Arbeit eines Verwaltungsrichters

Für alle Fragen, die sich speziell für Richter, Staatsanwälte oder Verwaltungsbeamte ergeben, z.B. Bewerbung, Arbeitszeit, Laufbahnentwicklung, Wechsel des Bundeslandes oder der Gerichtsbarkeit usw.

Moderator: Verwaltung

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Haddock
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Re: Arbeit eines Verwaltungsrichters

Beitrag von Haddock »

alekr hat geschrieben: Montag 10. August 2020, 15:47 Hier mal die Erfahrungen eines ganz frischen Richters an einem brandenburgischem VG
Sehr interessant, vielen Dank dafür! Ich werde am Montag in NRW als Proberichter in der Verwaltungsgerichtsbarkeit anfangen. Bin schon sehr gespannt, was mich dort erwartet.
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Re: Arbeit eines Verwaltungsrichters

Beitrag von cicero_ »

Haddock hat geschrieben: Dienstag 11. August 2020, 19:13
alekr hat geschrieben: Montag 10. August 2020, 15:47 Hier mal die Erfahrungen eines ganz frischen Richters an einem brandenburgischem VG
Sehr interessant, vielen Dank dafür! Ich werde am Montag in NRW als Proberichter in der Verwaltungsgerichtsbarkeit anfangen. Bin schon sehr gespannt, was mich dort erwartet.
Es wäre super, wenn du dann nach einiger Zeit mal ein Zwischenfeedback geben könntest, wie es dir so ergangen ist, da NRW sicher für einige von Interesse ist ;) Ansonsten viel Erfolg für den Start!
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scndbesthand
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Arbeit eines Verwaltungsrichters

Beitrag von scndbesthand »

Keine Zeit!

Ein abgesoffenes Assessoren-Dezernat am Stehpult im Gemeinschaftsbüro der Proberichter auf Vordermann bringen und vor der Arbeit noch Brennesseln für die Suppe sammeln zu müssen verbietet eine weitere ausgedehnte Aktivität hier im Forum.

Dazu kommt die Zeit, in der man neidisch darüber nachdenkt, warum der Kammerbaron in einem 45 qm Büro mit Sitzgruppe, Besprechungstisch, Kunst und mit Schutzhaube abgedecktem PC sitzt und weiter Verfügungen mit Goldfüller auf Poststücke schmieren darf.
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Re: Arbeit eines Verwaltungsrichters

Beitrag von Muirne »

scndbesthand hat geschrieben: Mittwoch 19. August 2020, 08:42 Keine Zeit!

Ein abgesoffenes Assessoren-Dezernat am Stehpult im Gemeinschaftsbüro der Proberichter auf Vordermann bringen und vor der Arbeit noch Brennesseln für die Suppe sammeln zu müssen verbietet eine weitere ausgedehnte Aktivität hier im Forum.

Dazu kommt die Zeit, in der man neidisch darüber nachdenkt, warum der Kammerbaron in einem 45 qm Büro mit Sitzgruppe, Besprechungstisch, Kunst und mit Schutzhaube abgedecktem PC sitzt und weiter Verfügungen mit Goldfüller auf Poststücke schmieren darf.
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Spencer
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Re: Arbeit eines Verwaltungsrichters

Beitrag von Spencer »

scndbesthand hat geschrieben: Mittwoch 19. August 2020, 08:42 Dazu kommt die Zeit, in der man neidisch darüber nachdenkt, warum der Kammerbaron in einem 45 qm Büro mit Sitzgruppe, Besprechungstisch, Kunst und mit Schutzhaube abgedecktem PC sitzt und weiter Verfügungen mit Goldfüller auf Poststücke schmieren darf.
Ich glaube, du verkennst da ein wenig den Gehaltsunterschied zwischen R1 und R2 😉

Zudem dürften die meisten Vorsitzenden schon Kinder haben. Ich habe den Eindruck, da sitzt das Geld weniger locker als bei so manchem Proberichter. Da bringt man sich schon mal die selbstbelegten Butterstullen ins Büro mit, statt die 3,50 Euro in den Kantineneintopf zu investieren. Die verklinkerte Doppelhaushälfte im Vorort will schließlich bis zum 65. des Kammerbarons abbezahlt sein 😬
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Re: Arbeit eines Verwaltungsrichters

Beitrag von Versicherungsnehmer »

Kammerbaron ist übrigens auch "nur" R 1.
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Re: Arbeit eines Verwaltungsrichters

Beitrag von sai »

R2
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Re: Arbeit eines Verwaltungsrichters

Beitrag von Liz »

Vielleicht sollte zunächst Einigkeit über den Begriff des "Kammerbarons" erzielt werden, bevor darüber spekuliert wird, wovon er den Goldfüller bezahlt.
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Re: Arbeit eines Verwaltungsrichters

Beitrag von scndbesthand »

Laut Urs Blankscher Definition (sinngemäß wiedergegeben) ist der Kammerbaron doch ein RiLG, der noch keine andere Verwendung hatte als in der betreffenden Kammer, eine solche auch nicht mehr anstrebt und schon langjährig dort ist. R1 wäre also die richtige Antwort.

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Re: Arbeit eines Verwaltungsrichters

Beitrag von batman »

Soll das eine hermeneutisch saubere Herleitung sein?
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Re: Arbeit eines Verwaltungsrichters

Beitrag von sai »

scndbesthand hat geschrieben: Donnerstag 20. August 2020, 15:07 Laut Urs Blankscher Definition (sinngemäß wiedergegeben) ist der Kammerbaron doch ein RiLG, der noch keine andere Verwendung hatte als in der betreffenden Kammer, eine solche auch nicht mehr anstrebt und schon langjährig dort ist. R1 wäre also die richtige Antwort.

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Ah, ok. Die Kollegen heißen hier Sitzkissen oder Handtücher ;)
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Re: Arbeit eines Verwaltungsrichters

Beitrag von Tibor »

Spencer hat geschrieben: Donnerstag 20. August 2020, 12:00 Zudem dürften die meisten Vorsitzenden schon Kinder haben. Ich habe den Eindruck, da sitzt das Geld weniger locker als bei so manchem Proberichter. Da bringt man sich schon mal die selbstbelegten Butterstullen ins Büro mit, statt die 3,50 Euro in den Kantineneintopf zu investieren. Die verklinkerte Doppelhaushälfte im Vorort will schließlich bis zum 65. des Kammerbarons abbezahlt sein 😬
Schiebt doch nicht alles auf die Kinder. Das Problem ist dann eher, dass die Ehefrau zu Hause rumsitzt, nicht zum Haushaltseinkommen beiträgt, Sonderausgaben (Ponyhof) verursacht und man sich zugleich die heimliche Beziehung zur neuen Beschäftigten der Geschäftsstelle auch noch etwas kosten lassen muss.
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Re: Arbeit eines Verwaltungsrichters

Beitrag von Blaumann »

Kinder und Ehefrauen tragen doch im Staatsdienst direkt zum Haushaltskommen bei. Auch insofern ist R1 also gut mit ALG2 vergleichbar.
sai
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Re: Arbeit eines Verwaltungsrichters

Beitrag von sai »

Blaumann hat geschrieben: Donnerstag 20. August 2020, 16:39 Kinder und Ehefrauen tragen doch im Staatsdienst direkt zum Haushaltskommen bei. Auch insofern ist R1 also gut mit ALG2 vergleichbar.
Gerade bei den SGs immer wieder beliebt: die Kundschaft aus den morgendlichen Verhandlungen später auf einen kleinen Plausch in der Schlange vor der Tafel zu treffen.
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Haddock
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Re: Arbeit eines Verwaltungsrichters

Beitrag von Haddock »

Der Berufseinstieg war jedenfalls sehr schön. Gerade in der Kammer wurde ich sehr herzlich aufgenommen, ich habe bis jetzt aber noch niemanden aus dem Kollegium getroffen, der/die nicht nett zu mir gewesen ist.

Richtigen Arbeitsstress hatte ich in der ersten Woche noch nicht. Laut meiner Dezernatsliste bin ich Herrscher über ca. 150 anhängige Verfahren. Man nimmt sich aber zunächst sehr viel Zeit, mir die E-Akte nebst zugehöriger Verfügungstechnik beizubringen. Zumindest bei der Alltagspost gibt es schon die ersten Ansätze von Routine.

Die Ausstattung finde ich voll okay.
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