik zu Beginn der Diss
Ja, das ist völlig normal.frustrierterstudent hat geschrieben: ↑Donnerstag 3. Oktober 2024, 22:09 Hallo zusammen,
ich stehe jetzt am Anfang meiner Diss und habe vor einem Monat eine Stelle als Wissenschaftlicher Mitarbeiter angetreten. Nach einer sehr zufriedenstellenden Examensnote war ich richtig Feuer & Flamme, den Dr. Grad auch noch zu erwerben und nicht gleich ins Ref zu gehen. Nun habe ich aber plötzlich Angst, keine gute Fragestellungen zu dem Thema, das ich mit dem Prof besprochen habe, entwickeln zu können bzw. mich in einem schlechten Thema zu verrennen. Man ist auf einmal so auf sich selbst gestellt. Bisher hat man ja alles vorgegeben bekommen: Seminararbeitsthemen, Schwerpunkthausarbeitsthema, Prüfungsgegenständeverordnung.
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Wie lange habt ihr an der Konkretisierung des Themas gearbeitet?
P.S. Habt ihr Citavi genutzt? Lohnt es sich, damit gleich anzufangen?
Zu Citavi: M.E. Geschmackssache. Ich habe einfach ein Word-Dokument vollgeschrieben und das Literaturverzeichnis immer mal wieder ergänzt, das hat auch ohne jedes Problem geklappt.