was macht einen guten Juristen aus?

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Moderator: Verwaltung

Seesand
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Beitrag von Seesand »

Servus,

Was macht eurer Meinung nach einen guten Jurastudenten und später einen guten Juristen aus? Als Menschen, nicht als Noten-Maschine.

Welche Soft Skills und welche Charaktereigenschaften sollte man mitbringen?


(Bitte ernsthaft antworten und nicht nur witzige Klischees bedienen, bin wirklich interessiert)
sai
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Beitrag von sai »

Was soll denn für dich überhaupt ein "guter Jurist" sein?
Sebast1an
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Beitrag von Sebast1an »

Das lässt sich nicht verallgemeinern. Ein guter Staatsanwalt braucht andere Soft-Skills als ein guter Verwaltungsjurist oder Familienrichter.
Ich bin auch nur ein Mensch. Genauso wie ein Weißer Hai auch nur ein Fisch ist. (Zlatan Ibrahimović)
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scndbesthand
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Beitrag von scndbesthand »

Man kann ja versuchen, es auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu bringen:

Ein guter Jurist...

1. findet aus einer großen Masse an Information schnell das Wesentliche heraus
2. kann in kurzer Zeit belastbare Ergebnisse produzieren
3. kann mündlich und schriftlich überzeugen
4. ist genau im Umgang mit Sprache und Begriffen

(Wenn man das unter Eigenschaften im engeren Sinne fassen möchte).
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Strich
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Beitrag von Strich »

scndbesthand hat geschrieben: Mittwoch 9. Januar 2019, 11:18 Man kann ja versuchen, es auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu bringen:

Ein guter Jurist...

1. findet aus einer großen Masse an Information schnell das Wesentliche heraus
2. kann in kurzer Zeit belastbare Ergebnisse produzieren
3. kann mündlich und schriftlich überzeugen
4. ist genau im Umgang mit Sprache und Begriffen

(Wenn man das unter Eigenschaften im engeren Sinne fassen möchte).
Damit dürfte abstrakt alles gesagt sein.
Stehe zu deinen Überzeugungen soweit und solange Logik oder Erfahrung dich nicht widerlegen. Denk daran: Wenn der Kaiser nackt aussieht ist der Kaiser auch nackt ... .
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guardini
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Beitrag von guardini »

scndbesthand hat geschrieben: Mittwoch 9. Januar 2019, 11:18 Man kann ja versuchen, es auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu bringen:

Ein guter Jurist...

1. findet aus einer großen Masse an Information schnell das Wesentliche heraus
2. kann in kurzer Zeit belastbare Ergebnisse produzieren
3. kann mündlich und schriftlich überzeugen
4. ist genau im Umgang mit Sprache und Begriffen

(Wenn man das unter Eigenschaften im engeren Sinne fassen möchte).
Sicherlich alles richtig und in der Praxis die Qualitäten, an denen man gute juristische Arbeit erkennt. Aber ich will mich noch nicht ganz von meiner (vielleicht naiv-romantischen) Vorstellung trennen, dass zu einem guten Juristen auch ein Ethos gehört, das sich in erster Linie an Gerechtigkeit und nicht an Opportunität orientiert. Lesetipp: Böckenförde, Vom Ethos der Juristen.
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Ara
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Beitrag von Ara »

guardini hat geschrieben: Mittwoch 9. Januar 2019, 11:38 Sicherlich alles richtig und in der Praxis die Qualitäten, an denen man gute juristische Arbeit erkennt. Aber ich will mich noch nicht ganz von meiner (vielleicht naiv-romantischen) Vorstellung trennen, dass zu einem guten Juristen auch ein Ethos gehört, das sich in erster Linie an Gerechtigkeit und nicht an Opportunität orientiert. Lesetipp: Böckenförde, Vom Ethos der Juristen.
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Beitrag von Liz »

scndbesthand hat geschrieben: Mittwoch 9. Januar 2019, 11:18 Man kann ja versuchen, es auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu bringen:

Ein guter Jurist...

1. findet aus einer großen Masse an Information schnell das Wesentliche heraus
2. kann in kurzer Zeit belastbare Ergebnisse produzieren
3. kann mündlich und schriftlich überzeugen
4. ist genau im Umgang mit Sprache und Begriffen

(Wenn man das unter Eigenschaften im engeren Sinne fassen möchte).
M. E. zu ergänzen um

5. weist eine gewisse Gradlinigkeit auf (anders möglicherweise bei Berufswunsch "Winkeladvokat")
6. hat ein hohes Verantwortungsbewusstsein bei gleichzeitiger Entscheidungsfreude
7. ist sozial kompetent
8. ist flexibel in seiner Arbeitsweise und -organisation
9. kann damit leben, sich auch mal unbeliebt zu machen
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

10. kann Kompliziertes adressatenbezogen herunterbrechen
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Strich
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Beitrag von Strich »

Liz hat geschrieben: Mittwoch 9. Januar 2019, 20:30 ...

M. E. zu ergänzen um

5. weist eine gewisse Gradlinigkeit auf (anders möglicherweise bei Berufswunsch "Winkeladvokat")
6. hat ein hohes Verantwortungsbewusstsein bei gleichzeitiger Entscheidungsfreude
7. ist sozial kompetent
8. ist flexibel in seiner Arbeitsweise und -organisation
9. kann damit leben, sich auch mal unbeliebt zu machen
Hmm da muss ich widersprechen. Die Eigenschaften lassen sich nahtlos auch auf alle anderen höheren Berufe übertragen. Der gute Arzt sollte auch all diese Eigenschaften haben. Es geht hier aber spezifisch um Juristen. Für den guten Juristen ist es auch von Vorteil Englisch auf einem einigermaßen brauchbaren Level zu beherrschen, das gilt aber auch für den guten Englisch Lehrer.
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sai
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Beitrag von sai »

Strich hat geschrieben: Donnerstag 10. Januar 2019, 11:12
Liz hat geschrieben: Mittwoch 9. Januar 2019, 20:30 ...

M. E. zu ergänzen um

5. weist eine gewisse Gradlinigkeit auf (anders möglicherweise bei Berufswunsch "Winkeladvokat")
6. hat ein hohes Verantwortungsbewusstsein bei gleichzeitiger Entscheidungsfreude
7. ist sozial kompetent
8. ist flexibel in seiner Arbeitsweise und -organisation
9. kann damit leben, sich auch mal unbeliebt zu machen
Hmm da muss ich widersprechen. Die Eigenschaften lassen sich nahtlos auch auf alle anderen höheren Berufe übertragen. Der gute Arzt sollte auch all diese Eigenschaften haben. Es geht hier aber spezifisch um Juristen. Für den guten Juristen ist es auch von Vorteil Englisch auf einem einigermaßen brauchbaren Level zu beherrschen, das gilt aber auch für den guten Englisch Lehrer.
Dass ein Arzt eine Fähigkeit oder Eigenschaft braucht, schließt nicht aus, dass es bei einem Juristen genauso ist. Der Fragesteller hat ja nicht nach singulär juristischen Merkmalen gefragt.
Liz
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Beitrag von Liz »


sai hat geschrieben:
Dass ein Arzt eine Fähigkeit oder Eigenschaft braucht, schließt nicht aus, dass es bei einem Juristen genauso ist. Der Fragesteller hat ja nicht nach singulär juristischen Merkmalen gefragt.
Eben. Für eine ganze Reihe an Berufen werden die einzelnen Fähigkeiten in mehr oder weniger großem Umfang erforderlich oder zumindest nützlich sein.
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Strich
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Beitrag von Strich »

sai hat geschrieben: Donnerstag 10. Januar 2019, 11:43 ...
Der Fragesteller hat ja nicht nach singulär juristischen Merkmalen gefragt.
Naja doch. Sonst hätte er gefragt: Was macht einen guten Akademiker/eine gute Führungsperson/einen guten Entscheider/einen guten Leitungsverantwortlichen etc. aus.
Stehe zu deinen Überzeugungen soweit und solange Logik oder Erfahrung dich nicht widerlegen. Denk daran: Wenn der Kaiser nackt aussieht ist der Kaiser auch nackt ... .
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Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Der Dissens hier ist doch heiße Luft. 1.-4. kann man (mindestens mehrheitlich) ebenfalls auf nen Arzt oder Ingenieur übertragen. Die Frage ist abstrakt also gibt es eben auch abstrakte Antworten.
sai
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Beitrag von sai »

Strich hat geschrieben: Donnerstag 10. Januar 2019, 12:58
sai hat geschrieben: Donnerstag 10. Januar 2019, 11:43 ...
Der Fragesteller hat ja nicht nach singulär juristischen Merkmalen gefragt.
Naja doch. Sonst hätte er gefragt: Was macht einen guten Akademiker/eine gute Führungsperson/einen guten Entscheider/einen guten Leitungsverantwortlichen etc. aus.
Nein.

Er hat gefragt:
Was macht eurer Meinung nach einen guten Jurastudenten und später einen guten Juristen aus? Als Menschen, nicht als Noten-Maschine.

Welche Soft Skills und welche Charaktereigenschaften sollte man mitbringen?
Die Frage ist vollkommen offen und nicht auf juratypische Merkmale begrenzt.

Mal ganz abgesehen davon, hast Du oben ausdrücklich einer Aufzählung zugestimmt, die ohne Weiteres auf jeden zweiten Beruf zutrifft.
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