Effektive Lernmethoden für Klausuren benötigt

Allgemeine Fragen zum Jurastudium (Anforderungen, Ablauf etc.)

Moderator: Verwaltung

Antworten
Lawyertobe
Noch selten hier
Noch selten hier
Beiträge: 10
Registriert: Freitag 3. September 2021, 14:10

Effektive Lernmethoden für Klausuren benötigt

Beitrag von Lawyertobe »

Wie ihr aus meinem früheren Post entnehmen könnt, bin ich 2- Fache Mama, Ehefrau, Hausfrau und helfe meinem Mann auf 400€ Basis in seinem Büro aus.

Das Studium geht aufgrund der Babypausen und den Kinderkrankheiten, Corona Schule Schließungen etc. schleppend voran. Ich befinde mich aktuell im 14. Semester und benötige noch 3 Klausuren für die Große Übung.

Damit ich endlich mit dem Rep beginnen kann, möchte ich im kommenden Semester alle Klausuren bestehen.

Frage ist nur wie? :-k

Da ich kaum Anschluss zu meinen Kommilitonen gefunden habe, habe ich auch keine Ahnung wie andere Studenten lernen. Die einzige Kommilitonin mit der ich befreundet bin hat selber Kinder und nimmt sich alle Zeit der Welt. Sie schreibt eine Klausur pro Semester und betreut ihre Kinder bis sie in die Schule gehen.
Meine Kinder befinden sich glücklicherweise bis 16h in Betreuung. Ich möchte bald fertig werden. [-o<


So zur Frage : welche Lernmethoden wendet ihr für welches Fach an? Wie lernt ihr effizient? Wie kann man sich alles merken? Worauf kommt es an? Ich muss keine 10 Punkte bekommen. Ich möchte vorerst wenn, einfach nur bestehen. Von 7-7 in der Bib sitzen, geht bei mir eh nicht. ::roll:

Ich möchte keine Basic antworten, wie "ich lerne mit Hemmer", sondern Methoden, wie man das Gelernte in einer Klausur effizient umsetzt.

Wie merkt ihr euch die Definitionen? Wie merkt man sich die Meinungstreits?
Wie lerne und verstehe ich das wesentliche? Mein Alltag ist gefüllt mit so viel Kram.
Wenn ich mir die Karteikarten und Skript Berge auf meinem Schreibtisch anschaue, bekomme ich nur Panik. :( #-o
Aber die anderen Studenten die ihre Klausuren/Exam bestanden haben sind ja auch nur Menschen, oder haben sie übernatürliche Fähigkeiten?

Danke für die Tips!
O:)
jona7317
Fleissige(r) Schreiber(in)
Fleissige(r) Schreiber(in)
Beiträge: 155
Registriert: Dienstag 9. August 2022, 12:03
Ausbildungslevel: Cand. iur.

Re: Effektive Lernmethoden für Klausuren benötigt

Beitrag von jona7317 »

Ich bin selber am Ende meiner Vorbereitung und habe 4/6 Examensklausuren schon hinter mir. Ich hab vor allem zu Beginn vieles probiert und kann ja mal beschreiben, wie ich jetzt herangehen würde wenn ich nochmal vom Tag 0 der Examensvorbereitung starten würde:


Vom Zeitrahmen würde ich vom ersten Tag bis zur Klausur etwa anderthalb Jahre einplanen.
Davon würde ich 1 Jahr lang den Jahreskurs eines Reps besuchen, je nach Standort das der Uni oder ein kommerzielles. Da musst du letztenendes Probehören und schauen was dir zusagt, wenns aber keinen brennenden Zwang zum Prädikat gibt bist du fast überall gut bedient.

Nach Ende des Jahreskurses würde ich alleine vor mich hinlernen und 2 Klausuren pro Woche schreiben. Direkt nach Ende des Kurses anfangen alle Unterlagen für die Examensanmeldung zusammenzustellen (!) und dann ab dem 3. Monat des zweiten Jahres würde ich mich zu den Klausuren anmelden, sobald ich mich bereit fühle.

Während des Reps würde ich jede Einheit nur knapp vorbereiten und mich vor allem darauf konzentrieren, die gelösten Fälle intensiv nachzubereiten und aus den Fallösungen das materielle Wissen rauszuziehen und auf Karteikarten zu schreiben.
Ich persönlich mag dafür repetico ganz gerne. Ich finde das leicht zu bedienen und finde die einstellbaren Wiederholungsrythmen und Progressionsanzeigen ganz nett.
Wichtig ist auch, dass du den Kram dann in den Abständen auch wiederholst. Dafür wird auch einiges an Zeit draufgehen. Ich finde den Ryhtmus 1 Tag, 1 Woche, 1 Monat, 3 Monate, 6 Monate ganz gut. Ich habe wichtige Meinungsstreits aufgeschrieben, aber immer mit "erläutere und argumentiere den Streit" als Aufgabe und immer mit der Frage wo man das im Gutachten verortet!
Definitionen würde ich (außer im Strafrecht BT) nur vereinzelt aufschreiben. Nach einem Jahr Kurs und X Klausuren sitzen die üblichen Verdächtigen sowieso, genauso sehr würde ich nicht aufschreiben wie man eigentlich einen Anspruch aus § 812 oder eine Anfechtung nach § 119 II prüft. Also nicht die absoluten Basics und nicht jede Definition. Das Selbstvertrauen, dass das schon auch so hängenbleibt, sollte man haben :D Klar kannst du aber auch Anspruchsaufbauten, die du immer vergisst, aufschreiben. Ich hab zum Beispiel bei § 823 IMMER was vergessen, den hab ich mir dann doch aufgeschrieben.

Wenn man von vorneherein mit mehr als einem Jahr plant, reicht es völlig aus in der zweiten Hälfte des Reps richtig mit Klausuren zu beginnen. Die würde ich dann nach einem halben Jahr ohne Hilfsmittel schreiben, eine pro Woche reicht völlig aus.
6-Tage Woche zum Klausurenschreiben finde ich unsinnig. Manche können das vielleicht, mich würde das schon nach 2-3 Wochen kaputt machen.
Heisst aber auch, dass du in der zweiten Hälfte eben die Nachbereitung und Wiederholung von 5 Tagen auf 4 komprimieren musst, das geht idR aber sobald man im Arbeitsrythmus drin ist ganz gut.

Ich würde bei dem was ich lerne voll aufs Rep vertrauen und nur das nachbereiten, was auftaucht. Wenn ich etwas anhand der Materialien nicht verstehe würde ich nur online nach anderen Quellen und Erklärungen suchen, solange es da nicht um ganz elementare Basics handelt würd ich mich da nicht verzetteln.



Sobald der Kurs vorbei ist würde ich folgendermaßen vorgehen:
Schreib 2 Klausuren pro Woche und mach weiter mit den anstehenden Wiederholungen.
Parallel dazu würde ich mir crashkurs-Skripte oder andere extrem komprimierte Zusammenfassungen der einzelnen Rechtsgebiete besorgen und die durchackern. Mach dir einen Zeitplan und teil dir so viel Zeit pro Rechtsgebiet ein, dass du zum Examenstermin mit ein paar Wochen Puffer und auch 2-3 Wochen Pause zwischendrin durch bist.
Das sollte im Eiltempo sein und den Großteil der da drin steht kannst du sowieso. Da gehts eher darum übersehenes aufzuarbeiten und alles wesentliche mal gesehen zu haben.



Das hat jetzt keine besonders tolle Struktur und ist erstmal nur ne Menge Text, aber das wäre meine Vorgehensweise.
An konkreten Materialien/Sonstigem was ich empfehlen kann wäre da folgendes:

- Repetico für Karteikarten fand ich gut, hat glaube ich 20€ für ein Jahr gekostet.
- Die App "Forest" habe ich benutzt um zu messen und sicherzustellen, wie viele Stunden ich am Tag unabgelenkt arbeite. Das klappt für mich sehr gut und das kann ich jedem empfehlen. (4 hatte ich als Minimum, vor dem ich nicht aufhöre. 6 oder mehr habe ich nur selten und an sehr guten Tagen erreicht. Dafür brauche ich trotzdem 8 Zeitstunden, lass dich von den "7 bis 7 in der Bib" Leuten nicht verarschen :D)
- Wenn du da irgendwie rankommst fand ich im Zivilrecht das Crashkurs-Skript von Hemmer super, das war extrem kompakt aber trotzdem so ziemlich vollständig
- Mach dir Tabellen in Excel oder GoogleSheets für Zeitpläne. Tracke auch deine Klausuren mit Nummer, Abgabedatum, Note und Durchschnitt je Fach.
Lawyertobe
Noch selten hier
Noch selten hier
Beiträge: 10
Registriert: Freitag 3. September 2021, 14:10

Re: Effektive Lernmethoden für Klausuren benötigt

Beitrag von Lawyertobe »

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort auf meine Frage . Ich habe dadurch sehr viel hilfreiches entnehmen können!!
Antworten