Gute Fallbücher

[Melanie-Kneip]

Hallo,

Ich starte bald mein Referendariat und habe von noch nichts Ahnung aber wollte mich schon mal erkundigen.
Ich habe früher für das erste Examen immer gerne mit den Fallbüchern von Schwabe gearbeitet.
Gibt es für das zweite Examen auch gute Fallbücher?
Höre immer das würde es zwar geben aber das würde alles eigentlich nicht wirklich was taugen.
Könnt ihr etwas empfehlen, womit ich wirklich alles abgedeckt habe?

Danke schon mal!

[Torsten Kaiser]

Klassische Fallbücher so wie sie es für das 1. Examen gibt, habe ich für das 2. Examen auch noch nicht gesehen. Ich glaube die braucht es auch nicht, es gibt ja genügend Möglichkeiten, Übungsklausuren zu schreiben. Man kann sich dann die Musterlösung anschauen und dort gucken, wie es zu machen war.

Oder eben Urteile lesen und schauen, wie es die Praxis macht.

Weihnachtliche Grüße,
TK

[Melanie-Kneip]

Naja...genug Möglichkeiten Übungsklausuren zu schreiben, wenn man halt das Geld hat.
Alpmann ist erschwinglich aber da kommen due Klausuren nach Rechtsgebiet in Rotation. Das ist für mich nix, weil ich ja bisher nur die Zivilgerichtsklausur kann. Dann würde ich quasi für nix bezahlen, wenn ich nur alle zig Wochen eine Klausur schreiben kann. Bei Kaiser kann man 5 Klausuren nach Wunsch zusammenstellen. Also auch 5 Zivilgerichtsklausuren. Aber das kann ich mir nicht leisten. Andere Angebote, die für mich passen kenne ich nicht.

[Torsten Kaiser]

Ich würde an deiner Stelle erst mal die umsonst – Möglichkeiten bei Gericht und in den Probeklausur-Wochen nehmen. Die sind doch alle umsonst. Die Lücken, die automatisch da sein werden, kannst du dann mit gekauften Klausuren füllen. Anders geht es nicht und so machen es viele vor dir ja eben auch. So habe ich es ja auch gemacht. Liebe Grüße aus Lübeck und guten Rutsch!

[Melanie-Kneip]

Ich wüsste nicht, dass es bei uns am Gericht sowas gibt.
Oder meinst du diese Einladungen zu Klausuren, die man per Mail bekommt.
Aus Düsseldorf in meinem Fall???
Das wäre doch aber das selbe oder nicht?
Die kommen ja auch in Rotation und dann komme ich ja auch nie zum mitschreiben oder?
Und da gibt es ja nichtmal eine Korrektur und Bewertung.

[Torsten Kaiser]

Ich weiß nicht, wie es bei dir an deinem Standort genau ist. Aber es gibt in jedem Gerichtsbeirk in jeder AG Klausuren, die man während der Station in der jeweiligen AG schreibt. Dazu gibt es in fast allen Bundesländern Probeklausuren – Wochen, wo man ebenfalls noch mal 8 Klausuren schreiben kann. Und das ist alles umsonst. Wenn du unsicher bist, wie das bei dir ist, wende dich doch einfach bei dir an den Referendarrat. Dafür ist er da!

Viele liebe Grüße aus Lübeck und guten Rutsch!

[Melanie-Kneip]

Ja gut....das stimmt aber das ist natürlich seeeeeehr wenig.
Jetzt in der Zivilisation sind das 3 Klausuren, die wir schreiben.
In 4 Monaten....
Das ist natürlich nicht viel.
Ich wollte eigentlich schon eine pro Woche schreiben und nicht nur die Pflichtklausuren in der Station.

[Torsten Kaiser]

Ich weiß, in einigen Gerichtsbezirken werden viele Übungsklausuren zum Schreiben zur Verfügung gestellt, in einigen ganz wenige. Das ist nicht ganz gerecht.
Auch wenn es natürlich Geld kostet, dürfte die einzige Möglichkeit für dich, weitere Klausuren zu schreiben (wie wichtig das Schreiben von Übungsklausuren unter Realbedingungen ist brauche ich hier nicht zu vertiefen...), nur der Zukauf von Klausuren sein. So machen es viele anderen auch!
Gutes neues Jahr 2024 und viele Grüße von mir

TK

[Melanie-Kneip]

Klar machen es viele anderen auch.
Das bekomme ich ja auch mit.
Es hat aber leider nunmal nicht jeder die finanzielle Möglichkeit.
Ich jedenfalls nicht.
Ohne familiäre Unterstützung könnte ich mir nichtmal die Bücher leisten.

[famulus]

Viele verkaufen nach dem Examen zu Dutzenden für einen schmalen Taler ihre Alpmann-Klausurenhefte. Ich würde mir (wieder) die Dinger stapelweise kaufen und durchprügeln. Da ist immer die Klausur und im nächsten (oder übernächsten?) Heft die Lösung. Guck doch mal bei Kleinanzeigen.

[Torsten Kaiser]

Genau das haben viele schon bereut. Das Üben von Klausuren setzt voraus, dass man sie unter Realbedingungen schreibt und sich hart durchkorrigieren lässt. Alles andere ist ein Selbstbetrug. Glaub mir, ich habe den Beruf schon seit fast 30 Jahren. Bei einigen klappt’s, bei der überwältigen Mehrzahl nicht.

Man muss die Klausuren echt schreiben und sich genauso echt hart korrigieren lassen, nur so kann man lernen, unter Zeitdruck gut zu sein, Wichtiges vom Unwichtigen zu trennen, Obersätze zu bilden, Standardformulierungen unter Zeitdruck hinzubekommen, eigene Argumentation entwickeln gerade bei unbekannten Problene, mit dem Kommentar zu arbeiten etc. Alles das übt man nicht, wenn man nur Lösungsskizzen liest.

Wenn man an einem Golfturnier teilnehmen will, dann sollte man vorher auf dem Golfplatz und Abschläge etc. üben und nicht nur zu Hause sitzen und ein Golfbuch aus der Bücherei lesen. Vielleicht hilft diese Analogie.

Viele Grüße aus Lübeck,
TK

[famulus]

Mit Blick auf die Ernstfall-Situation ist da schon was dran. Mir hat aber genau dieses Vorgehen insofern geholfen, als mir durch die schiere Masse nicht nur sehr viele Problemkonstellationen begegnet sind, sondern auch deren Verortung bzw. Verarbeitung in der Fallbearbeitung. Das war ein großes Problem in meinem ersten Examen, in dem ich abstrakt materielles Wissen gepaukt hatte, in der Klausur aber damit gar nichts anzufangen wusste. Dasselbe kann mit reinen Lehrbüchern bzw. Skripten aus meiner Sicht im Zweiten auch passieren, deshalb würde ich immer wieder vorgehen. "Simulieren" im Sinne von Probeklausuren unter Realbedingungen würde ich im Nachhinein auch sehr viel intensiver. Aber für die "Bearbeitungssicherheit" hat mir persönlich das Pauken der Klausurenhefte (Fall durchlesen, stichpunktartig lösen und abgleichen) extrem genützt.

[Torsten Kaiser]

Für mich war es anders. Ich fand es sinnvoller, auf eher abstrakter Ebene die verschiedenen Konstellationen mir anzuschauen - Problembewusstsein/Problemlösungsbewusstsein, um das dann in der Klausur auf den Fall konkret anwenden zu können, als mit ausgedachten Rep-Klausuren zu lernen, die nur um EIN random singuläres Problem aus 1 Mio möglichen Problemen von irgendeinem mit unbekannten Verfasser rumgebaut wurden. Mit einer Klausur "lernt" man eben nur den Klausurfall, nicht mehr.

"Lernen" mit Kursunterlagen/Skripten/AG-Unterlagen, "Üben", das Gelernte umzusetzen in einem unbekannten Fall mit Übungsklausuren. Die Klausuren sind aber nicht zum Lernen da.

Das war so mein Ansatz für das 1. und 2. Examen.

[famulus]

"Gelernt" habe ich damit exklusiv auch nicht - ich hatte da auch mit Lehrbüchern und mit selbst angefertigten Karteikarten gearbeitet. Aber das parallele "Durchgliedern" der über 100 Klausuren hat mir sehr bei der Methodik geholfen - damit, das ganze Zeug auch "auf die Straße zu bringen". Ich konnte so meine Prüfschemata ins Rückenmark kriegen, habe irgendwann wiederkehrende Muster und Klassiker erkannt und gesehen, wie man damit in der Fallbearbeitung umgeht.

[Torsten Kaiser]

Hattest du denn bei Gericht auch eine guten Klausurenkurs? Das ist ja überall total unterschiedlich. Einige Refs berichten mir Horrorgeschichte, bei anderen sieht es gut aus.