Schnitte hat geschrieben: ↑Donnerstag 15. Mai 2025, 17:33
Ich hab mir hier mal die Mühe gemacht, das zusammenzutragen, was die Länder derzeit so zum Thema Richtereinstellung kommunizieren:
- Baden-Württemberg: "in der Regel" 8,0 im Ersten und 8,0 im Zweiten, "im Einzelfall auch weniger. https://www.mit-recht-in-die-zukunft.de ... bewerbung/
- Bayern: 8,00 im Zweiten. https://www.justiz.bayern.de/berufe-und ... sanwaelte/
- Berlin: Mindestens 9 im ersten und 9 im Zweiten. https://www.berlin.de/sen/justv/ueber-u ... 422621.php
- Brandenburg: Im Moment keine Ausschreibung.
- Bremen: 7 im Ersten, 8 im Zweiten, 16 in der Summe. https://www.justiz.bremen.de/karriere/s ... robe-19789
- Hamburg: VB in beiden. https://justiz.hamburg.de/richtereinstellungen
- Hessen: 15 in der Summe, davon 7,5 im Zweiten. "Im Einzelfall" auch 15 in der Summe und 7 im Zweiten. https://karriere.justiz.hessen.de/einst ... in-richter
- Mecklenburg-Vorpommern: "In der Regel" befriedigend im Ersten und 8 im Zweiten; bei besonderer fachlicher Qualifikation auch 7 im Zweiten. https://karriere-in-mv.de/stelle/6805-p ... hter-w-m-d
- Niedersachsen: 8 im Zweiten, bei besonderer fachlicher Qualifikation auch befriedigend im Zweiten. https://www.stark-fuer-gerechtigkeit.de ... ichter-in/
- Nordrhein-Westfalen: "Vorzugsweise" 9 im Zweiten, mindestens aber 7,76. https://www.olg-duesseldorf.nrw.de/beho ... /index.php
- Rheinland-Pfalz: "In der Regel" 8 im Zweiten. https://jm.rlp.de/ministerium/karriere/standard-titel
- Saarland: Je 7,5 in beiden oder 9 im Zweiten. https://www.saarland.de/DE/portale/karr ... hter_probe
- Sachsen: "In der Regel" 7 im Zweiten und 14 in der Summe. https://www.justiz.sachsen.de/content/1032.htm
- Sachsen-Anhalt: Befriedigend in beiden und 16 in der Summe. https://justiz.sachsen-anhalt.de/gerich ... -auf-probe
- Schleswig-Holstei: Im "Grundsatz" zweimal 9. https://www.schleswig-holstein.de/DE/la ... anwaelte_2
- Thüringen: Befriedigend in beiden und 14 in der Summe. https://justiz.thueringen.de/karriere/einstellunghjd
Das sind jeweils nur kommunizierte Richtwerte, keine empirischen Datenj tatsächlicher Einstellungen, gibt aber doch einen bundesweiten Eindruck der Lage.
Führt nur bedingt weiter.
Wir müssen auch die Noteninflation in den Blick nehmen.
Also, wenn früher 10% die 9 Punkte in Land x schafften, die dort Mindestvoraussetzung sind, und die Richterstellen alle besetzt werden konnten, dann wurden die Richter aus einem Pool der 10% besten Absolventen rekrutiert.
Wenn später plötzlich 25% die 9 Punkte schaffen, dann ist der Pool ceteris paribus größer, und die Aussage, alle Richterstellen konnten mit geeigneten Bewerbern besetzt werden, verliert ceteris paribus - als Test für die Attraktivität des Dienstes - an Gewicht.
Wenn man dann zusätzlich zur Noteninflation noch die Hürde senkt, zB auf 7.5 Punkte, dann hat man plötzlich 40% der Absolventen im Pool.
Klar, dass es leichter ist, alle Stellen zu besetzen, wenn man den Pool so massiv vergrößert.
Das Prinzip der Bestenauslese ist dann aber längst mausetot. Und eine Ableitung, wie attraktiv der Staatsdienst noch ist, wird immer weniger tragfähig.
Dazu ein Zitat / Richterbund, Landesgruppe Berlin:
Festzustellen ist, dass sich die Examensnoten seit Jahren stetig verbessern. Während im Jahr 2002 13,34 % der Geprüften ein Vollbefriedigend und 37,35 % ein Befriedigend erhielten, waren es zehn Jahre später 24,3 % bzw. 44,4 %. Im Jahr 2022 erhielten doppelt so viele Geprüfte ein Gut wie vor 20 Jahren, 22,4 % ein Vollbefriedigend und 49,30 % ein Befriedigend. Die Nichtbestehensquote sank von 21,56 % im Jahr 2002 auf 10,0 % im Jahr 2022. Damit erfüllen heute weit über 50 % der Absolventinnen und Absolventen die formalen Notenanforderungen für eine Einstellung in den höheren Justizdienst, was in starkem Kontrast zu der 10-%-Orientierung des BVerfG zur Bestenauslese steht (BVerfG, Urteil vom 5. Mai 2015 – 2 BvL 17/09, Rn. 152; deutlich auch BVerwG, Vorlagebeschluss vom 22. September 2017 – 2 C 56/16, 2 C 57/16, 2 C 58/16, Rn. 84: “Die vom Bundesverfassungsgericht in Bezug genommene Größenordnung der besten 10 % der Absolventen ist nicht annähernd erreicht.”).
https://www.drb-berlin.de/mitgliedschaf ... ssetzungen