Fyrion hat geschrieben: ↑Mittwoch 17. August 2022, 17:52
Die Wirtschaft bricht aber ohnehin eher früher als später zusammen. Falls es hier noch nicht gepostet wurde:
https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm ... id=4167193
Wem es zu lange dauert die Yale Studie zu lesen, einmal zusammengefasst auf Gutdeutsch: Russland ist vollkommen am Arsch, egal welche Metrik man heranziehen. Die Sanktionen wirken nicht nur, sie sind existenzvernichtend. Im besten Fall bricht bald ein Bürgerkrieg aus und Russland zerfällt in seine Einzelteile, das wäre natürlich das Beste für die Menschheit, wenn wir dem Monster zuvor noch seine Atomwaffen nehmen.
Ich habe die YALE-tudie auch schon zitiert.
Nach Prüfung am letzten WE muss ich sagen:
Sie ist leider gröbster Unfug.
Die russische Wirtschaft kollabiert derzeit nicht in dem Maße, wie es Schlagworte und Kernaussagen der Yale-Studie nahelegen
Die Kernaussage der YALE-Studie ist wohl:
As a result of the business retreat, Russia has lost companies representing ~40% of its GDP, reversing nearly all of three decades’ worth of foreign investment and buttressing unprecedented simultaneous capital and population flight in a mass exodus of Russia’s economic base
Das ist grob verzerrend.
Denn:
1. Die Prämisse ist schon irreführend. "Has lost" ignoriert, dass viele der Listenunternehmen ihren "retreat" schrittweise vollziehen.
2. Noch wichtiger aber:
Die conclusio ("crippling the economy") ist falsch.
Nur 2 Punkte hierzu:
a) Denn selbst wenn die Unternehmen, die Tschüss sagen, 40% des russischen GDP "repräsentieren", verliert Russland natürlich nicht (zumal nicht dauerhaft) diese BISHER auf diese Unternehmen entfallende Wertschöpfung; denn es gibt unzählige Kompensationen, die z.T. schon voll angelaufen sind. McDonalds geht? McPutin zieht ein! Kleiderlabel x geht? Das Label y stockt seine Marktanteile auf. Maschinenhersteller z schließt seine Produktionsstätte dort? Egal, ordern wir die Maschinen über die Türkei...
b) Die Listenunternehmen sind zu ganz erheblichen Teilen Anbieter von Wohlstandskonsum (zB Modelabels) und für die industriellen Kernsektoren Russlands nicht bedeutend.
Hierzu instruktiv:
Ben Aris (bne Intellinews): Die Yale-Studie übertreibt
Ben Aris, Herausgeber und Chefredakteur von „bne Intellinews“, hat die Yale-Studie in einem am Freitag veröffentlichten „Long Read“ sehr ausführlich und faktenreich unter die Lupe genommen.
Als eine „klare Übertreibung“ kritisiert er die Schlussfolgerung der Studie, dass die abwanderungswilligen ausländischen Unternehmen 40 Prozent des BIP stellen würden und die Abwanderung dieser Unternehmen drei Jahrzehnte ausländischer Investitionen nahezu vollständig rückgängig machen sowie zu einem bisher nie erlebten gleichzeitigen Massen-Exodus von Kapital und Arbeitskräften aus Russland führen würde.
Es möge zwar sein, dass der Umsatz der Unternehmen 40 Prozent des BIP entspreche. Nach ihrer Abwanderung und dem Verkauf an russische Unternehmen werde sich aber die Nachfrage der russischen Käufer auf Angebote russischer Unternehmen richten.
Die große Mehrheit der ausländischen Unternehmen sei zudem im Einzelhandel tätig. Ihre Abwanderung werde nicht die Entwicklung der Produktivität der Wirtschaft, sondern der „Lebensqualität“ beeinträchtigen.
Ein sehr viel ernsteres Problem sei allerdings die Abwanderung von Unternehmen, die in der russischen Industrie investiert hätten und wichtige Ausrüstungsgüter herstellten wie zum Beispiel Siemens (Turbinenbau, Eisenbahn-Technologie).
Die Abwanderung von internationalen Markenunternehmen im Handel werde sich vor allem auf dem Arbeitsmarkt negativ auswirken. Rund 10 Prozent der russischen Arbeitskräfte seien bei ausländischen Unternehmen beschäftigt. Derzeit hätten die meisten der Unternehmen ihre Geschäftstätigkeit vorübergehend eingestellt, bezahlten aber ihre Beschäftigten weiterhin. Bei einer endgültigen Schließung der Geschäfte könnten Millionen arbeitslos werden.
Derzeit liege die Arbeitslosenquote in Russland noch auf einem Rekordtief (3,9 Prozent im Mai und Juni). Laut der jüngsten „Einkaufsmanager-Umfrage“ sei die Zahl der Beschäftigten dank einer starken inländischen Nachfrage erhöht worden.
Quelle:
https://ostexperte.de/schrumpft-die-rus ... 0-prozent/