Abiturzeugnis mit Berufserfahrung beilegen?

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Muirne
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Re: Abiturzeugnis mit Berufserfahrung beilegen?

Beitrag von Muirne »

Es ist ja auch berechtigte Kritik, insbesondere die Überlastung, das will ich gar nicht absprechen. Aber es ist trotz Gejammer, was ich an sich nicht schlimm finde, eben auch nicht überraschend, gerade doch das mit den Karrierechancen.
Die Bezahlung ist jedenfalls als Proberichter zu niedrig für den Arbeitsaufwand, ja.
Gleichwohl glaube ich nicht, dass der Anteil an Machtgierigen jetzt wahnsinnig steigt, nur weil das VB gefallen ist. Die gibts doch auch unter VBlern. Genau wie Idealisten. Ich würde mich auf jeden Fall als Idealisten bezeichnen, aber es gibt nun mal auch Vorteile, die der Beruf unabhängig von der moderaten Bezahlung hat und zwar Selbstständigkeit, Abwechslung, Anspruch, gewisse Freiheit und Unabhängigkeit. Das sind Vorteile, die du woanders bei nem guten Gehalt in Summe eher selten hast und da setzt dann eben die Prioritätensetzung ein.

Mag sein, dass man durch bessere Arbeitsbedingungen noch qualifiziertere Leute bekäme, aber ich habe nicht ernsthaft den Eindruck gewonnen als würden da jetzt nur Deppen eingestellt.
»Natürlich ist das herablassend. Torquemada ist mir gegenüber herablassend, ich bin esprit gegenüber herablassend. So ist die Nahrungskette in diesem Forum nunmal.« - Swann
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Strich
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Re: Abiturzeugnis mit Berufserfahrung beilegen?

Beitrag von Strich »

Muirne hat geschrieben: Sonntag 5. Januar 2020, 18:39 ...
aber es gibt nun mal auch Vorteile, die der Beruf unabhängig von der moderaten Bezahlung hat und zwar Selbstständigkeit, Abwechslung, Anspruch, gewisse Freiheit und Unabhängigkeit. Das sind Vorteile, die du woanders bei nem guten Gehalt in Summe eher selten hast und da setzt dann eben die Prioritätensetzung ein.

...
Der örtliche Notar wischte sich gerade mit nem 500er ne Lachträne aus dem Auge ...

Die Vorteile, die du aufzählst, fühlen sich in der Praxis durch den Arbeitsaufwand nicht so an.
Stehe zu deinen Überzeugungen soweit und solange Logik oder Erfahrung dich nicht widerlegen. Denk daran: Wenn der Kaiser nackt aussieht ist der Kaiser auch nackt ... .
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Muirne
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Re: Abiturzeugnis mit Berufserfahrung beilegen?

Beitrag von Muirne »

Strich hat geschrieben: Montag 6. Januar 2020, 16:42
Muirne hat geschrieben: Sonntag 5. Januar 2020, 18:39 ...
aber es gibt nun mal auch Vorteile, die der Beruf unabhängig von der moderaten Bezahlung hat und zwar Selbstständigkeit, Abwechslung, Anspruch, gewisse Freiheit und Unabhängigkeit. Das sind Vorteile, die du woanders bei nem guten Gehalt in Summe eher selten hast und da setzt dann eben die Prioritätensetzung ein.

...
Der örtliche Notar wischte sich gerade mit nem 500er ne Lachträne aus dem Auge ...

Die Vorteile, die du aufzählst, fühlen sich in der Praxis durch den Arbeitsaufwand nicht so an.
Verstehe ich schon. Aber Notar ist für die meisten jetzt nicht die logische Alternative.
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Strich
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Re: Abiturzeugnis mit Berufserfahrung beilegen?

Beitrag von Strich »

Wer Unabhängigkeit, Neutralität, Kreativität, normale Arbeitszeiten (40h Woche) und Abwechslung sucht, ist da aber genau richtig aufgehoben und wird einigermaßen fürstlich entlohnt.
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Tibor
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Abiturzeugnis mit Berufserfahrung beilegen?

Beitrag von Tibor »

Kreativität? Die Wahl zwischen Times New Roman oder Arial?

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Muirne
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Re: Abiturzeugnis mit Berufserfahrung beilegen?

Beitrag von Muirne »

Strich hat geschrieben: Montag 6. Januar 2020, 19:07 Wer Unabhängigkeit, Neutralität, Kreativität, normale Arbeitszeiten (40h Woche) und Abwechslung sucht, ist da aber genau richtig aufgehoben und wird einigermaßen fürstlich entlohnt.
Ich meinte auch in erster Linie (aber keinesfalls nur) von den Voraussetzungen. Inhaltlich hat mich das nie gereizt und so habe ich mich nie damit beschäftigt. Kann nicht beurteilen was davon zutrifft. Meine 2, 3 Notarfreunde wollten das aber schon immer machen, während die, die es nicht schon immer wollten und die Noten trotzdem hätten auch nie auf die Idee kommen würden. Bei uns war das zudem immer so ein 12, 13 Punkte Ding, nicht selten Landesbestenliste ganz oben. Das ist doch wohl kaum die gängige Alternative für die meisten Proberichter, weshalb es doch müßig ist das zu vergleichen. Wer Notar wirklich genauso gut findet wie Richteramt und die Noten hat, wäre natürlich dumm, nicht Notar zu werden.
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Re: Abiturzeugnis mit Berufserfahrung beilegen?

Beitrag von Sektnase »

Irre ich mich, oder ist das Einstiegsgehalt der Richter gar nicht so mies?

Angeblich soll R1 doch in der realen Welt ca. 60.000€ brutto aufwärts entsprechen. Dass in Frankfurt Juristen 120.000 Euro brutto kriegen, bildet ja kaum den Durchschnitt ab. Ich kenne in einer kleineren Großstadt eher 40-60.000€ als Anfangsgehalt. Und damit meine ich jetzt nicht die super spezialisierten Boutiquen, die zufällig nicht in irgendeiner Millionenstadt hocken. Viel weniger als ein Proberichter dürften Anwälte in kleineren und mittleren Kanzleien doch auch nicht arbeiten.. mal abgesehen davon, dass in der Justiz doch zumindest die Aussicht besteht, nach ein paar Jahren circa mit 40h auszukommen!

Die einzige Erklärung scheint mir also das Gehalt nach ein paar Jahren zu sein, dass sich in R1 (und darüber hinaus) ggf nicht so sehr entwickelt wie anderswo. Beschwert wird sich aber ja immer über den Proberichter, also das Einstiegsgehalt :-s

Edit: und die Noten würde ich jetzt mal außen vor lassen, weil auch wer VB hat nicht nur zwischen GK und Justiz wählen kann/will.
In einem Umfeld, in dem mittelschwere Hurensöhnigkeit häufig zum Stellenprofil gehört, muss einen nicht wundern, wenn man Scheiße behandelt wird. -Blaumann
Carlos84
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Re: Abiturzeugnis mit Berufserfahrung beilegen?

Beitrag von Carlos84 »

Ich sehe eigtl. keinen Grund, warum man das Abizeugnis nicht einfach beilegt. Zu einer vollständigen Personalakte gehört der schulische Abschluss m.E. dazu und ich wüßte auch nicht, warum du derart die Aufmerksamkeit darauf lenken willst und das als Makel ansiehst, weil es scheinbar nicht in deinen sonstigen Lebenslauf passt!?

Meine Abinote ist auch nicht berauschend (3,4). Ich war einfach stinkendfaul - aber mir wurde das noch NIE überhaupt negativ angekreidet...im Gegenteil, immer (dirkt in den Ref-Stationen war das aber auch nur) eher auf: "na da ist Jura ja scheinbar total ihr Ding" oder "super, was sie da im 1. Examen erreicht haben". Wüßte jetzt auch nicht, was jemand da überhaupt an ausschlaggebendem Gewicht beimessen sollte - liegt ja zum Berufsbeginn auch nun wirklich bei den meisten mindestens(!) gute 7+ Jahre zurück. Ich bin auch noch nie darauf gekommen, mir darüber beim Abschicken von Bewerbungen derart weitreichende Gedanken darüber zu machen.
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Tibor
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Re: Abiturzeugnis mit Berufserfahrung beilegen?

Beitrag von Tibor »

Carlos84 hat geschrieben:Ich sehe eigtl. keinen Grund, warum man das Abizeugnis nicht einfach beilegt. Zu einer vollständigen Personalakte gehört der schulische Abschluss m.E. dazu ...

... mir wurde das noch NIE überhaupt negativ angekreidet...im Gegenteil, immer (dirkt in den Ref-Stationen war das aber auch nur) eher auf: "na da ist Jura ja scheinbar total ihr Ding" oder ...
Dir ist schon klar, dass das höchstgradig widersprüchlich ist? Du sagst erst, dass das Abiturzeugnis zur Personalakte gehört, aber zugleich zeigst du die Irrelevanz der Daten an. Was denn nun? Was hat der schulische Werdegang mit Personalfragen zu tun? Kann man nicht davon ausgehen, dass die Universität/Prüfungsamt die Hochschulreife hinreichend geprüft hat? Gehört dann nicht auch die Geburtsurkunde dazu? Nachher macht sich noch jemand älter als er ist, um mehr Berufserfahrung vorzuspielen?

Im Ernst: in Zeiten von Datensparsamkeit hat es keinen Personaler zu interessieren, welche Sport- oder Musiknote ein Jurist vor zig Jahren in der 11. Klasse hatte.
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