Tibor hat geschrieben: ↑Freitag 4. November 2022, 10:04Das entspricht einem Angestelltenbrutto von ca. 6.800€. (...) Das sind Nettobeträge, die man „als Angestellter“ ohne Verantwortung eigentlich nirgends verdienen kann.
Naja, mal die Kirche im Dorf lassen. Das sind knapp über 80.000 Euro brutto im Jahr, was als Angestellter (mit Hochschulabschluss), auch ohne Personalverantwortung, kein wirklich illusorisches Gehalt - zumal nach einigen Jahren Berufserfahrung - ist. Bei uns (großes Unternehmen, aber im Branchenvergleich beim Gehalt am unteren Ende) steigt man frisch von der Uni mit Masterabschluss in der Regel in der höchsten Stufe des Tarifvertrags ein (Grundgehalt iHv rund 64.000 Euro plus 10% bis 20% Bonus). Nach ein paar Jahren dann im AT-Bereich sind die allermeisten sechsstellig. In vielen Unternehmen, insbesondere in der Industrie, kommen dann noch Goodies wie Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld, kostenloses oder stark subventioniertes Essen in der Kantine, günstige Leasingkonditionen für's Auto etc hinzu und das bei Arbeitszeiten (35h bis 41h die Woche mit Stechuhr), die weit unter dem liegen, was manch junger Richter oder Staatsanwalt leisten muss. Bei Aldi steigt man als Trainee übrigens auch schon mit 65.000 Euro (plus Firmenwagen) ein und wenn man die oben verlinkte Seite zum Maßstab nimmt, verdienen immerhin 14% der Angestellten mit mittlerer Reife und Ausbildung mehr als der (junge) R1-Richter
Und als weitere Randbemerkungen: hohe Pensionen sind ja nett, aber wenn man dann mit Ende 60 doch Krebs bekommt und die Löffel abgeben muss, nützen die weder mir und meinen Angehörigen auch nur eingeschränkt - muss man dann wenn man eine Gesamtbetrachtung anstellt fairerweise auch irgendwie berücksichtigen.
Insgesamt muss man als Richter sicherlich nicht Hunger leiden und auch in München nicht aufstocken, sich anderseits aber einzureden, man verdiene in Gehaltsregionen, die andere "nirgends" erreichen grenzt dann auch etwas an Realitätsverweigerung. Und insofern mal der Tipp an die Richterkollegen, fragt mal in eurem Bekanntenkreis, der ansonsten mit dem öffentlichen Dienst und Besoldungstabellen keine Berührungen hat, was der meint, was ein Richter verdient (gleiches gilt eigentlich für alle juristischen Berufe außerhalb des Großkanzleikosmos).
I would prefer not to.