Jurawelt-Forum

Hallo Leute,

ich muss gleich mal dazusagen, ich habe in Österreich Jura (bei uns Jus) studiert, und wir haben bekanntlich ein anderes System als in Deutschland, hier schließt man Jura mit Diplom ab und braucht dann noch Gerichtspraxis und ein paar Jahre Praxiszeit als Rechtsanwaltsanwärter um sich als Rechtsanwalt eintragen lassen zu können.

Nun aber zu meinem Problem, ich bin sicher nicht die Erste, der es so geht: Studium war anfangs ganz nett, ich habe jedoch schon immer subtil gespürt, dass mir das juristische Arbeiten nicht wirklich liegt (Fallprüfungen, Gutachten schreiben,...) und auch keinen Spaß macht...

Nun ja, es ist halt nicht so leicht, sich das einzugestehen, und ich hab zuerst mal gedacht, mach mal Praktika, vl. gefällt dir ja die Praxis besser. Kurz gesagt: das genaue Gegenteil ist passiert - bei jedem Praktikum (Wirtschaftskanzlei, Big Four, öffentlicher Dienst,...) hab ich fast depressive Tendenzen entwickelt - es war mir einfach alles viel zu bürokratisch, langatmig, wortklauberisch, kurzum: ich habe einen richtigen Hass auf Jura entwickelt und will eigentlich niemals wieder im juristischen Bereich (auch nicht im kaufmännischen Bereich) arbeiten.

Ich kenne mich mittlerweile selbst gut genug, um zu wissen, dass das nicht nur eine Phase ist, nein, ich habe einfach unzweifelhaft gemerkt, dass der Bereich Jura/BWL nichts für mich ist. Ich bin zudem auch eher ein "Freigeist", ich kann mir nicht vorstellen, 40 Stunden in einem Büro eingesperrt zu sein, und von 8 bis 5 zu arbeiten, ich wünsche mir entweder einen Job, mit etwas mehr Freiheiten (zb Homeoffice oder Dienstreisen, die das Ganze etwas abwechslungsreicher machen), oder einen Teilzeitjob.

Was nun? Ich sollte gerade eigentlich nach Jobs suchen, aber ich bin wie blockiert - ich habe keine Ahnung, was ich machen möchte/könnte, und ich möcht mich auch nicht schon wieder auf "irgendwelche" Stellen bewerben, sonst komm ich nur wieder vom Regen in die Traufe.

Was suche ich hier? In erster Linie Leute, denen es vl. ähnlich geht/ging und eure Erfahrungsberichte, wie ihr trotz Jura-Abschluss außerhalb der Juristerei beruflich angekommen seit...

Danke schonmal im Voraus!

slangslang89 hat geschrieben: ↑Montag 1. Juli 2019, 14:00Nun ja, es ist halt nicht so leicht, sich das einzugestehen, und ich hab zuerst mal gedacht, mach mal Praktika, vl. gefällt dir ja die Praxis besser. Kurz gesagt: das genaue Gegenteil ist passiert - bei jedem Praktikum (Wirtschaftskanzlei, Big Four, öffentlicher Dienst,...) hab ich fast depressive Tendenzen entwickelt - es war mir einfach alles viel zu bürokratisch, langatmig, wortklauberisch, kurzum: ich habe einen richtigen Hass auf Jura entwickelt und will eigentlich niemals wieder im juristischen Bereich (auch nicht im kaufmännischen Bereich) arbeiten.

Das ist ja in Ordnung, und auch eine wichtige Erkenntnis.

Noch wichtiger wäre dann noch die Antwort auf eine andere Frage: In welchem Bereich würdest Du denn gerne arbeiten?

slangslang89 hat geschrieben: ↑Montag 1. Juli 2019, 14:00Ich bin zudem auch eher ein "Freigeist", ich kann mir nicht vorstellen, 40 Stunden in einem Büro eingesperrt zu sein, und von 8 bis 5 zu arbeiten, ich wünsche mir entweder einen Job, mit etwas mehr Freiheiten (zb Homeoffice oder Dienstreisen, die das Ganze etwas abwechslungsreicher machen), oder einen Teilzeitjob.

Ich fürchte fast, das hilft bei der Entscheidungsfindung nur begrenzt weiter; die meisten Menschen würden wohl, wenn sie es sich aussuchen könnten, lieber weniger und zudem abwechslungsreich arbeiten. Deine Vorliegen mögen dann sicherlich manch andere Tätigkeit ebenfalls ausschließen, führen aber auch noch nicht zu einer Antwort auf die Frage, was Du denn gerne machen möchtest.

slangslang89 hat geschrieben: ↑Montag 1. Juli 2019, 14:00ich habe keine Ahnung, was ich machen möchte/könnte

Bei dieser doch sehr persönlichen Frage wird man Dir vermutlich nur sehr begrenzt weiterhelfen können ...

Wie alt bist du denn? Willst du noch mal studieren? Oder eine Ausbildung machen? Hast du dein Diplom schon? Du kannst auch in Deutschland mit dem 1. Staatsexamen in einem weniger juristisch geprägten Beruf arbeiten, zB als Journalistin. Die haben für Volontäre in der Regel nur ein abgeschlossenes Hochschulstudium als Voraussetzung.

Ich bin 30... und ja, ich hab das Diplom schon... das Problem ist halt, ich weiß nicht so genau, was ich machen möchte/könnte... ich bin grade wie gesagt wie blockiert... ich kann schon Bereiche nennen, die mich sehr interessieren (Medizin, Psychologie zB), aber das sind alles Jobs, wo man ohne weiteres Studium nicht reinkommt... und ehrlich gesagt hab ich grad sehr wenig Lust nochmal zu studieren (geschweige denn die finanziellen Mittel dazu).

Journalismus ist glaub ich eher nichts für mich... und ich hab jetzt auch nicht so den Top-Lebenslauf (bin schon 30 (weil Ausbildung davor), relativ lange studiert,...), dass ich da reinkommen würde...

slangslang89 hat geschrieben: ↑Montag 1. Juli 2019, 15:52ich kann schon Bereiche nennen, die mich sehr interessieren (Medizin, Psychologie zB), aber das sind alles Jobs, wo man ohne weiteres Studium nicht reinkommt...

Hinzu kommt, dass die üblichen Tätigkeiten als Ärztin oder Psychologin in der Regel weder im Homeoffice erfolgen können noch mit regelmäßigen Dienstreisen verbunden sind oder anderweitig große Freiheiten ermöglichen (und auch eine Teilzeittätigkeit mir jedenfalls im medizinischen Bereich nicht sehr verbreitet erscheint).

Oder wie wäre es z.B. mit einer Tätigkeit als Strafverteidiger? Die ließe sich zumindest so einrichten, dass man viele Dienstreisen (Gericht, JVA) macht, mitunter relativ wenig klassisches "Jura", und die Akten kann man (wenn man gerade keine Auswärtstermine hat) gerne auch mal im "Homeoffice" auf dem iPad lesen ...

TobiasG hat geschrieben: ↑Montag 1. Juli 2019, 16:59Oder wie wäre es z.B. mit einer Tätigkeit als Strafverteidiger?

Das hatte ich auch schon überlegt, die TE aber so verstanden, dass Jura und BLW per se ausscheiden und generell nur andere Tätigkeiten in Betracht kommen, bei denen dann die übrigen Rahmenbedingungen zu beachten sind.

Ja Strafverteidiger scheidet eigentlich aus... ich stell es mir zwar spannend vor, aber dieses ständige "Streiten" als Strafverteidiger ist nicht meins...

Also eigentlich möcht ich komplett was anderes machen... nicht so einfach...

Falls ihr Geschichten habt von Leuten, die Jura studiert haben und jetzt was komplett anderes machen - nur her damit! Jeden Inspiration ist willkommen!

slangslang89 hat geschrieben: ↑Dienstag 2. Juli 2019, 11:26 Ja Strafverteidiger scheidet eigentlich aus... ich stell es mir zwar spannend vor, aber dieses ständige "Streiten" als Strafverteidiger ist nicht meins...

Also eigentlich möcht ich komplett was anderes machen... nicht so einfach...

Falls ihr Geschichten habt von Leuten, die Jura studiert haben und jetzt was komplett anderes machen - nur her damit! Jeden Inspiration ist willkommen!

Habe einen Freund, der kurz vor dem zweiten Examen einen mordsmäßigen Hass auf Jura hatte und bei dem gar nichts mehr ging. Der ist dann nach den schriftlichen (in der Wahlstation) bei einer NGO gewesen und dort sehr glücklich gewesen - hatte wohl wenig mit juristischer Arbeit zu tun und bei einer im Raum stehenden späteren Beschäftigung kamen auch Auslandsstationen in Betracht. VIelleicht ja so was?

https://m.spiegel.de/karriere/studierte ... 81942.html

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Kroate hat geschrieben: ↑Dienstag 2. Juli 2019, 12:00 https://m.spiegel.de/karriere/studierte ... 81942.html

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Endlich weiß ich was ich später mit dem Studium anfangen soll!

slangslang89 hat geschrieben: ↑Montag 1. Juli 2019, 15:52 bin schon 30 (weil Ausbildung davor)

Was ist damit?

das war eine kaufmännische Ausbildung - gehört also zum Bereich "will ich nicht"

Ich kenne jemanden, der nach dem 1. deutschen StEx ein Traineeprogramm der Lufthansa gemacht hat und nun als Referent für ein Vorstandsmitglied arbeitet, hat wohl auch nur noch bedingt was mit Jura zu tun. Vielleicht findest du ja mehr Inspiration, wenn du nach "Traineeprogramm" googelst?

Ich befinde mich exakt in der gleichen Situation, mich würde interessieren, was der threadersteller heute so macht.