Hallo zusammen,
das Examen ist bei mir mittlerweile sechs Jahre her (2019), und ich möchte hier einfach mal von meinem Werdegang in der Verwaltung berichten, in der Hoffnung anderen Berufseinsteigern Mut machen zu können. Denn auch ich habe damals nach dem Examen viel gegoogelt, wie man denn in die Verwaltung kommen kann – ohne die „richtigen“ Noten.
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Verwaltung – ja, aber …
Ich habe mein Examen in Bayern gemacht – aber nicht die Note erreicht, um in die bayerische Innenverwaltung zu kommen.
Kurz gesagt: Wenn es eine feste Notengrenze gibt, dann hat man leider keine Chance, und man kann sich die Bewerbung an dieser Stelle sparen. Ich habe es versucht – nicht nur direkt bei der Innenverwaltung, sondern auch bei konkreten Stellenausschreibungen, z. B. bei der Regierung von Unterfranken, wo die Anforderungen teils etwas niedriger waren (um 0,5 Notenpunkte zur generellen Bewerbung bei der Innenverwaltung).
Das Ergebnis war immer dasselbe: Solange das Innenministerium die Notengrenze nicht ändert, gibt es auch keinen Spielraum für Ausnahmen. Ich hatte dazu auch Gespräche mit Personalverantwortlichen – die Aussagen waren eindeutig.
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Ich habe dann bei der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS), einer Bundesbehörde innerhalb der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV), angefangen – im Bereich Planfeststellung.
Dort waren die Voraussetzungen nicht so hoch angesetzt: Ein „Befriedigend“ in beiden Examina war wünschenswert, aber keine zwingende Bedingung. Die Stelle wurde in der Folge bisweilen auch noch einmal ausgeschrieben – und zwar ohne jegliche Notenvoraussetzungen.
Und siehe da – es hat geklappt.
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Ich habe mich dann bei der Innenverwaltung Baden-Württemberg beworben, da die Notenvoraussetzung dort niedriger war als in Bayern und war in der Folge an einem Landratsamt justiziarisch tätig.
Meine nächste Station hat mich dann zurück nach Bayern geführt – zu einer Stadt im Regierungsbezirk Unterfranken. Dort bin ich als Amtsleiter des Liegenschafts- und Stiftungsamts sowie der zentralen Vergabestelle tätig geworden und konnte erste Gremienerfahrungen in Stadtrat und Ausschüssen sammeln.
Eine Notenvoraussetzung gab es nicht.
Seit letzter Woche habe ich nun eine Zusage bei einer anderen bayerischen, deutlich größeren Stadt, wo ich künftig als Fachbereichsleiter Soziales tätig sein werde – von der Hierarchieebene her gleichwertig zu meiner vorherigen Stelle, aber inhaltlich noch verantwortungsvoller: mit rund 90 Mitarbeitenden, A15-Besoldung.
Auch hier: keine Notenvoraussetzung.
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Mein Tipp an euch:
Lasst euch nicht entmutigen – es gibt auch andere Wege in die Verwaltung.
– Wenn ihr örtlich flexibel seid, versucht es in einem anderen Bundesland, in dem die Notengrenzen niedriger angesetzt sind.
– Und selbst wenn eure Note dort nicht reicht: Es gibt durchaus andere Möglichkeiten, bei denen eine Notengrenze keine Voraussetzung ist.
Ich bin inzwischen beim vierten Dienstherrn: beim Bund, beim Land und zweimal kommunal in Bayern tätig gewesen bzw. aktuell tätig.
In drei dieser vier Stationen gab es keine Notenvoraussetzung.
Es ist möglich, in der Verwaltung Fuß zu fassen. Auch in der vierten Qualifikationsebene. Auch ohne Prädikat.
Macht euch den Fachkräftemangel zunutze – überall werden Leute gesucht, von der Sachbearbeitung bis zur Führungsebene.
Jede Gemeinde – egal wie groß – bzw. der gesamte öffentliche Dienst hat derzeit das gleiche Problem:
– Pensionswelle
– Schwierigkeiten bei der Nachbesetzung
– Kaum Bewerber
Und genau das kann euer Vorteil sein. Wenn ihr Lust auf Verwaltung habt, dann wagt den Schritt. Vielleicht werdet ihr am Ende genau die Person, auf die insbesondere eine Stadt oder ein Landkreis schon lange gewartet hat.
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Haltet auch die Augen offen – eure Zeit wird kommen.
Ein Beispiel: In der bayerischen Finanzverwaltung wurde die Notengrenze kürzlich um 0,5 Punkte gesenkt, weil auch dort der Nachwuchs schlichtweg nicht mehr gewonnen werden konnte. Ich bin überzeugt: Das wird sich auch in anderen Bereichen zeigen.
Lasst euch nicht auf eure Note reduzieren.
Ja, die Note ist ein Türöffner – und wenn man diesen Schlüssel nicht hat, bleiben manche Türen verschlossen. Das ist Realität.
Aber: Sobald ihr einmal Fuß gefasst habt und dann – wie ich – Stationen durchlauft, bei denen andere Kernkompetenzen im Vordergrund stehen (z. B. Führungserfahrung, Gremienarbeit, strategische Verantwortung), dann interessiert sich irgendwann niemand mehr für eure Examensnote.
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Viel Erfolg euch allen.
Verwaltung – auch ohne Spitzennote möglich? Meine Erfahrung.
Moderator: Verwaltung
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Zhuge
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Re: Verwaltung – auch ohne Spitzennote möglich? Meine Erfahrung.
Danke für den Input. Den werden einige sicherlich zu schätzen wissen!
Stehe zu deinen Überzeugungen soweit und solange Logik oder Erfahrung dich nicht widerlegen. Denk daran: Wenn der Kaiser nackt aussieht ist der Kaiser auch nackt ... .
- Daria -
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Seit 31.05.2022 Lord Strich
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Joshua
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Re: Verwaltung – auch ohne Spitzennote möglich? Meine Erfahrung.
Guter, sachlicher Beitrag. Solche newbies tun dem Forum gut!
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Egon Bahr 2013
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Re: Verwaltung – auch ohne Spitzennote möglich? Meine Erfahrung.
Ja, solche Perspektiven sind sehr bereichernd, vielen Dank!
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