Zweitstudium neben Jura

[Jaasq]

Hallo,

ich studiere momentan Jura im zweiten Semester. Mir gefällt das Studium sehr und ich werde auch definitiv weiter meinen Fokus darauf legen. Jura wird immer der Schwerpunkt bleiben. Meine Noten befinden sich im hohen einstelligen Bereich und ich weiß, dass das keine Indikation ist, wie es in Zukunft läuft. Aber ich komme mit dem Lernen gut zurecht. Ich könnte mir vorstellen durch eine Optimierung meiner Lernzeit weitere Zeit freizuhalten. Denn seit einiger Zeit liebäugele ich mit einem Zweitstudium an einer privaten Fernuniversität (IU). Genauer gesagt geht es um einen konkreten Bachelor-Studiengang im wirtschaftlichen Bereich, dessen Thematik mich einfach schon lange interessiert. Es gibt einen 36-, 48-, und 72-Monatsplan, in denen ich den Bachelor jeweils absolvieren könnte. In Frage kommen dementsprechend nur 48 oder 72 Monate, da 36 Monate auf Vollzeit angelegt sind. Meine beiden Gründe für das Studium sind einmal die „Befriedigung“ meiner Interesse, und der wahrscheinlich schwerer zu gewichtender Grund ist, dass ich mir mit dem Bachelor in Aviation Management einen erleichterten/schnelleren/besseren Einstieg in die Luftverkehrsbranche erhoffe. Meine Frage ist nun: Gibt es hier jemanden der persönliche Erfahrung mit einem Zweitstudium neben Jura hat, oder ferner jemanden kennt, der dies versucht (oder gar geschafft) hat? Über ein paar Anregungen und Erfahrungsberichte würde ich mich sehr freuen. Man liest ja immer wieder von manchen Leuten in der Wirtschaft (Volljuristen), dass sie zwei Fächer studiert haben. Allerdings fällt es mir immer schwer da herauszulesen ob sie gleichzeitig studiert haben oder nacheinander bzw. ob sie überhaupt einen Abschluss in dem Fach haben oder nur sagen sie hätten es studiert aber eigentlich nach 4 Semestern abgebrochen haben. Möglicherweise schlagt ihr jetzt auch die Hände über dem Kopf zusammen und fragt euch was dem Jungen einfällt so eine bescheuerte Frage zu stellen. Man weiß ja nie. Vielleicht brauche ich auch nur ein paar Leute die mich auf den Boden der Tatsachen zurückholen und mir diese Idee aus dem Kopf schlagen.

Würde mich über ein paar Antworten freuen. Danke im Voraus!

[Theopa]

Vorab:
Die objektive Sinnhaftigkeit eines derart hochspezialisierten Bachelors neben dem Jurastudium würde ich mal relativ stark anzweifeln. Die Chancen, dass eine solche Zusatzqualifikation einen relevanten Vorteil darstellt dürfte vernachlässigbar gering sein. Wenn dich Airbus o.ä. einstellt dann nicht wegen eines solchen Bachelors, sondern eher weil du weit überdurchschnittliche Examensnoten und 5 Jahre Berufserfahrung in einer Wirtschaftskanzlei hast. Für Arbeitgeber außerhalb der Luftfahrt führt so etwas dann natürlich zur Frage "Aha.... und wieso bewerben Sie sich dann bei uns?"

Im seltenen Einzelfall kann das evtl. dann mal den Ausschlag geben, Aufwand und Nutzen dürften aber in keinem Verhältnis stehen, zumal es im Rahmen des Jurastudiums absolut normal ist seine Interessen zu ändern und an einem völlig anderen Rechtsgebiet interessiert zu sein: Im ersten Semester wollen gefühlt 50% in die GK, im zweiten Semester wollen gefühlt 80% Strafrecht machen. Die Zahlen nach dem zweiten Examen sehen anders aus

Nun zur Frage:
Man kann neben Jura durchaus ein zweites Fach studieren, muss das aber gut planen. Wichtig ist ein früher Anfang, da der Aufwand bei Jura in den ersten Semestern noch sehr moderat ist, zur Examensvorbereitung aber stark ansteigt. Wenn man es richtig angeht verträgt sich das also erst einmal sehr gut und dürfte deutlich einfacher sein als zwei Bachelor nebeneinander. Wenn du mit der Examensvorbereitung beginnst, solltest du den Bachelor bestenfalls schon komplett in der Tasche haben. Das führt natürlich im Regelfall dazu, dass sich das Studium verlängert und man den Freischuss nicht mitnehmen kann.

Ein echtes Doppelstudium habe ich bei Jura dennoch relativ selten gesehen. Ich kannte im Studium jemanden flüchtig der damit angefangen hat, kenne aber heute niemanden der so ein Konzept auch abgeschlossen hat. Häufiger ist die Variante, in der Jura das Zweitstudium nach einem ganz anderen Fach war.

[Seeker]

Ich würde davon abraten. Willst du später als Jurist arbeiten, zählen fast nur die Noten. Ein gutes Staatsexamen zu schreiben, ist aber schon für sich genommen schwer genug, mit einem Zweitstudium wird es zu einer gewaltigen Herausforderung. Ehrlich gesagt kannst du als Zweitsemester auch noch nicht ansatzweise abschätzen, wie umfangreich der Examensstoff letztlich ist.

Nur der Vollständigkeit halber kann ich aber berichten, dass ich tatsächlich eine Handvoll Personen kenne, die erfolgreich ein Zweitstudium neben Jura abgeschlossen haben. In den meisten Fällen war es ein wirtschaftlicher Bachelorabschluss an einer Fernuni. Alle die mir bekannten Kommilitonen waren aber sehr intelligent und fleißig. Teilweise von Anfang an zweistellige Noten, später "gut" im Examen usw. Für den normalen Studenten taugen sie kaum als Vorbild.

[gola20]

Habe auch einen weiteren Abschluss gemacht parallel zum Jurastudium. Es bringt beruflich gar nichts. Das Jurastudium dauerte dadurch nur länger. Bis auf paar Rückfragen im Vorstellungsgespräch, hat es auch nie jemanden interessiert.
Wenn du es wirklich durchziehen willst, dann schließe das weitere Studium unbedingt vor der Examensvorbereitung ab.

[thh]

Habe auch einen weiteren Abschluss gemacht parallel zum Jurastudium. Es bringt beruflich gar nichts.

Naja, es gibt schon Nischen; ab und an wird Jura mit Medizin kombiniert, nacheinander oder (teil-)parallel; für eine Arbeit im Medizinrecht ist das sehr hilfreich. Die Studiengänge sind vom Arbeitsaufwand her aber nicht wirklich zur Kombination geeignet.

[Theopa]

Naja, es gibt schon Nischen; ab und an wird Jura mit Medizin kombiniert, nacheinander oder (teil-)parallel; für eine Arbeit im Medizinrecht ist das sehr hilfreich. Die Studiengänge sind vom Arbeitsaufwand her aber nicht wirklich zur Kombination geeignet.

Wird bestritten

Ich bin im Medizinrecht tätig und kenne auch einige Kollegen, die erst Medizin und dann Jura studiert haben. Wirkliche Vorteile haben diese aber nicht und bei einem großen Teil habe ich das Gefühl und/oder Wissen, dass sie Medizin als Erststudium nicht freiwillig gewählt bzw. alternativ die Karriere als Arzt nicht freiwillig beendet haben.

Man kann unter Umständen etwas besser Akquise bei Ärzten betreiben, auch das kann aber schnell irrelevant werden bzw. sich unter Umständen sogar ins Gegenteil verkehren: Der Facharzt-Professor nimmt jemanden der es vor zehn Jahren mal kurz zum Anfänger-Assistenzarzt gebracht und dann sofort aufgehört hat fachlich natürlich überhaupt nicht ernst.

Das medizinische Wissen für Haftungsprozesse ist sehr spezifisch und wandelt sich schnell. Ohne Facharztausbildung kann man selten mitreden und Halbwissen ist gefährlich. Wer nach dem Medizinstudium zehn Jahre Augenarzt ist und dann später nur Augenärzte vertritt hat sicher ganz erhebliche Vorteile, das sind dann aber seltene Einzelfälle.

[gola20]

Sehe ich auch so. Es ist und bleibt halt „nur“ ein Studium. Dir fehlt die gesamte Praxiserfahrung im anderen Studienfach.

[Jaasq]

Danke euch allen für die konstruktiven Antworten!

[Jaasq]

Habe auch einen weiteren Abschluss gemacht parallel zum Jurastudium. Es bringt beruflich gar nichts. Das Jurastudium dauerte dadurch nur länger. Bis auf paar Rückfragen im Vorstellungsgespräch, hat es auch nie jemanden interessiert.
Wenn du es wirklich durchziehen willst, dann schließe das weitere Studium unbedingt vor der Examensvorbereitung ab.

Interessant. Wie kommt es, dass dir das Studium nichts für den Beruf gebracht hat? Bist du einfach in eine andere Branche rein? Oder wird man einfach immer als Jurist gesehen bei dem das Zweitstudium absolut keine rolle spielt?

[gola20]

Man wird als Jurist eingestellt, man bearbeitet juristische Aufgaben und wird bezahlt wie ein Jurist. Ein Arbeitgeber hat fast nie etwas von deinem weiteren Abschluss, erst recht, wenn man keine Berufserfahrung in dem Bereich hat.

[jona7317]

Zumal Leute mit Staatsexamen, ob berechtigt oder nicht, es oft ein wenig zu sehr genießen, auf Bachelorabsolventen herabzulächeln. Wird bei einem zusätzlichen Bachelor neben den Staatsexamina nicht anders aussehn.

[Grundlagencrack]

Ich habe zwar kein "Zweitstudium neben Jura" absolviert, dafür jedoch nach (!) dem 1. Staatsexamen einen viersemestrigen Aufbaustudiengang (damals Diplom, ein Jahr später wurde der Studiengang in einen Masterstudiengang (M.A.) umgewandelt). Diesen habe ich mit 1,0 abgeschlossen. Dieser zusätzliche Abschluss hat mir mehrfach gute Dienste geleistet, was Bewerbungsverfahren anbelangt. Aber ich habe nie im Bereich Justiz oder als Anwalt gearbeitet. Da hätte der zusätzliche Abschluss eher nichts genützt.

[Jaasq]

Ich habe zwar kein "Zweitstudium neben Jura" absolviert, dafür jedoch nach (!) dem 1. Staatsexamen einen viersemestrigen Aufbaustudiengang (damals Diplom, ein Jahr später wurde der Studiengang in einen Masterstudiengang (M.A.) umgewandelt). Diesen habe ich mit 1,0 abgeschlossen. Dieser zusätzliche Abschluss hat mir mehrfach gute Dienste geleistet, was Bewerbungsverfahren anbelangt. Aber ich habe nie im Bereich Justiz oder als Anwalt gearbeitet. Da hätte der zusätzliche Abschluss eher nichts genützt.

Interessant. Hast du danach noch das zweite Examen gemacht? Hört sich zwar nicht so an aber ich frage lieber nochmal nach.

[Grundlagencrack]

Ich habe zwar kein "Zweitstudium neben Jura" absolviert, dafür jedoch nach (!) dem 1. Staatsexamen einen viersemestrigen Aufbaustudiengang (damals Diplom, ein Jahr später wurde der Studiengang in einen Masterstudiengang (M.A.) umgewandelt). Diesen habe ich mit 1,0 abgeschlossen. Dieser zusätzliche Abschluss hat mir mehrfach gute Dienste geleistet, was Bewerbungsverfahren anbelangt. Aber ich habe nie im Bereich Justiz oder als Anwalt gearbeitet. Da hätte der zusätzliche Abschluss eher nichts genützt.

Interessant. Hast du danach noch das zweite Examen gemacht? Hört sich zwar nicht so an aber ich frage lieber nochmal nach.

Ich habe danach tatsächlich auch noch das 2. Examen gemacht, obwohl ich das ursprünglich tatsächlich nicht vorgehabt hatte. Wenn Du mehr wissen möchtest, schreibe mir gerne per PM. Es handelte sich übrigens um das "Aufbaustudium Kriminologie", das wenig später zum M.A.-Studiengang "Internationale Kriminologie" wurde.

[Gast078]

Was hast du dann damit gemacht? Bist du zur Polizei?