Tibor hat geschrieben: ↑Sonntag 17. Oktober 2021, 13:56
Joshua hat geschrieben:
Die Umsatzsteuer ist bereits sozial gestaffelt. Denn der kleine Mann profitiert sehr von dem geminderten Steuersatz auf Nahrung.
Dann schau dir mal den Konsumkorb an und gucke, wie viel € auf Lebensmittel und wie viel € Konsum auf 19% Ust entfällt. Wie gesagt, es geht mir nur um deinen Mythos der Einkommensteuerbelastung. Diese ist wie gezeigt bei 6.000€ Brutto und 4-köpfiger Familie bei 6%; allein die Ust schlägt kräftiger zu; das es andere Belastungen gibt habe ich nicht bezweifelt. Mir geht es nur um Steuerbelastung, weil du dem typischen Fehler aller Linksbourgeoisen unterliegst, der seine Position als Arm und seine Steuerbelastung als hoch betrachtet.
1. Statistisch unstreitig: Je geringer das Einkommen, desto größer der relative Anteil des Gehalts, der für Nahrungsmittel ausgegeben wird. Von daher ist mein Argument richtig, dass Leute mit kleinen Einkommen relativ stärker von dem geminderten Umsatzsteuersatz profitieren.
2. Du verwendest einen deiner Tricks, indem du das verheiratete Paar zum Normalfall deklarierst. Dabei setzt du das Ehegattensplitting, das nicht frei von Zweifeln ist, voraus. Andere Lebens- und Familienmodelle, bei denen sich rasch eine viel höhere Einkommenteuerbelastung mittlerer Einkommen ergeben kann, bleiben außen vor. Zweiter Trick: Du wählst Einkommen erheblich unter dem bundesdeutschen Medianeinkommen, obwohl ich die Mittelschicht insgesamt adressiert hatte. Dann landest du - oh Wunder - bei 6%.
3. Der dickste Posten bleiben die Mieten, für die dein Argument mit der Umsatzsteuer gerade nicht greift:
Fast jeder zweite der rund 8,4 Millionen Haushalte mit einer Mietwohnung in einer deutschen Großstadt gibt laut einer Studie mehr als 30 Prozent seines Nettoeinkommens für die Miete aus. Gut ein Viertel der Haushalte müsse mindestens 40 Prozent des Einkommens für Warmmiete und Nebenkosten aufwenden, heißt es in einer von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung geförderten Untersuchung. Knapp 12 Prozent der Großstadthaushalte benötigten sogar mehr als die Hälfte ihres Einkommens für die Miete.
Quelle:
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/ ... 89947.html
4. Ich habe nicht nur von der steuerlichen Entlastung von 3000 €-Brutto-Verdienern gesprochen, sondern auch die Mittelschicht iwS in den Blick genommen. Dazu zählt z.B. auch der Facharbeiter in der Produktion mit 50.000 Euro brutto, und dem tut die ESt je nach Familienmodell schon durchaus weh, was unnötig ist.
5. Der Spitzensteuersatz liegt bei 42 Prozent und wird ab einem Gehalt von 57.919 Euro fällig. Das ist und bleibt ein sehr schlechter Scherz. Jeder Euro 57.919 Euro bis 70.000 € (und das ist immer noch Mittelschicht!) wird damit genauso besteuert wie jeder Euro des Fußballmillionarios z.B. im Bereich 15.000.000 bis 16.000.000 Euro. Nur das letzterer zigtausend Immobilien- und sonstige Abschreibungsmodelle hat und seine effektive Steuerlast drücken kann, während "Melkkuh Mittelschicht" brav zahlt. Auch dazu gibt es zahlreiche Untersuchungen, die du als Jurist eigentlich kennen solltest!!!
6. Die eigentlichen Ungerechtigkeiten (Finanzierung der Sozialsysteme v.a. durch den Faktor Arbeit, kaum den Faktor Kapital) wurden noch gar nicht angesprochen.