Ich kenne London ein bisschen näher, und meines Erachtens ist das dortige Oyster-System schon recht nah an einem theoretischen Idealmodell für Ticketing im ÖPNV dran. Um es mal kurz zu umschreiben: Es hat Bahnsteigsperren am Eingang ebenso wie am Ausgang der Stationen. Die Sperren sind mit kontaktlosen Kartenlesern ausgestattet und öffnen sich, wenn eine Bezahlkarte rangehalten wird. Als solche lässt sich eine große Vielzahl an Karten verwenden: Es gibt aufladbare Oyser-Karten, wo man an Automaten oder online Guthaben draufladen kann, und je nach gefahrener Distanz (das System weiß ja, welche Strecke man gefahren ist, weil die Karte bei Ein- und Ausstieg gelesen wird) wird der jeweilige Preis abgebucht. Man kann sich die separate Oyster-Karte aber auch sparen und einfach eine marktübliche Kredit- oder Debitkarte oder das Handy mit Apple Pay usw. ranhalten. Dann wird einfach über diese Karte oder das Apple Wallet der jeweilige Fahrpreis abgerechnet. Dazu gibt es ein "daily cap", also einen Maximalpreis, der (jedenfalls in den inneren Zonen) pro Tag abgerechnet wird - wenn dieses cap erreicht wird, hört das System für den Rest des Tages auf, weitere Beträge abzurechnen. Im Ergebnis hat man also eine Tageskarte, ohne dass man sich bereits bei der ersten Fahrt Gedanken machen müsste, ob man eine Tageskarte oder lieber eine Einzelfahrkarte kaufen müsste. Zusätzlich gibt es Fahrkartenkontrollen in den Zügen, allerdings sehr sporadisch. Im Fall einer solchen Kontrolle hat der Kontrolleur ein Lesegerät dabei, mit dem er nachprüfen kann, ob die Karte, die der Fahrgast vorzeigt, beim Betreten der Station eingelesen wurde.FKN993 hat geschrieben: ↑Sonntag 8. Juni 2025, 13:49 Meine Idee, dass man das Konzept von Bahnsteigsperren digital umsetzte. Ein Check-in/Check-out-System an Bahnhöfen/Zügen. Und so könnte man auch ein dynamisches Preis- und Bezahlsystem entwickeln (also Preis richtet sich dann nach Fahrstrecken oder Zonenpreisen).
Meine Idealvorstellung wäre, dass man gar keine Fahrkarte mehr bräuchte und beispielsweise z.B. Fingerabdrucktechnik nutzt: Der Fingerabdruck - konkludente Zustimmung - dient dann als Verifizierungsschlüssel, um verschlüsselt hinterlegte personenbezogene Daten abzurufen. Wäre das nicht umsetzbar?
(In manchen Verkehrsmitteln, z.B. in der DLR - einer Art Vorort-S-Bahn im Osten Londons - sind diese Kontrollen häufiger, weil die DLR aus mir nicht bekannten Gründen keine Bahnsteigsperren hat - es sind aber in jeder Station Kartenleser vorhanden, und man muss trotzdem bei Fahrtbeginn und Fahrtende die Karte auslesen lassen. Im Bus achtet der Fahrer darauf, dass der Fahrgast beim Einsteigen eine gültige Karte präsentiert, was das Lesegerät mit einem deultichen Pieps bestätigt.)
Es ist wirklich ein sehr effizientes und praktisches System, das dem Benutzer das Nachdenken weitgehend abnimmt - man hält einfach die Karte (oder das Handy, oder die Smartwatch...) beim Betreten und Verlassen ans Lesegerät und muss sich über Fahrpreise und Tageskarten keine weiteren Gedanken mehr machen. Das geht für Einheimische ebenso wie für Touristen, denn eine Oyster-taugliche Bezahlkarte hat ja heute wirklich jeder. Auch in puncto Datenschutz ist es nicht so übel, wenn man ein digitales Wallet (Apple Pay, Google Pay...) verwendet, weil die ja dem Kartenleser für jede Transaktion eine ad hoc generierte einmalige ID mitteilen, ohne dass der Kartenleser Daten über das dahinterstehende Konto erhalten würde.