Studienreformbemühungen, Studie an der LMU

Allgemeine Fragen zum Jurastudium (Anforderungen, Ablauf etc.)

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Strich
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Beitrag von Strich »

KMR hat geschrieben: Sonntag 5. Oktober 2025, 12:52
Gürteltier hat geschrieben: Sonntag 5. Oktober 2025, 12:30 Bekanntermaßen muss man bei der Kontrolle des fachärztlich bereits festgestellten Diabetes ein beta-D-Glucose-Molekül spontan und ohne Hilfsmittel aufzeichnen können (Merkspruch für die Orintierung der Hydroxy-Gruppen: Ta-Tü-Ta-Ta). :-w

Ich glaube bei den Medizinern gilt einfach das, was bei uns auch gilt: Das war schon immer so.
Nein, da gilt insoweit das gleiche wie bei uns, dass der studierte Mediziner grundsätzlich auch für die (medizinische) Forschung geeignet sein soll. Das setzt aber sinnvollerweise voraus, dass man ein solides grundlegendes Verständnis für biologische und chemische Vorgänge hat. Die Physik ist als Mutter der Naturwissenschaften (freilich str. im Verhältnis zur Mathematik) stets von Bedeutung. Für die medizinische Forschung können Genetik und Evolutionsbiologie sehr wichtig sein, gleichermaßen kann man teilweise auch ggf. aus der Biologie anderer Tiere und Pflanzen lernen. Chemie ist absolut essentiell an der Schnittstelle zur Pharmazie und grundsätzlich für das Verständnis von Stoffwechselvorgängen, Neurophysiologie und zu gewissen Teilen auch Immunologie.
Richtig. Für den Mediziner und Juristen Alltagskram brauchst du streng genommen kein Studium. Das Studium brauchst du für die 5% Sonderkonstellationen, die auch noch gelöst werden wollen. Und da ist es nicht schlecht mal was von der "es verbietet sich jede schematische Lösung" Theorie gehört zu haben.
Stehe zu deinen Überzeugungen soweit und solange Logik oder Erfahrung dich nicht widerlegen. Denk daran: Wenn der Kaiser nackt aussieht ist der Kaiser auch nackt ... .
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Beitrag von KMR »

Strich hat geschrieben: Sonntag 5. Oktober 2025, 15:44
KMR hat geschrieben: Sonntag 5. Oktober 2025, 12:52
Gürteltier hat geschrieben: Sonntag 5. Oktober 2025, 12:30 Bekanntermaßen muss man bei der Kontrolle des fachärztlich bereits festgestellten Diabetes ein beta-D-Glucose-Molekül spontan und ohne Hilfsmittel aufzeichnen können (Merkspruch für die Orintierung der Hydroxy-Gruppen: Ta-Tü-Ta-Ta). :-w

Ich glaube bei den Medizinern gilt einfach das, was bei uns auch gilt: Das war schon immer so.
Nein, da gilt insoweit das gleiche wie bei uns, dass der studierte Mediziner grundsätzlich auch für die (medizinische) Forschung geeignet sein soll. Das setzt aber sinnvollerweise voraus, dass man ein solides grundlegendes Verständnis für biologische und chemische Vorgänge hat. Die Physik ist als Mutter der Naturwissenschaften (freilich str. im Verhältnis zur Mathematik) stets von Bedeutung. Für die medizinische Forschung können Genetik und Evolutionsbiologie sehr wichtig sein, gleichermaßen kann man teilweise auch ggf. aus der Biologie anderer Tiere und Pflanzen lernen. Chemie ist absolut essentiell an der Schnittstelle zur Pharmazie und grundsätzlich für das Verständnis von Stoffwechselvorgängen, Neurophysiologie und zu gewissen Teilen auch Immunologie.
Richtig. Für den Mediziner und Juristen Alltagskram brauchst du streng genommen kein Studium. Das Studium brauchst du für die 5% Sonderkonstellationen, die auch noch gelöst werden wollen. Und da ist es nicht schlecht mal was von der "es verbietet sich jede schematische Lösung" Theorie gehört zu haben.
Sarkasmus?

Im Übrigen ist dem beizupflichten; schließlich liegen in der Mehrheit der Fälle jedenfalls in der ordentlichen Gerichtsbarkeit die Probleme im Tatsächlichen und nicht oder eher seltener und nebensächtlich im Rechtlichen.
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Beitrag von Strich »

Nein, wieso?
Stehe zu deinen Überzeugungen soweit und solange Logik oder Erfahrung dich nicht widerlegen. Denk daran: Wenn der Kaiser nackt aussieht ist der Kaiser auch nackt ... .
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Beitrag von KMR »

Strich hat geschrieben: Sonntag 5. Oktober 2025, 18:02Nein, wieso?
Ich war mir nicht ganz sicher bei dem letzten Satzteil und bin unglaublich schlecht darin so etwas zu erkennen; daher frage ich nach bevor ich wegen eines Missverständnisses falsch reagiere oder mich echauffiere.
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Beitrag von Gürteltier »

Man kann die Medizinerausbildung in D. durchaus auch kritisieren, das wird ja auch immer wieder von Studis, Profs und Praktikern gemacht.

Ein Vorteil der Vorklinik (1.-4. Semester mit u.a. Biologie, Chemie, Physik, Anatomie, Biochemie, Physiologie) ist aber: Es werden Grundkenntnisse in Bezug auf gewisse körperliche Wirkmechanismen vermittelt, die dazu führen, dass dt. Ärzte - so sagt man - im internationalen Vergleich durchaus systematischer behandeln können. Es wird wohl im Vergleich deutlich weniger schematisch behandelt als etwa in den USA. Im “Ausnahmefall” ist das wohl durchaus auch einmal vorteilhaft. Dabei geht es natürlich nicht darum, dass man alles bis in letzte Detail behält, sondern, dass man ein breites Allemeinverständnis hat. Die Ausbildung etwa in den USA hat aber auch ihr eigenen Vorteile ggü. der dt. Methode.
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Beitrag von Schnitte »

Gürteltier hat geschrieben: Sonntag 5. Oktober 2025, 15:22 Da fällt mir ein: Ich habe ja mal einen Juristen sagen hören: “Jura ist eine Mischung aus Deutsch und Mathe.” Ich denke ja immer mal wieder drüber nach, wie falsch ich diesen Satz finde. Er bringt mich aber auch immer mal wieder zum Schmunzeln.
Diesem Satz würde ich nur halb, in Bezug auf Deutsch, zustimmen. In Bezug auf Mathematik ist m.E. nichts dran. Ich habe zwar oft gehört, dass gute Mathematiker auch gute Juristen sind, und bei den wirklich guten Leuten stimmt das wohl auch. Aber die große Mehrheit der FWW-Juristen hat nicht nur keine Ahnung von mathematisch-naturwissenschaftlichem Denken, sondern ist auch noch stolz drauf.

Um beim Thema zu bleiben: Ich bemerke oft, wie sehr die Geisteswissenschaften und Künste übergewichtet sind im allgemein anerkannten Allgemeinwissens-Kanon, den man draufhaben muss, um als gebildeter Mensch zu gelten. Dieselben Leute, die verächtlich auf jemanden herabblicken, der nie in die Oper geht oder nichts zur Französischen Revolution weiß, geben unumwunden zu, von Naturwissenschaften keine Ahnung zu haben. Oft kokettieren sie sogar damit. Warum betrachten wir jemanden als Banausen, wenn er keine drei Werke von Goethe nennen kann, aber nicht, wenn er daran scheitert, die drei Newtonschen Gesetze zumindest schlagwortartig aufzuzählen oder ganz grob zu umreißen, was mit E = mc² gemeint ist?
"Das Vertragsrecht der Bundesrepublik Deutschland und die gesetzlich vorgesehenen Möglichkeiten, die Erfüllung von Verträgen zu erzwingen…verstoßen nicht gegen göttliches Recht."

--- Offizialat Freiburg, NJW 1994, 3375 (Leitsatz der Redaktion)
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Beitrag von Gürteltier »

Wir können ja alle mal unsere Noten im Mathe-Abi teilen und gucken, ob da was dran ist :D. Wobei natürlich das Mathe-Abi auch nichts mit "echter Mathematik" zu tun hat.

Das stimmt, die Unkenntnis in Bezug auf Naturwissenschaft hat in bestimmten akademischen Kreisen fast schon einen Statuswert.

Dem kann ich aber im Gegenzug folgendes entgegenhalten: Es gibt einige Naturwissenschaftler, die alles, was keine typische Naturwissenschaft (oder wenigstens ein technischer Studiengang) ist, quasi nicht als echte Wissenschaft anerkennen und sich ebenfalls nicht scheuen, ihr fehlendes Interesse an politischen, historischen oder gesellschaftlichen Vorgängen und kulturellen Ereignissen etc. zum Ausdruck zu bringen. Das ist natürlich aber auch immer je nach Individuum unterschiedlich.

Aber beispielsweise den Mehrwert von Fächern wie der Soziologie, der Politikwissenschaften oder auch der Psychologie sollte man als Wissenschaftler natürlich schon anerkennen. Das tun aber tatsächlich nicht alle Naturwissenschaftler, wenngleich die genannten Fächer ja durchaus auch streng methodisch arbeiten und bspw. tiefgehende statistische Analysen vornehmen. (Anders insbesondere aber die Rechtswissenschaft...)

Eventuell beruht das also auch auf Gegenseitigkeit.
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Schnitte
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Beitrag von Schnitte »

Gürteltier hat geschrieben: Montag 6. Oktober 2025, 12:01 Aber beispielsweise den Mehrwert von Fächern wie der Soziologie, der Politikwissenschaften oder auch der Psychologie sollte man als Wissenschaftler natürlich schon anerkennen. Das tun aber tatsächlich nicht alle Naturwissenschaftler, wenngleich die genannten Fächer ja durchaus auch streng methodisch arbeiten und bspw. tiefgehende statistische Analysen vornehmen. (Anders insbesondere aber die Rechtswissenschaft...)
Je nun, ich habe einen Master aus einem politikwissenschaftlichen Studiengang, und ich muss sagen, die Nützlichkeit des Fachs wirft mich jetzt nicht vom Hocker. Das Beste an dem Programm waren research methods, wo deskriptive und inferentielle Statistik gelehrt wurden; das ist tatsächlich nützlich. Aber auf der qualitativen Seite bestand es im Wesentlichen aus reading lists mit Aufätzen von Akademikern, die irgendein tolles gedankliches "framework" zu irgendeinem Thema gebastelt haben, was aber ihre eigene Schöfpung ist und man aber immer auch anders sehen kann. Und das war an einer international renommierten englischsprachigen Universität. Der langanhaltende Nutzen des Programms für mich war vor allem, dass ich einen t-Test durchführen oder ein Konfidenzintervall bestimmen kann (oder damals, bei der Prüfung, konnte...) und mich M.Sc. schimpfen darf, was einen gewissen Vorteil bei der street cred gegenüber BWLern und Ökonomen mit sich bringt (mit denen ich im Beruf oft zu tun habe). Die Präzision einer harten Naturwissenschaft hat es nicht, auch wenn manche versuchen, das zu imitieren. Oder, um es mit einem schönen Zitat zu sagen: "Political studies has economics envy, and economics has physics envy." Jura hat diese Präzision natürlich auch nicht, aber Juristen geben das, meiner Erfahrung nach, auch offener zu.
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Beitrag von Schnitte »

Wobei ich, um an meine eigene letzte Nachricht von vor zwei Wochen anzuknüpfen, hinzufügen möchte, dass mir im Vergleich zu Politikwissenschaft noch eine weitere akademische Disziplin mit noch geringerem Anspruch auf das edle Wort "Wissenschaft" einfällt, und das ist die Theologie. Bin aber zu diesem Thema gerade etwas zynisch unterwegs, weil ich gerade Dawkins lese.
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