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Re: Rüthers vs. Canaris

Verfasst: Donnerstag 8. Dezember 2011, 11:31
von showbee
Mein Gott, die Palandt-Story ist doch ein alter Hut. Fast alle großen Beck Schinken tragen zweifelhafte Namen. Spontan fallen mir der Nipperdey und der Stein/Jonas ein. Nipperdey war zwar kein reiner Arier, aber trotzdem gut aktiv in der ZAkDR. Jonas fiel auch mit antisemitischen Verlautbarungen auf und war auch willfähriger Vollstrecker des Regimes als Richter.

Re: Rüthers vs. Canaris

Verfasst: Donnerstag 8. Dezember 2011, 12:07
von batman
Nur fürs Protokoll: Stein/Jonas ist kein Beck-Schinken (Mohr Siebeck).

Re: Rüthers vs. Canaris

Verfasst: Donnerstag 8. Dezember 2011, 12:09
von showbee
:alright

Re: Rüthers vs. Canaris

Verfasst: Donnerstag 8. Dezember 2011, 13:27
von Scaevola
AdamCarter hat geschrieben:
Scaevola hat geschrieben:
AdamCarter hat geschrieben:Hihi, hab ich auch gerade gelesen -
Offenbar nicht. Und zum Glück ist auch nicht jeder so geschichtsvergessen wie Du...
Lies doch mal den Rest von meinem Post, das 'hihi' bezog sich übrigens darauf, dass ich vor ca. 10 Sekunden den Artikel fertig gelesen hatte, dann ins Juraforum gehe und einen Beitrag über selbigen lese.

Und ich wiederhole mich gerne nochmal: Mit dem Namen Palandt verbinde ich trotzdem nunmal nur den Kommentar, ja der Name lässt sich historisch auf einen Nazi zurückführen, es ist trotzdem nur ein Name. Und der führt nicht dazu dass einem Nazi ein Denkmal gesetzt würde oder irgendetwas verharmlost würde. Jetzt, 60 Jahre später, den Namen zu ändern würde nichts zur Geschichtsaufarbeitung beitragen, würde kein 'Zeichen gegen Rechts' setzen und hätte auch sonst keine nennenswerten Vorteile. Der Kommentar hat den Namen mittlerweile 'ersessen', er hat nichts mehr mit Otto Palandt zu tun. Dass man den Namen damals weitergeführt hat mag man durchaus als geschmacklos betrachten, heute spielt es aber keine Rolle mehr und das hat nichts mit Geschichtsvergessenheit zu tun.
Ich bin mir auch nicht sicher, ob Umbenennungen der beste Weg sind, schon gar nicht als flüchtiges "Zeichen gegen Rechts". Aber vielleicht würde es in unserer Branche breiteren Kreisen ein grewisses Bewußtsein für die Thematik verschaffen? Denn dieses sehe ich nicht bei jenen, denen es schlicht "wuppe" ist, ob der Palandt Palandt, der Schönfelder Schönfelder oder der Schlegelberger Schlegelberger heißt.

Re: Rüthers vs. Canaris

Verfasst: Donnerstag 8. Dezember 2011, 13:27
von Swann
showbee hat geschrieben:Mein Gott, die Palandt-Story ist doch ein alter Hut. Fast alle großen Beck Schinken tragen zweifelhafte Namen. Spontan fallen mir der Nipperdey und der Stein/Jonas ein. Nipperdey war zwar kein reiner Arier, aber trotzdem gut aktiv in der ZAkDR. Jonas fiel auch mit antisemitischen Verlautbarungen auf und war auch willfähriger Vollstrecker des Regimes als Richter.
Wobei hinsichtlich Nipperdey ja der eigentliche Skandal ist, dass Canaris für seinen Larenz-Beitrag in der Vorlesungsreihe unerbittlich verfolgt wird, und Adomeits skandalöse Apologetik Nipperdeys in derselben Reihe unbeachtet bleibt.

Es gehört halt mittlerweise zum Renommierwissen jedes Gossenjuristen, dass Larenz und Palandt böse Nazis waren; alles andere gerät immer mehr in Vergessenheit (wenn es denn je bekannt war).

Re: Rüthers vs. Canaris

Verfasst: Donnerstag 8. Dezember 2011, 13:38
von AdamCarter
Scaevola hat geschrieben:Ich bin mir auch nicht sicher, ob Umbenennungen der beste Weg sind, schon gar nicht als flüchtiges "Zeichen gegen Rechts". Aber vielleicht würde es in unserer Branche breiteren Kreisen ein grewisses Bewußtsein für die Thematik verschaffen? Denn dieses sehe ich nicht bei jenen, denen es schlicht "wuppe" ist, ob der Palandt Palandt, der Schönfelder Schönfelder oder der Schlegelberger Schlegelberger heißt.
Ich sehe keinen Bedarf für ein solches Bewusstsein. Wie gesagt, heute haben die Namen nur noch die Bedeutung des entsprechenden Werks, nicht mehr der Personen denen sie ursprünglich 'gehörten'. Es wird kein problematisches NS-Gedankengut fortgeführt sondern nur diese mittlerweile 'ersessenen' Namen, aus der NS-Zeit übrig sind nur noch unbelastete juristische Normen/Ansichten die so rechts sind wie das Brot das damals gebacken wurde (bspw. der 1935 eingeführte §265a StGB).
Wer in der Juristerei in der NS-Zeit was gemacht hat, ist von rechtshistorischem Interesse - mehr nicht. Es ist in keiner Form erforderlich um mit beiden Beinen auf der FDGO zu stehen, und es ist auch nicht erforderlich um sich bewusst zu sein, wie Recht in Unrechtregimes missbraucht werden kann. Unsere heutige Werteordnung ist schliesslich nicht nur ein 'Gegenentwurf zur NS-Idelologie', sie kann auch völlig unabhängig von der deutschen Vergangenheit als solides ethisches Konstrukt bestehen und zu einem freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat beitragen.

Re: Rüthers vs. Canaris

Verfasst: Donnerstag 8. Dezember 2011, 13:40
von showbee
Man möge auch bedenken, das zahlreiche andere Juristen der Nachkriegszeit hinlänglich Kontakte zu "gefallenen Personen" unterhielten. Da ist nicht nur Canaris zu nennen. Erst durch die C.S. Bibliographie ist mir bekannt geworden, dass bspw. der Ri BVerfG aD Böckenförde bis zu letzt untriebigen Umgang mit C.S. suchte und durch ihn auch gut gefördert wurde.

p.s. fürs Namedropping: Forsthoff!

Re: Rüthers vs. Canaris

Verfasst: Donnerstag 8. Dezember 2011, 13:49
von Swann
AdamCarter hat geschrieben:(bspw. der 1935 eingeführte §265a StGB).

Es ist ein großer Irrtum zu glauben, dass Normen wie § 265a StGB bloß unpolitische Gebote der Vernunft oder des technischen Fortschritts seien. Dass § 265a StGB jetzt spezifisch nationalsozialistisch ist, möchte ich nicht behaupten; abseits gewisser Blut-und-Boden-Normen ist es schwer zu sagen, was nationalsozialistisches Strafrecht ist (sind die §§ 240 und 266 StGB nationalsozialistisches Strafrecht?). Jedenfalls ist § 265a StGB Ausdruck einer bestimmten kriminalpolitischen Haltung und sollte auch als solcher wahrgenommen werden.

Re: Rüthers vs. Canaris

Verfasst: Donnerstag 8. Dezember 2011, 13:51
von Einwendungsduschgriff
Manche Verwandtschaftsbeziehung ist mir auch erst kürzlich aufgefallen: Gründungsmitglied der Kieler Schule war auch E. R. Huber. Vater von?

Re: Rüthers vs. Canaris

Verfasst: Donnerstag 8. Dezember 2011, 14:25
von Scaevola
Einwendungsduschgriff hat geschrieben:Manche Verwandtschaftsbeziehung ist mir auch erst kürzlich aufgefallen: Gründungsmitglied der Kieler Schule war auch E. R. Huber. Vater von?
Wolfgang und Ulrich! :D
Manchmal bringt das Studium verstaubter Festschriften doch etwas... :-w
AdamCarter hat geschrieben:
Ich sehe keinen Bedarf für ein solches Bewusstsein. Wie gesagt, heute haben die Namen nur noch die Bedeutung des entsprechenden Werks, nicht mehr der Personen denen sie ursprünglich 'gehörten'. Es wird kein problematisches NS-Gedankengut fortgeführt sondern nur diese mittlerweile 'ersessenen' Namen, aus der NS-Zeit übrig sind nur noch unbelastete juristische Normen/Ansichten die so rechts sind wie das Brot das damals gebacken wurde (bspw. der 1935 eingeführte §265a StGB).

Wer in der Juristerei in der NS-Zeit was gemacht hat, ist von rechtshistorischem Interesse - mehr nicht.
Keine weiteren Fragen!
showbee hat geschrieben:dass bspw. der Ri BVerfG aD Böckenförde bis zu letzt untriebigen Umgang mit C.S. suchte
Wenn schon schlechtes Deutsch, dann bitte richtig! :D
Swann hat geschrieben:
Wobei hinsichtlich Nipperdey ja der eigentliche Skandal ist, dass Canaris für seinen Larenz-Beitrag in der Vorlesungsreihe unerbittlich verfolgtwird, und Adomeits skandalöse Apologetik Nipperdeys in derselben Reihe unbeachtet bleibt.
Bei aller zum Teil berechtigter Kritik an Canaris: das geht zu weit; die ERMK gilt auch für ihn.

Es gehört halt mittlerweise zum Renommierwissen jedes Gossenjuristen, dass Larenz und Palandt böse Nazis waren; alles andere gerät immer mehr in Vergessenheit (wenn es denn je bekannt war).
Es ist wirklich ungeheuerlich, dass ausgerechnet Gossenjuristen den großen Larenz mit Unrat zu bewerfen wagen!

Re: Rüthers vs. Canaris

Verfasst: Donnerstag 8. Dezember 2011, 14:32
von AdamCarter
Scaevola hat geschrieben:
AdamCarter hat geschrieben: Ich sehe keinen Bedarf für ein solches Bewusstsein. Wie gesagt, heute haben die Namen nur noch die Bedeutung des entsprechenden Werks, nicht mehr der Personen denen sie ursprünglich 'gehörten'. Es wird kein problematisches NS-Gedankengut fortgeführt sondern nur diese mittlerweile 'ersessenen' Namen, aus der NS-Zeit übrig sind nur noch unbelastete juristische Normen/Ansichten die so rechts sind wie das Brot das damals gebacken wurde (bspw. der 1935 eingeführte §265a StGB).

Wer in der Juristerei in der NS-Zeit was gemacht hat, ist von rechtshistorischem Interesse - mehr nicht.
Keine weiteren Fragen!
Nett dass du nur den ersten Teil meines Beitrages zitierst und nicht den zweiten Teil in welchem ich genau ausführe warum dieses umfangreiche Bewusstsein für längst tote Namensgeber nicht für einen freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat nötig ist, weil dieser auch so schon auf einem sehr starken Wertefundament steht.

Hier nochmal besagter Teil, extra für dich:
AdamCarter hat geschrieben:Wer in der Juristerei in der NS-Zeit was gemacht hat, ist von rechtshistorischem Interesse - mehr nicht. Es ist in keiner Form erforderlich um mit beiden Beinen auf der FDGO zu stehen, und es ist auch nicht erforderlich um sich bewusst zu sein, wie Recht in Unrechtregimes missbraucht werden kann. Unsere heutige Werteordnung ist schliesslich nicht nur ein 'Gegenentwurf zur NS-Idelologie', sie kann auch völlig unabhängig von der deutschen Vergangenheit als solides ethisches Konstrukt bestehen und zu einem freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat beitragen.
Aber ich bin natürlich sehr beruhigt, dass wir dich aufrechten Antifaschisten haben um uns vor der braunen Gefahr des Palandt-Kommentars zu beschützen ::roll:

Re: Rüthers vs. Canaris

Verfasst: Donnerstag 8. Dezember 2011, 14:38
von Swann
Scaevola hat geschrieben: Es ist wirklich ungeheuerlich, dass ausgerechnet Gossenjuristen den großen Larenz mit Unrat zu bewerfen wagen!
Du hast meinen Beitrag nicht erfasst: mir ging es darum, das allgemeine Desinteresse abseits der bekannten Namen zu beklagen. Gossenjurist ist rückblickend ein zu hartes Wort.

Re: Rüthers vs. Canaris

Verfasst: Donnerstag 8. Dezember 2011, 14:39
von showbee
Scaevola hat geschrieben:
showbee hat geschrieben:dass bspw. der Ri BVerfG aD Böckenförde bis zu letzt untriebigen Umgang mit C.S. suchte
Wenn schon schlechtes Deutsch, dann bitte richtig! :D
Hastu Probleme Alta? Stört dir Leerzeichen oder was?

Re: Rüthers vs. Canaris

Verfasst: Donnerstag 8. Dezember 2011, 14:59
von Scaevola
@Adam Carter
Ich denke nicht, dass ich Dir mit dem abgekürzten Zitat Unrecht getan habe, da es nur ein wenig weiter oben ja noch nachzulesen ist und inhaltlich mein letzter Kommentar auch am Ende Deiner gesamten Ausführungen stehen könnte:
(Rechts-)Geschichte interessiert Dich also nicht, (wenn und) weil wir auch ohne deren Kenntnis einen freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat aufrechterhalten können / der Einzelne dessen Prinzipien für richtig halten kann? Wenn das Deine Auffassung ist, was Dir unbenommen sei, dann habe ich an Dich auf diesem Gebiet einfach keine weiteren Fragen, weiter nichts. :-s
showbee hat geschrieben:
Scaevola hat geschrieben:
showbee hat geschrieben:dass bspw. der Ri BVerfG aD Böckenförde bis zu letzt untriebigen Umgang mit C.S. suchte
Wenn schon schlechtes Deutsch, dann bitte richtig! :D
Hastu Probleme Alta? Stört dir Leerzeichen oder was?
Vor allem dies: Es gibt nach meiner Sprachauffassung noch nicht einmal umtriebigen Umgang. :D
Außerdem nervt, dass Du meinem Staatsrechtslehrer-Idol am Zeug flicken willst. Kann doch schließlich nichts
dafür, dass ihm dauert ein eifriger Student auf die Bude gerückt ist... :D

Swann hat geschrieben:
Du hast meinen Beitrag nicht erfasst: mir ging es darum, das allgemeine Desinteresse abseits der bekannten Namen zu beklagen. Gossenjurist ist rückblickend ein zu hartes Wort.
Aus Deinem Beitrag schien mir eher Verärgerung darüber hervorzugehen, dass bestimmte Personen in der (Fach-)Öffentlichkeit besonders hart angegangen werden. Wenn Du, darüber hinaus, das allgemeine Desinteresse an der NS-"Verstrickung" bekannter Namen beklagst, bin ich mit im Boot, auch wenn einem das das wenig schmeichelhaft gemeinte Label "aufrechter Antifaschist" eintragen kann...

Re: Rüthers vs. Canaris

Verfasst: Donnerstag 8. Dezember 2011, 15:19
von Survivor
Lieber ein "aufrechter Antifaschist" als ein unkritischer, duckmäusiger und geschichtsvergessener Reaktionär. Von diesen hatte Weimar zu viele, von jenen zu wenige.