Ersetzt ChatGPT den Anwalt?
Moderator: Verwaltung
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Ersetzt ChatGPT den Anwalt?
Hallo zusammen,
ich bin seit 2006 Anwalt und muss mich auch den neuen Technologien gegenüber öffnen. Wenn man betrachtet, welche Möglichkeiten mit den Chatbots einhergehen, stellt sich die Frage, ob die Relevanz der Anwaltschaft in den kommenden Jahren leiden wird und/oder ob die KI signifikante Bereiche vollständig ersetzen wird.
Wie seht Ihr das? Habt Ihr da Erfahrungen? Welche Rechtsgebiete sind mehr betroffen, welche weniger?
Vielen Dank.
ich bin seit 2006 Anwalt und muss mich auch den neuen Technologien gegenüber öffnen. Wenn man betrachtet, welche Möglichkeiten mit den Chatbots einhergehen, stellt sich die Frage, ob die Relevanz der Anwaltschaft in den kommenden Jahren leiden wird und/oder ob die KI signifikante Bereiche vollständig ersetzen wird.
Wie seht Ihr das? Habt Ihr da Erfahrungen? Welche Rechtsgebiete sind mehr betroffen, welche weniger?
Vielen Dank.
- Strich
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Re: Ersetzt ChatGPT den Anwalt?
Ich vermute mal nicht. Das Ding ist, dass außergerichtliche Streitbeilegungsmechanismen schon lange den Anwalt und das Gericht ersetzen. Der Amazon Kundenservice und der Paypal Käuferschutz lösen keine Ahnung wie viele Fälle. Paypal wohl allein 40.000 pro Jahr, hab ich mal gehört, aber das müsste man lieber noch mal nachschauen.
Das sind alles Fälle, bei denen nur ein ganz kleiner Teil der Leute tatsächlich zu einem Anwalt gegangen wären. Die komplizierte Grundstücksgesellschaftssache lässt man auch trotz KI von einem Anwalt machen, der dann ganz sicher KI benutzen wird. Ich rechne mit der Ablösung nicht vor Mitte der 30er Jahre. Dann werden die Leute locker auch eigene Klagen mit KI erstellen können, die was taugen, und es tatsächlich aufgrund der Gewöhnung an KI auch machen.
Massenverfahren werden aber vermutlich weiter von Institutionen wahrgenommen: Bußgeldbescheide/Verkehrsunfälle etc werden weiter über Versicherungen und deren Anwälte abgewickelt. Vermutlich werden diese Institutionen dann weniger Anwälte beschäftigen. Familienrecht, Betreuungsrecht, Strafrecht wird auch dann noch von Menschen gemacht werden.
Das sind alles Fälle, bei denen nur ein ganz kleiner Teil der Leute tatsächlich zu einem Anwalt gegangen wären. Die komplizierte Grundstücksgesellschaftssache lässt man auch trotz KI von einem Anwalt machen, der dann ganz sicher KI benutzen wird. Ich rechne mit der Ablösung nicht vor Mitte der 30er Jahre. Dann werden die Leute locker auch eigene Klagen mit KI erstellen können, die was taugen, und es tatsächlich aufgrund der Gewöhnung an KI auch machen.
Massenverfahren werden aber vermutlich weiter von Institutionen wahrgenommen: Bußgeldbescheide/Verkehrsunfälle etc werden weiter über Versicherungen und deren Anwälte abgewickelt. Vermutlich werden diese Institutionen dann weniger Anwälte beschäftigen. Familienrecht, Betreuungsrecht, Strafrecht wird auch dann noch von Menschen gemacht werden.
Stehe zu deinen Überzeugungen soweit und solange Logik oder Erfahrung dich nicht widerlegen. Denk daran: Wenn der Kaiser nackt aussieht ist der Kaiser auch nackt ... .
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Re: Ersetzt ChatGPT den Anwalt?
Ja das sehe ich ganz ähnlich. Manche Rechtsgebiete sind quasi darauf angelegt, von Nichtjuristen bearbeitet werden zu können. Ich denke hier auch bspw. an das Mietrecht. Kündigungen, Mieterhöhungen und auch Räumungsklagen (Zuständigkeit Amtsgericht) werden hier sicher aus dem Beratungsangebot fallen.
Die letzte Hürde wird irgendwann vielleicht nur noch die 5.000,00 €-Grenze sein. Hier gibt es ja zumindest die gesetzliche Absicherung beim Auftreten vor den Landgerichten.
Die Frage ist einfach, was kann der Anwalt tun, um sich hier "zukunftssicher" zu machen?
Die letzte Hürde wird irgendwann vielleicht nur noch die 5.000,00 €-Grenze sein. Hier gibt es ja zumindest die gesetzliche Absicherung beim Auftreten vor den Landgerichten.
Die Frage ist einfach, was kann der Anwalt tun, um sich hier "zukunftssicher" zu machen?
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Re: Ersetzt ChatGPT den Anwalt?
D.h. du gehst davon aus, dass der Anwaltszwang vor LG aufwärts fallen wird?Strich hat geschrieben: ↑Dienstag 8. April 2025, 11:54 Ich vermute mal nicht. Das Ding ist, dass außergerichtliche Streitbeilegungsmechanismen schon lange den Anwalt und das Gericht ersetzen. Der Amazon Kundenservice und der Paypal Käuferschutz lösen keine Ahnung wie viele Fälle. Paypal wohl allein 40.000 pro Jahr, hab ich mal gehört, aber das müsste man lieber noch mal nachschauen.
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Re: Ersetzt ChatGPT den Anwalt?
Also flucht in den Staatsdienst?
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Re: Ersetzt ChatGPT den Anwalt?
“AI won’t take your job, but a person who uses AI will.”
"Das Vertragsrecht der Bundesrepublik Deutschland und die gesetzlich vorgesehenen Möglichkeiten, die Erfüllung von Verträgen zu erzwingen…verstoßen nicht gegen göttliches Recht."
--- Offizialat Freiburg, NJW 1994, 3375 (Leitsatz der Redaktion)
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Re: Ersetzt ChatGPT den Anwalt?
Das wird wohl so kommen. Richtig lustig wird es, wenn dann auf Seiten des Gerichts ebenfalls eine KI sitzt, die die Klageschrift auswertet und den Fall für den Richter aufarbeitet. Dann sind auf beiden Seiten KIs tätig, die sich fragen werden, warum sie überhaupt noch den Umweg über Schriftsätze im menschlichen Stil gehen, anstatt direkt miteinander zu reden.
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Re: Ersetzt ChatGPT den Anwalt?
Geht dann auch per Gibberlink ^^
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Re: Ersetzt ChatGPT den Anwalt?
Von einer Abschaffung der 5.000,00 € Hürde gehe ich nicht aus. Aber ich teile Eure Auffassung. In ein paar Jahren wird es KI-Schlachten über die Schriftsätze geben und die immer nachlaufende Justiz sitzt dazwischen. Selbst beA ist da noch nicht einmal wirklich überall angekommen.
Ich hab mir noch überlegt, was aus den tollen Rechtsschutzversicherungen wird, wenn die Leute ihre Rechtsangelegenheiten KI-basiert selbst erledigen können.
Ich hab mir noch überlegt, was aus den tollen Rechtsschutzversicherungen wird, wenn die Leute ihre Rechtsangelegenheiten KI-basiert selbst erledigen können.